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"Die Taliban töten mich als Ungläubigen"

Ein 23-jähriger Afghane, der seit sechs Jahren in Österreich lebt, wurde zur Rückkehr in seine Heimat aufgefordert – für ihn unvorstellbar.

Clemens Pilz
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Reshad (23) erhielt eine Einladung zur Rückkehrberatung nach Afghanistan.
Reshad (23) erhielt eine Einladung zur Rückkehrberatung nach Afghanistan.
privat

Sein Vater und sein Bruder wurden 2018 von der Türkei zurück nach Afghanistan abgeschoben, wenig später wurden sie in ihrer Heimat ermordet. Der Rest der Familie ist verschollen im Iran: Seit sechs Jahren lebt der afghanische Flüchtling Reshad N. in Österreich, macht derzeit in Innsbruck eine Ausbildung zum Altenpfleger.

Doch nun erhielt der 23-Jährige eine Einladung zu einem Gespräch über die freiwillige Rückkehr nach Afghanistan. "Ich war total schockiert! Ich kann nicht zurück, weil dort mein Leben in Gefahr ist", so der Schüler. "Ich habe so lange in Österreich gelebt, jetzt gelte ich für die Taliban als Ungläubiger. Sie würden mich töten."

Laut BMI ist die Rückkehrberatung gesetzlich vorgeschrieben. Auch, wenn in ein Land wegen den Bedingungen vor Ort nicht abgeschoben werde, sei eine freiwillige Rückkehr dorthin immer möglich. Für Reshad undenkbar: "Ich habe immer versucht, gut integriert zu sein, ich bin fleißig in die Schule gegangen und jetzt mache ich eine Ausbildung zum Alten- und Krankenpfleger im zweiten Jahr. Ich will hier ein sicheres Leben haben und ich will hier leben wie ein normaler Mensch."

Wieder zurück nach Traiskirchen

Mitschüler des Flüchtlings haben nun eine Petition ins Leben gerufen, sie fordern Asyl für ihn. Dieser stellte nun, nachdem er einen negativen Asylbescheid erhalten hatte, einen Folgeantrag und musste daher wieder ins Erstaufnahmezentrum Traiskirchen reisen, wo er nun festsitzt. Ob und wann er seine Ausbildung und sein bisheriges Leben in Innsbruck wieder aufnehmen kann, ist unklar.