Österreich

Familie betrog Wiener Arzt um 1,1 Millionen Euro

Ein Mediziner gewährte einer serbischen Familie Darlehen für ein lukratives Geschäft. Doch das Geld löste sich in Luft auf.

Christine Ziechert
Geld, Geldscheine
Geld, Geldscheine
Getty Images

Eine serbische Familie wickelte einen renommierten Wiener Arzt und seine Lebensgefährtin um den Finger: Sie entlockten dem Paar insgesamt 1,1 Millionen Euro – unter anderem als Darlehen für ein vermeintlich lukratives Geschäftsmodell. Doch das Geld verschwand spurlos und wurde auch nicht zurückgezahlt. Der älteste Sohn der Familie (23) musste sich daher am Mittwoch wegen Betruges vor dem Landesgericht Wien verantworten.

Die Familie ging dabei sehr geschickt und zugleich hartnäckig vor: Der Mediziner lernte den jüngsten Spross 2020 als Patienten kennen. Da dieser nicht versichert war, "habe ich ihn in meiner Freizeit behandelt, weil er mir sympathisch war", erklärte der Internist vor Gericht.

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    Auto-Verkauf als lukratives Geschäftsmodell

    Schon bald lernte der Arzt die gesamte Familie kennen, mehrmals wurden er und seine Lebensgefährtin zum Abendessen eingeladen. Dem Paar wurde vermittelt, dass es jetzt "zur Familie gehört", es wurde sogar darauf bestanden, gemeinsam Weihnachten zu feiern.

    Doch die angebliche Freundschaft war nur ein Vorwand, dem Arzt und seiner Freundin Geld abzuluchsen: So behauptete der Vater, sein ältester Sohn kaufe in West- und Mitteleuropa in großem Stil Autos an, die dann nach Serbien gebracht und am Balkan gewinnbringend verkauft würden.

    Lebensgefährtin übergab Goldmünzen-Sammlung

    Das Paar gewährte der Familie ab Herbst 2020 immer wieder Darlehen, da ihm eine Rendite zwischen fünf und acht Prozent versprochen wurde – bis Februar 2022 flossen so 1,1 Millionen Euro an die Serben. Als die Familie immer mehr Geld benötigte, übergab die Lebensgefährtin sogar ihre Golddukaten und Goldmünzen-Sammlung.

    Und auch der Arzt selbst lieh sich zum Schluss schon Bargeld von seiner Tante: "Dem Ganzen sind all unsere Ersparnisse zum Opfer gefallen", meinte er vor Richterin Martina Krainz. Die Familie schwor im Gegenzug, dass ihr "Opi" sich in Serbien von seinen Liegenschaften trennen und die Schulden zurückzahlen würde. Was – welch' Überraschung – natürlich nicht passierte. Stattdessen wurde dem Wiener erklärt, die serbische Kriminalpolizei hätte die gesamte Familie einer Razzia unterzogen und das ganze Geld beschlagnahmt.

    "Wir hätten vorsichtiger sein müssen. Wir haben uns als Teil der Familie gesehen und überhaupt kein Misstrauen gehabt" - betrogener Arzt

    "Wir hätten vorsichtiger sein müssen. Wir haben uns als Teil der Familie gesehen und überhaupt kein Misstrauen gehabt", zeigt sich der Mediziner spät einsichtig. Doch spätestens im August 2021 hätte der Internist hellhörig werden müssen: Denn der Vater der Familie gab vor, in Serbien Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein – und forderte Geld für die ärztliche Behandlung, angeschossene Leibwächter und Schmiergeld für Polizei und Ärzte.

    "Ich hab' mir nicht eingestehen können, dass alles ein Fake war." Die Geschichte mit dem Überfall sei "unglaublich gut gemacht" gewesen und ihm "wirklich glaubwürdig" verkauft worden, erklärte der Arzt, der als Zeuge aussagte. So erhielt er etwa ein Video, das den einbandagierten Vater in einem Spitalsbett zeigte. "Er hat sogar Hämatome im Gesicht gehabt."

    Sohn festgenommen, Familie untergetaucht

    Schlussendlich erstattete der Mediziner aber doch Anzeige, der älteste Sohn der Familie, der gerade in Wien weilte, konnte festgenommen werden – der Rest der Familie ist untergetaucht. Der 23-Jährige bekannte sich vor Gericht teilweise schuldig: "Er war in den ersten sechs, sieben Monaten nicht involviert", so sein Verteidiger Alexander Philipp.

    "Ich habe insgesamt 100.000 Euro für meinen Papa abgeholt und in meiner Wohnung sind dem Papi 130.000 bis 140.000 Euro übergeben worden", offenbarte der Serbe. Bezüglich des inszenierten Überfalls auf den Vater habe dieser "mir erzählt, dass ich da mitmachen soll. Das war alles komisch. Da hab' ich gemerkt, dass er nix zurückzahlen kann." Aufgrund der Zeugenaussage der Lebensgefährtin wurde der Prozess schließlich vertagt.