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Feiger Kapitän Schettino schwer belastet
Bei der ersten Anhörung vor Gericht am Montag erschien Kapitän "Feigling", Francesco Schettino. Bei dem Termin, an dem reges Medieninteresse bestand, wurde ein Gutachten über das Geschehen an Bord präsentiert, in dem auch Daten der Black Box analysiert wurden.
erschien Kapitän "Feigling", Francesco Schettino. Bei dem Termin am Montag, an dem reges Medieninteresse bestand, wurde ein Gutachten über das Geschehen an Bord präsentiert, in dem auch Daten der Black Box analysiert wurden.
Der Andrang im Gericht neun Monate nach der Schiffskatastrophe vor der italienischen Insel Giglio war gigantisch. Schettino (52), dem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung 15 Jahre Haft pro Todesopfer drohen, verbarg seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille. Sagen durfte er nichts. Wie versteinert saß er neben seinem Anwalt.
Der Prozess selbst wird erst für Anfang 2013 erwartet. In dem Gutachten, das nun vorgelegt wurde, wird auf 270 Seiten bestätigt, dass an Bord des Luxusliners chaotische Zustände herrschten:
Demnach wurde das Unglücksschiff an dem Abend des Dramas von Hand gesteuert - und zwar von einem Steuermann, die die Befehle nicht verstand.
Überhaupt herrschte während der Katastrophe ein sprachliches Chaos aus Englisch und Italienisch.
Es gab zwar Sicherheitsvorschriften, diese wurden aber nicht eingehalten.
Riskantes und leichtsinniges Handeln seitens der Crew herrschte vor.
Mehrere Crew-Mitglieder hätten nicht einmal die erforderlichen Zeugnisse besessen, um an Bord des Schiffes arbeiten zu dürfen.
Der Kapitän hätte den Vorfall heruntergespielt und verzögerte damit die Evakuierung.
Er sei vorzeitig von Bord gegangen, während auf dem Schiff Chaos herrschte und die Crew hektisch versuchte, die Rettungsboote zu Wasser zu bringen.
Die Reederei widerspricht den Vorwürfen, die in dem Gutachten aufgezeigt werden. Schettino, der im Juli als Kapitän gefeuert wurde, klagt inzwischen gegen die Reederei. Er behauptet steif und fest, er habe alles richtig gemacht. Dank eines raschen Wendemanövers sei es ihm sogar gelungen, Menschenleben zu retten.
Gemeinde Giglio klagt
Neben dem Kapitän müssen sich auch acht andere führende Mitglieder der Besatzung und Verantwortliche der Reederei „Costa Crociere“ verantworten. In Grosseto traf auch Sergio Ortelli, Bürgermeister der Insel Giglio, ein, vor der das Schiff gekentert ist. Die Gemeinde Giglio nimmt als Zivilkläger am Prozess statt. Sie will eine Riesenentschädigung für das Unglück verlangen. "Wir sind dabei, die Schäden für die Insel zu beziffern, die durch das Concordia-Unglück entstanden sind", sagte der Rechtsanwalt der Gemeinde, Alessandro Lecci.
Beim Unglück vor der italienischen Insel Giglio war die Costa Concordia mit 4.200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord gekentert, darunter 77 Österreicher. Mindestens 30 Menschen starben. Zwei gelten offiziell noch als vermisst. Die Beweissicherung wird etwa acht Tage dauern.