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FIFA-Regel 11: Salzburg-Tor nicht regulär

Heute Redaktion
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War der nicht gegebene und heiß diskutierte Salzburg-Treffer bei der 0:1-Schlappe gegen die Wiener Austria tatsächlich ein Abseits-Tor oder doch regelkonform? Gerhard Kapl, Chef der Fußball-Schiedsrichter in Österreich, tut sich bei der Beurteilung schwer. Ex-Schiri Fritz Stuchlik dafür überhaupt nicht.

Kapl zufolge hat Schiri-Assistent Andreas Feichtinger keine eindeutige Fehlentscheidung getätigt, als er dem Treffer von Rabiu Afolabi die Anerkennung versagt hat. Für Salzburg hätte das Tor den erneuten Meistertitel bedeutet.

Kapl: "Tchoyi war nicht statisch"

Nach einer Freistoßflanke köpfelt nicht der zuvor im Abseits stehende Somen Tchoyi, sondern der aus dem Rückraum kommende Afolabi ein, allerdings war in dieser Szene auch Tchoyi aktiv. "Es ist eine extrem schwer zu beurteilende Situation", sagt Kapl.



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"Der eine Spieler köpfelt, doch der andere greift auch ein, indem er nach dem Ball springt. Da kann man durchaus auch auf Abseits entscheiden, denn Tchoyi war in dieser Situation nicht statisch", erklärt der Steirer gegenüber der APA.

Fehlpfiffe werden unerträglich

Kein Verständnis hat Kapl für die Behauptung aus dem Salzburger Lager, dass die Wiener Vereine systematisch bevorzugt weden. "Ich bin für konstruktive Kritik zu haben, aber zu unterstellen, dass die Schiedsrichter absichtlich eine Mannschaft benachteiligen, ist eine arge Geschichte."

Allerdings muss der Schiri-Boss zugeben, dass die Anzahl der falschen Pfiffe in diesem Spieljahr weit über ein erträgliches Ausmaß hinausgeht. "Ich hätte mir eine bessere Saison erwartet. Wir haben leider sehr viele Hänger gehabt, und die noch dazu in entscheidenden Spielen. Dass es in einer Runde vier gravierende Fehlentscheidungen gibt, darf einfach nicht vorkommen."

Stuchlik: "Feichtinger hat korrekt gehandelt"

Für Ex-Bundesliga-Referee Fritz Stuchlik ist der Fall hingegen klar. In der Diskussion um das nicht gegebene Salzburg-Tor verweist der Wiener auf das Regelwerk. Dies besagt, dass Assistent Feichtinger korrekt gehandelt hat. "In der FIFA-Spielregel 11 ist alles genau festgehalten. Das Tor war abseits, weil Somen Tchoyi im Abseits gestanden und dann aktiv geworden ist, weil er auch auf den Ball gegangen ist", sagt Stuchlik.

"Ich verstehe die Aufregung, schließlich wäre das ein meisterschaftsentscheidendes Tor gewesen. Aber wenn man die Regeln hernimmt, muss man zu dem Schluss kommen, dass der Treffer abseits war." Stuchlik ist mittlerweile beim ÖFB für die Aus- und Weiterbildung der österreichischen Schiedsrichter zuständig.

Schiedsrichter bekommen ab Sommer "Fehler-Mails"

Für die Sommerpause kündigt Kapl eine intensivere Schulung der Unparteiischen an. "Wir werden sie wieder voll motivieren, noch einmal alles analysieren und dabei auch in Richtung Konzentrationsfähigkeit gehen." Außerdem ist geplant, den Schiedsrichtern noch in diesem Jahr am Tag nach einer abgeschlossenen Runde sämtliche strittigen Szenen samt Kommentar der Schiedsrichter-Kommission per Mail zuzuschicken.

Nach den Abgängen von Konrad Plautz, Stefan Meßner und eben Fritz Stuchlik befinde sich das österreichische Schiedsrichterwesen im Umbruch, sucht Kapl nach weiteren Gründen für die "Schiedsrichter-Misere". "Das ist vergleichbar mit einer Top-Mannschaft. Wenn die Arrivierten aufhören und die Jungen nachkommen, ist noch nicht die Beständigkeit da."

sportnet.at/red