Den Song "Romantic Homicide" veröffentlichte Sänger D4vd (20) schon vor drei Jahren. Trotzdem landet er jetzt auf Platz acht der US-amerikanischen Spotify-Charts. Auch andere Songs wie "Feel It" und "Here With Me" rangieren wieder in den Top 40, während D4vd selbst in den Spotify-Artist-Charts auf Platz 42 sprang, zuvor lag er noch auf Rang 121.
Parallel schossen seine Social-Media-Follower in die Höhe. Das alles, obwohl der Sänger keinen neuen Song und kein neues Album veröffentlicht hat. Im Gegenteil: Im Netz hat er seit geraumer Zeit kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben.
Der Hintergrund der enormen Reichweite ist nämlich ein tragischer Vorfall, in den der Sänger verwickelt ist: In Los Angeles wurde am 8. September die Leiche der 15-jährigen Celeste Rivas Fernandez im Kofferraum eines auf ihn registrierten Teslas gefunden.
Die Aufmerksamkeit seiner Musik resultiert daher nicht nur aus Faninteresse, sondern auch aus Spekulationen: Viele hören seine Songs gezielt, um Hinweise in den Texten zu finden. Besonders "Romantic Homicide", in dem D4vd metaphorisch von einem Mord nach einer Trennung singt, sorgt für Diskussionen. Auch ältere Songs, in denen er den Namen "Celeste" verwendet, werden im Netz genau unter die Lupe genommen. So verschafft ihm ein Kriminalfall große Reichweite.
"Es gibt keine schlechte PR", sagte einst der US-amerikanische Zirkuspionier und Politiker P. T. Barnum. Frank Lenggenhager, Gründer der Schweizer Musikpromo-Agentur Lautstark, ist anderer Meinung. Vor allem im Fall von D4vd. "Die negativen Folgen sieht man schon jetzt. Sponsoren sind abgesprungen und die Welttournee wurde unterbrochen. Das ist bereits ein immenser finanzieller Verlust." Selbst wenn sich endgültig herausstellen werde, dass der Sänger unschuldig ist, bleibe in den Köpfen etwas hängen.
Den Hype, den D4vd als Musiker gerade erlebt, muss man in den richtigen Kontext setzen. "Man muss unterscheiden zwischen der kurzfristigen Aufmerksamkeit und der langfristigen Reputation. Wobei Letzteres deutlich wichtiger ist", erklärt Lenggenhager gegenüber "20 Minuten". Im Fall von D4vd schaden die Umstände seiner Reputation stark. "Langfristig wirkt sich das eher negativ aus."
Die Songtexte und das Merchandise von D4vd, das mittlerweile nicht mehr erhältlich ist, spielen oftmals auf einen Mord an. "Schon immer war Provokation und Grenzen austesten ein Teil der Kunst, aber mit der Gefahr, dass man damit zu weit geht." Früher habe sich vieles durch das "Rockstar-Leben" kaschieren lassen. "Heute ist die Gesellschaft sensibilisiert. Zum Beispiel bei Themen wie Missbrauch", so der Experte weiter.
Der Sänger D4vd wurde bisher nicht verhaftet und auch nicht strafrechtlich verfolgt. Sein Management teilte lediglich mit, dass er mit der Polizei kooperiere. Aber selbst wenn der Sänger mit der Tat nichts zu tun hat, schadet das seiner Karriere. "Was vor Gericht entschieden wird, gilt nicht zwingend für die Öffentlichkeit. Wichtig ist, ob der Person geglaubt wird." Sobald sich die Öffentlichkeit entscheide, einen Künstler zu boykottieren, sei das das Ende seiner Karriere.