Ukraine
Experte sagt, was passiert, wenn Ostukraine fällt
Oberst Berthold Sandtner sieht im Ukraine-Krieg moralisch wichtige Erfolge der Russen. Und schätzt ein, was passiert, wenn der Osten des Landes fällt.
Man hatte seitens der USA lange abgelehnt, moderne Waffensystem zu liefern, aus Angst, dass russisches Gebiet angegriffen werden könnte, so Oberst Berthold Sandtner als Bundesheer-Spezialist. Nun hätten die USA diese Bedenken wohl über Bord geworfen und würden moderne Raketenwerfersysteme an die Ukraine liefern. Diese könnten zwar hilfreich für militärische Erfolge sein, so der Experte, aber es dauere lange, diese zu liefern und die Truppen darauf auszubilden.
"Ein verwertbarer Erfolg"
Für "die jetzige Kampagne" in den aktuellen Wochen werde die US-Waffenlieferung "keine unmittelbaren Auswirkungen" haben, so Sandtner, danach könnten sie aber umso wichtiger werden, um russisch besetzte Gebiete zurückzuerobern. Für Wladimir Putin sei es nun "ein verwertbarer Erfolg", dass Sewerodonezk so gut wie eingenommen sei. Dort bestehe wie in Mariupol für Ukrainer die Gefahr, eingeschlossen und abgeschnitten zu werden, da es kaum Rückzugsmöglichkeiten gebe.
Sehr schwierig sei es laut dem Experten vorauszusagen, ob nun der gesamte Osten der Ukraine in Putins Hände fallen werde. Der "innere Ring" um den Donbass werde aber "schon sehr, sehr eng", so Sandtner. Der Vorstoß der russischen Kräfte gehe indes weiter, Autobahnen und Hauptversorgungsverbindungen seien zum Großteil eingenommen worden, die Lage für ukrainischen Kräfte sei mittlerweile "sehr kritisch". Auch im Süden würden weiter Kämpfe toben, so der Bundesheer-Experte.
"Russische Kräfte binden"
Immer wieder gebe es Angriffe mit begrenzten Zielen im Raum Cherson, so Sandtner. Die Region sei deshalb so wichtig, weil die Krim von dort mit Wasser versorgt werde, das man dem Gebiet abdrehen könne. Die Ukrainer würden außerdem versuchen, "russische Kräfte zu binden", damit diese nicht in den Osten des Landes verschoben werden könnten. Endet der Krieg, wenn der Osten fällt? Glaube man dem russischen Narrativ, dann würde es auf Verhandlungen mit starker russische Position hinauslaufen, so Sandtner. Aber: Erobern sei eine Sache, eine Region gegen feindlich gesinnte Bevölkerung auch halten eine andere.