Aktuelle Zahlen des europäischen Herstellerverbands ACEA zeigen: 2024 wurden in der EU unterm Strich rund 10,6 Millionen Pkw neu zum Verkehr zugelassen, 0,8 Prozent mehr als 2023. Allerdings hinkt der Handel dem Vor-Corona-Jahr 2019 weiterhin um 17 Prozent bzw. zwei Millionen Fahrzeuge hinterher. Der österreichische Markt liegt mit knapp 254.000 im Vorjahr zugelassenen Neufahrzeugen sogar um 23 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Axel Preiss, unter anderem Mobilitätsexperte des Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young), sieht derzeit keine positiven Impulse für den europäischen Neuwagenmarkt, der im Krisenmodus verharre: "Die Nachfrage ist niedrig, der Absatz deutlich unter Vorkrisenniveau – die Produktion der Autohersteller daher nicht ausgelastet."
Die Gründe dafür lägen auf der Hand. "Konjunkturflaute, politische Unsicherheiten, hohe Preise und offene Fragen, welche Technologie in der Autoindustrie zukünftig vorherrschen wird, sorgen für Verunsicherung speziell bei privaten Kunden", meint Preiss. Sollte zudem die neue US-Regierung neue Handelshemmnisse aufbauen, werde das die Konjunkturentwicklung und damit auch den Neuwagenabsatz in Europa zusätzlich belasten. Für 2025 gebe es "leider keine richtig positiven Impulse".
Der Absatz an reinen Elektroautos in der EU ist 2024 sogar deutlich gesunken, und zwar um rund sechs Prozent auf 1,45 Millionen Fahrzeuge. In Österreich schrumpfte die Zahl der Elektro-Neuzulassungen im Vorjahr um 6,3 Prozent auf 44.622 Pkw. Hautgrund für das schlechte Europa-Ergebnis war laut EY die dramatische Entwicklung auf dem deutschen Markt mit einem Minus von 27 Prozent. Insgesamt schrumpfte der Absatz an Elektroautos, so schreibt EY in einer Aussendung, in 15 von 27 EU-Ländern.
Der erhoffte Hochlauf der Elektromobilität stocke jedenfalls EU-weit, so Preiss. Dort wo es gut laufe, seien vor allem Förderungen der Grund. "Ohne staatliche Begünstigungen und Förderungen kommt die Elektromobilität derzeit nicht vom Fleck." Die aktuell im Sparplan für Österreich angedachte motorbezogene Versicherungssteuer für E-Autos werde daher laut dem EY-Experten auf den Absatz Einfluss haben.
Preiss begründet die schwache Entwicklung im Elektrosegment auch damit, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor große Vorbehalte bzw. Vorurteile gegen Elektroautos gebe. "Ladeinfrastruktur, Ladekosten und -dauer sowie die vermeintlich zu geringe Reichweite der Elektroautos spielen für die Konsumenten eine große Rolle. Zudem sind E-Autos für die breite Bevölkerung schlicht noch zu teuer."
Das könnte sich allerdings, so meint Preiss, bald ändern. "Wir erwarten mehr preisgünstige Modelle am Markt. Zudem wird es in den kommenden Monaten größere Preissenkungen bei Elektroautos geben, sodass der Abstand zwischen E-Autos und Verbrennern deutlich schrumpfen wird." Als Grund für diese Preisoffensive nennt der Fachmann die ab 2025 geltenden, verschärften Emissionsvorgaben der EU. "Die drohenden Strafen zwingen viele Hersteller, den Absatz von Elektroautos mit Preissenkungen anzukurbeln." Einige deutliche Preissenkungen haben man bereits beobachten können, weitere würden nun folgen.
Konkret werden Strafzahlungen fällig, wenn alle in der EU verkauften Fahrzeuge eines Herstellers unterm Strich einen bestimmten durchschnittlichen CO₂-Zielwert überschreiten. Die EU nennt das CO₂-Flottengrenzwert. Seit Jahresbeginn liegt dieser bei 93,6 Gramm CO₂ pro gefahrenem Kilometer, bis 2023 soll er auf 49,5 Gramm sinken. Mit der Erhöhung des E-Auto-Absatzes können Hersteller zu hohe Abgasemissionen konventioneller Pkw kompensieren. Gelingt es nun den Autobauern nicht, mehr saubere E-Flitzer an Frau und Mann zu bringen, drohen ihnen in der EU laut Schätzungen Geldbußen in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro.