Niederösterreich

Fertige Impfstraßen müssen Impfzentren weichen

Die Pläne des Landes Niederösterreichs, für jeden Bezirk ein Impfzentrum auf die Beine zu stellen, sorgen für Verwunderung und teils sogar Ärger.

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Symbolfoto einer Impfung.
Symbolfoto einer Impfung.
iStock

In vielen Gemeinden in Niederösterreich geht es aktuell rund – weil das Land, wie berichtet, 20 Impfzentren in den Bezirken errichten wird, werden bereits fertige Impfstraßen wieder aufgelassen. So erwischte es etwa eine von Freiwilligen organisierte Straße in Bruck an der Leitha, bei der auch Politiker, Arzt und Turbobier-Sänger Marco Pogo mitgeholfen hätten noch vor dem Start. Das ärgert auch die Grüne Landessprecherin Helga Krismer, die sich am Mittwoch mit einer Aussendung zu Wort meldete. Unter den betroffenen Impfstraßen befindet sich wohl neben Traiskirchen, Pressbaum, Neulengbach oder Leobersdorf auch jene in Baden, wo Krismer Vizebürgermeisterin ist.

„Wer mitten in einer Pandemie gut funktionierende Impfstraßen in Gemeinden zerschlägt, um Impfzentren zu errichten, hat von Organisation in einer Krise nicht viel Ahnung“, äußert sich Helga Krismer scharf in Richtung der schwarz-roten Landesregierung. In den vergangenen Monaten hatte sich die sonst eigentlich sehr aktive Oppositionskraft stark zurückgehalten und weitestgehend auf Kritik in der Pandemie verzichtet.

Nicht von Logistik überzeugt

Gemeinden seien bisher eine enorme Stütze in der Pandemie. „Die Qualität in den Impfstraßen sollte aus einem Guss sein, aber dann sollte man sich an jenen orientieren, die eine hohe Zufriedenheit bei den Menschen erzeugt haben. Dass jetzt Gemeinden ihre Impfstraßen auflassen müssen, weil sie quasi feindlich von einer noch nicht geschaffenen Struktur übernommen werden, ist riskant. Im Übrigen bin ich persönlich von der geplanten Logistik nicht überzeugt“, so Krismer.

„Wo ist denn der Gemeindebund und Städtebund in Niederösterreich, wenn Zentralismus im Stahlhelm plötzlich um sich greift oder hat man das sogar abgenickt?“, schäumt sie. „Im Übrigen haben wir in den Bezirken mit dem rot-schwarzen Impfzentralismus absolut an Impfstraßen verloren. In Zeiten einer Pandemie bündelt man Kräfte, motiviert sich gegenseitig und optimiert Prozesse! Das Team um Mikl-Leitner hat sich auf eine Irrfahrt begeben“, sagt Krismer.

Die nö. Grünen-Chefin Helga Krismer
Die nö. Grünen-Chefin Helga Krismer
Grüne NÖ

Seitens des Landes zeigt man sich am Mittwoch über die Kritik verwundert, denn die zusätzliche Struktur diene in Absprache mit den Gemeindeverbänden dazu, noch rascher und gezielter auf die täglichen Lieferänderungen des Bundes reagieren zu können und mit den Massenimpfungen beginnen zu können, sobald die ausreichenden Mengen verfügbar sind. Am wichtigsten sei es, dass die Versprechen des Gesundheitsministers halten.

"Wir erhöhen die Schlagzahl beim Impfen und setzen dabei auf Qualität aus einem Guss. Dabei orientieren wir uns an den schon bisher sehr gut funktionierenden Impfstellen. Regional und in Zusammenarbeit mit Gemeinden, Ärzten und Freiwilligen. Denn am wichtigsten ist, dass die Menschen rasch geimpft werden, das muss unser gemeinsamer Fokus sein", heißt es in der Stellungnahme der Landesspitze.