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Fake-Ärztin entstellt Wienerin lebenslang, kommt frei

Eine Bosnierin gab sich in Wien als Beauty-Ärztin aus und schädigte mehrere Kundinnen. Eine Wienerin ist lebenslänglich entstellt.

Marlene Postl
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Die Narben (rechts) wird Sarah für immer tragen.
Die Narben (rechts) wird Sarah für immer tragen.
privat/ iStock / privat

Hyaluronfüller und Botox in Lippen, Nase, Kinn und Co. sind besonders unter jungen Frauen momentan sehr angesagt. Die Eingriffe sind oft teuer, mehrere Hundert Euro muss man für die Verschönerung hinblättern. Eine bosnische Hochstaplerin witterte hier eine gute Geschäftsidee – sie gab sich als Ärztin aus und verspritzte schätzungsweise tausende Ampullen. 

Ein Opfer der Fake-Ärztin G. (Name liegt der "Heute"-Redaktion vor) berichtet: "Eigentlich ist sie Nageldesignerin, sie hat nie Medizin studiert." Das ruhige Händchen, das man als Beauty-Doc benötigt, hatte sie sich bei der Pediküre scheinbar nicht angeeignet. Eine 21-jährige Wienerin ist nach dem Besuch in der Ordination im 10. Bezirk lebenslang geschädigt. Die Narben auf ihrer Nase sind nicht behandelbar. 

Große Reichweite auf Social Media täuschte Professionalität vor

Aufmerksam auf die "Ärztin" wurde die 21-jährige Sarah (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) über Social Media. "Sie hatte eine starke Präsenz auf Social Media. Tausende Follower und Testimonials von bekannten Influencern – da erwartet man sich, dass das, was man sieht, wahrheitsgemäß ist", berichtet Sarah im Gespräch mit "Heute". Sie vereinbarte einen Termin, um sich um 350 Euro Lippen und Nase mit Hyaluron füllen zu lassen – ein Sonderangebot. 

G. sorgte dafür, dass ihr Betrug nicht so leicht aufflog. Die Behandlungen erfolgten in einer täuschend echten Ordination im 10. Bezirk. "Ich nahm meine Cousine mit, sie hatte aber von Anfang an ein schlechtes Gefühl. Nach über einer Stunde Wartezeit war ich dran. Die Behandlung war unglaublich schmerzhaft, irgendwann hörte ich meine Cousine dann rufen: 'Oh mein Gott, du blutest in Strömen!' Sie sagte mir nachher, die Technik sah für sie nicht professionell, sondern nach Husch-Pfusch aus", erinnert sich Sarah. 

Nase wurde schwarz und eiterte, "wie im Horror-Film"

Noch ahnte die 21-Jährige nicht, welche Auswirkung der folgenschwere Termin auf ihr Leben haben würde. Am übernächsten Tag wurde ihr in der Arbeit plötzlich schwarz vor Augen. Ihr war plötzlich schwindlig und schlecht, sie brach beinahe zusammen. Ihre Arbeitskollegen nahmen ihre Maske ab und schickten sie nach einem Blick auf ihre Nase sofort zum Arzt. Sarah erhoffte sich Hilfe von der Fake-Ärztin, diese gab ihr allerdings nur Antibiotika. Täglich verschlechterte sich der Gesundheitszustand der 21-Jährigen: "Ich hatte Schmerzen im ganzen Kopf, Zahnfleischentzündung, die Nase war völlig vereitert und die Haut löste sich ab. Die 'Ärztin' sagte mir, das sei normal. Meine Nase wurde irgendwann schwarz, ich sah aus wie aus einem Horror-Film." 

G. entschloss sich schließlich, doch einzugreifen. Beim nächsten Termin eröffnete sie Sarah, sie wolle die verspritzte Hyaluronsäure "rausspritzen", also auflösen. Für die 21-Jährige eine schockierende Ansage: "Ich war psychisch am Boden, ich wollte nicht noch einen Eingriff mitmachen. Ich sagte G., dass ich nicht mehr kann. Sie erwiderte, entweder sie löse die Füller auf oder ich verliere die Nase. Sie versprach mir, einen Spezialisten dazu zu holen." Und das, obwohl G. sich selber als Spezialistin ausgab. Beim nächsten Termin, den Sarah angsterfüllt wahrnahm, war weder ein echter Arzt, noch ein zweiter Fake-Arzt zugegen. G. löste die Füller im Alleingang auf. 

Fake-Ärztin ist nach vier Monaten wieder frei

Sarah war am Boden zerstört. Sie postete ihre Geschichte mit Fotos von ihrer Nase auf Instagram und erhielt schockierende Reaktionen: Andere Betroffene meldeten sich, eine davon entlarvte die Fake-Ärztin. Eine Mail der Ärztekammer bestätigte: Es gibt keine Dr. G. (Mail liegt "Heute" vor). Sarah und noch weitere Opfer erhoben Anzeige wegen schwerer Körperverletzung und Kurpfuscherei. Nach nur vier Monaten U-Haft kam G. wieder frei – ein Schlag ins Gesicht ihrer Opfer. Die Bosnierin hält sich bedeckt, ihre Website ist aus dem Netz verschwunden. Ihre Werbeseite auf Instagram besteht allerdings weiter, Sarah vermutet, dass die Fake-Ärztin im Umland munter weiter spritzt. Die 21-jährige Sarah wird die Narben in ihrem Gesicht ihr Leben lang tragen.