Coronavirus
Experte verrät, was das große Problem am Lockdown wäre
Im "ZiB 2"-Interview erklärte der Simulationsforscher Niki Popper, was die Schwierigkeit mit einem weiteren Lockdown wäre.
Die Zahlen der Gesundheitsbehörden zeigten heutigen Donnerstag, dem 22. Oktober, einen explosionsartigen Anstieg: bundesweit wurden in den vergangenen 24 Stunden 2.435 Neuinfektionen gemeldet. Bisher hatte es noch nie einen Tag mit mehr als 2.000 neuen Fällen gegeben.
659 der positiven Testergebnisse stammen dabei alleine aus Wien, 471 aus Oberösterreich, 403 aus Niederösterreich und 338 aus Tirol. Die übrigen Fälle 564 verteilen sich auf die restlichen fünf Bundesländer. Dann wurden mehr als 20 Bezirke auf der Corona-Ampel Rot geschaltet.
Zu diesem Thema waren der Epidemiologe Gerald Gartlehner, auch Mitglied der Ampelkommission, und der Simulationsforscher Niki Popper in der "ZiB 2" zu Gast. "Ich sehe die Lage als moderat besorgniserregend“, so Gartlehner. "Die Spitalskapazitäten sind noch immer vorhanden. Nur 20 Prozent der Covid-Intensivbetten sind belegt. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in ein steil exponentielles Wachstum kippen." Man müsse sich vor Augen halten, dass die Ampel das Ausbreitungsgeschehen abbildet. Rot bedeute eine unkontrollierte Ausbreitung, nicht den Kollaps des Gesundheitssystems.
"Ruhig bleiben"
Popper: "Wir müssen ruhig und konsequent bleiben. Es war zu erwarten, dass die Ampel rot wird. Im Modell sehen wir, dass etwas nicht ausrechend klappt. Dass die Kontakte zu viel sind. Wir müssen konsequent weiter testen und Kontakte verfolgen. Infektiöse Menschen müssen schnell und effizient aus dem System heraus geholt werden."
Immer wieder kommt Kritik an der Teststrategie. Ist die berechtigt? Gartlehner: "Zum Teil wird falsch getestet. Zum Teil dauern Test und Tracing zu lange. Da gibt es sehr viel Optimierungsbedarf. Der Grund ist die personelle Unterbesetzung. Es funktioniert etwa in Niederösterreich gut, in Wien nicht so gut."
Wäre ein zweiter Lockdown das effektivste Mittel gegen die Pandemie? Popper: "Ein Lockdown ist ein effizientes Mittel. Aber man muss den Schaden betrachten, der dadurch angerichtet werden. Besser sind regional gesetzte Maßnahmen, die weiter gehen müssen. Beim Lockdown ist das Problem: Er hilft nur für gewisse Zeit."