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Der unkonventionelle Anti-Golf aus Turin

Heute Redaktion
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Der Fiat Ritmo 75 CL stellte für Fiat einst einen Neuanfang dar. Er wollte anders und besser sein als die Konkurrenz. Heraus kam ein echter Hingucker.

Als Speerspitze einer umfassenden Autopaletten-Erneuerung lancierte Fiat im Frühling 1978 den Ritmo, der sich in einem bereits gut besetzten Konkurrenzumfeld mit VW Golf, Opel Kadett, Simca Horizon oder Renault 14 behaupten musste. Ein individuelles Aussehen und eine durchdachte Konstruktion sollten dies ermöglichen.

Bereits 1973 begannen die Entwicklungsarbeiten am intern "X 1/38" genannten Ritmo. Das Pflichtenheft verlangte ein maximal vier Meter langes, leises Auto mit variablem (und großem) Innenraum, geringem Luftwiderstand, tiefem Benzinverbrauch, wartungsfreundlicher Natur und größtmöglicher aktiver und passiver Sicherheit. Die Ölkrise beeinflusste die Entwicklung genauso wie die Ankunft neuer Konkurrenten wie etwa dem VW Golf. 70 Prototypen legten 1,5 Millionen Testkilometer zurück, um den Erfolg sicherzustellen.

"Markante Schönheit"

"Von einem Triumph des Designs" sprach damals der Verkaufsprospekt des Ritmo. Tatsächlich konnte man dem Ritmo eine gehörige Portion Individualität nicht absprechen. "Alles, was die Form des Ritmo ausmacht, ist funktionsbezogen. Die Funktionalität des Ritmo ist Ausdruck seiner markanten Schönheit", erklärte die Verkaufsliteratur weiter.

Neuartige Stoßfänger, Türverkleidungen aus Kunststoff, asymmetrische Designdetails und auffällige Stahlräder kennzeichneten den ersten Ritmo. Bei der Technik griff man dagegen auf bewährte Komponenten aus Fiat 127 und 128 zurück, zwar verbessert, aber nicht revolutionär neu. Ein querstehender Vierzylinder, Frontantrieb und Einzelradaufhängung waren damit gegeben.

Eine Rarität

Trotz aufwendiger Robotertechnik beim Bau, Korrosionsvorsorge und langlebiger Technik haben nur wenige Fiat Ritmo der ersten Generation überlebt. Einer dieser frühen Wagen, ein Ritmo 75 CL in der Farbe "Arancio Messico" mit nur 92.000 km auf dem Tacho stand fast 40 Jahre nach seiner Erstzulassung zur Probefahrt bereit.

Gestartet wird der 1,5-Liter-Motor mit dem Zündschlüssel links vom Lenkrad. Der Choke-Hebel ist rechts zur Mitte hin montiert und sollte bei kaltem Motor auf jeden Fall gezogen werden. Der sehr "kunststoffige" Schalthebel liegt gut in der Hand, das Getriebe lässt sich ordentlich exakt schalten. An der Synchronisierung gibt es nichts auszusetzen und auch die Kupplung greift sicher.

Ein Rundumblick offenbart nach außen nur geringe tote Winkel. Innen gibt's viel Kunststoff und sich angenehm anfühlende Sitzpolster und Teppiche.

Ein echter Hingucker

Das Handbuch muss nicht studiert werden, alles ist logisch angeordnet. Das Fahren bereitet keinerlei Probleme und der Wagen fühlt sich handlich und berechenbar an. Das Kurvenverhalten (Reifengröße 165/70-13) wirkt sicher, genauso wie die Bremswirkung. Ein Alltagseinsatz wäre auch heute noch ohne Einschränkungen möglich, nur auf eine Klimaanlage muss verzichtet werden und auf die heute üblicherweise vorhandenen elektronischen Helferlein natürlich auch.

Die Fahrleistungen reichen locker aus, um immer noch zu den Schnelleren in der Stadt oder auf der Landstraße zu gehören. Das Einparken des nur 3,94 Meter langen und 1,65 Meter breiten Wagens ist ein wahres Vergnügen. Man versteht sofort, dass der Ritmo damals viele Freunde fand. Heute ist die frühe Version, gerade in Orange, ein echter Hingucker, denn die speziellen Designattribute wirken heute noch reizvoller als damals.

Weitere Informationen, viele Bilder, ein Originalprospekt und ein Tonmuster zum Fiat Ritmo gibt es auf www.zwischengas.com.

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