Gesundheit

Experte warnt: "Das Virus bekommt jetzt neuen Schub" 

"Das Virus bekommt einen neuen Schub", so Niki Popper im ORF-Interview. Er rechnet mit mehr Infektionen – vor allem wegen dem Schulstart. 

Sabine Primes
Simulationsforscher Niki Popper analysiert die Corona-Verbreitung seit Beginn der Pandemie.
Simulationsforscher Niki Popper analysiert die Corona-Verbreitung seit Beginn der Pandemie.
ALBERTO PIZZOLI / AFP / picturedesk.com; Kurt Keinrath / picturedesk.com

Seit Montag drücken Schüler in Wien, Niederösterreich und Burgenland wieder die Schulbank. Die restlichen Bundesländer folgen kommende Woche. Mit dem Schulstart sieht Simulationsforscher Niki Popper auch ein Ansteigen der Infektionszahlen auf uns zukommen. "Es gibt einige Faktoren, die relativ eindeutig sind. Einerseits wird im Herbst die Aktivität des Virus stärker, andererseits verändern sich mit dem Schulbeginn die Kontaktnetzwerke. Damit bekommt das Virus einen neuen Schub", erklärt Popper im Interview mit dem ORF Niederösterreich.

Überwachung des Infektionsgeschehens

Das Infektionsgeschehen wird jetzt verstärkt mittels Abwasser-Analyse beobachtet. Doch diese Analyse ist nur eine Kontrollmöglichkeit. Popper dazu: "Die Surveillance-Strategie fußt auf mehreren Säulen. Bei der Abwasseranalyse erkennt man neue Varianten und kann auch beobachten, ob Varianten gerade wieder ansteigen. Eine weitere Säule ist die Lage in den Krankenhäusern. Auch die Situation bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gibt darüber Aufschluss, wie viele Menschen krank sind, also auch Symptome haben."

Um Corona in Zukunft routinemäßig überwachen zu können, wie es bei der Influenza etwa gemacht wird, brauche Österreich ein geeignetes Überwachungssystem, das es derzeit noch nicht so wirklich gibt. Vorschläge lägen am Tisch, jetzt seien die Politik und die Entscheidungsträger am Zug, betonte Komplexitätsforscher Klimek vor kurzem im "Heute"-Interview. "Sonst könnte es passieren, dass wir die Pandemie herausfordern – und das kann wohl keiner wollen."

Vorbereiten auf den Herbst

Nun heißt es sich gut für den Herbst zu rüsten. Wichtig dabei sei zum einen der Abschluss der sogenannten Grundimmunisierung, für die drei Impfungen nötig sind. Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt zudem den 4. Stich für alle ab 12 Jahren – 6 Monate nach der letzten Impfung oder Infektion. "Jetzt gilt es, den Impfschutz aufzufrischen. Denn der vierte Stich kann kurzfristig dazu beitragen, die Zahl der Infektionen zu verringern. Die Auffrischung nützt auf jeden Fall gegen schwere Verläufe und – soweit wir das derzeit sehen können – auch gegen Long Covid".

Infektionsrisiko reduzieren

Auch im Alltag kann man das Infektionsrisiko reduzieren – durch das Tragen einer FFP2-Maske und dem regelmäßigen Waschen der Hände. Aktuell ist sie nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln und Krankeneinrichtungen vorgeschrieben, Popper trägt sie auch im Supermarkt. "Man kann durchaus versuchen, die Ausbreitung von Covid-19, Grippe und anderen Infekten einzudämmen. Ich trage zum Beispiel im Supermarkt weiter eine Maske. Einerseits halte ich mich dort ohnehin nur kurz auf, andererseits kann ich eine mögliche Infektion von anderen, die sich nicht so gut schützen können, verhindern." Der Wissenschaftler appelliert, nicht in Panik zu verfallen, aber Covid-19 weiterhin ernst zu nehmen.