Science

Forscher fordern dringende Debatte über Sex im Weltall

Noch ist Weltraumtourismus kein großes Ding. Aber das dürfte sich in naher Zukunft ändern. Nun werden auch intime Gepflogenheiten diskutiert. 

Michael Rauhofer-Redl
Der Sex in der Schwerelosigkeit dürfte sich als schwierig erweisen. Symbolbild.
Der Sex in der Schwerelosigkeit dürfte sich als schwierig erweisen. Symbolbild.
Getty Images/iStockphoto

Die ersten Weltraumtouristen sind schon wieder zurück auf der Erde. Noch können derartige Trips an einer Hand abgezählt werden. Doch bereits jetzt ist klar: Die Nachfrage dürfte steigen, spätestens wenn die Preise für eine solche Reise sinken. Das kann aus Sicht der Forschenden um David Cullen von der britischen Universität Cranfield zu neuen, bislang nicht bedachten Problemen kommen.

Um gewappnet zu sein, wenn es dann losgeht, fordern sie, sich mit dem Thema Sex im Weltall auseinanderzusetzen. Bislang habe sich noch niemand mit den Risiken "unkontrollierter menschlicher Empfängnis" im All beschäftigt, hält die Gruppe in einer auf Zenodo.org veröffentlichten Studie fest.

Wunsch nach Debatte hat ernsten Hintergrund

Was im ersten Moment merkwürdig und übergriffig klingt, hat einen durchaus ernsten Hintergrund. Denn der Aufenthalt bietet womöglich Risiken. "Zu den möglichen nachteiligen Folgen gehören solche biologischer Natur – etwa Entwicklungsanomalien bei menschlichen Nachkommen – und solche gesellschaftlicher und kommerzieller Natur wie Rechtsstreitigkeiten, Reputationsschäden und finanzielle Verluste", so die Forschenden.

Aktuell wisse man noch zu wenig darüber, was Schwerelosigkeit und Strahlung im All mit einem menschlichen Keim anstellen. Die wenigen verfügbaren Studien legten nahe, dass die Umgebung "signifikante Folgen" für die Fortpflanzung haben kann. Vorstellbar seien sogar Risiken bei einer Empfängnis in der ersten Zeit nach einer Rückkehr. Echtwelt-Daten gibt es dazu nicht: Wenn bisherige Astronautinnen im Nachhinein schwanger geworden sind, dann immer deutlich später. Wie gut existierende Verhütungsmethoden im All funktionieren, ist ebenfalls bislang unbekannt.

Sex im All auch angesichts von Marsmissionen wichtig

Dass solche Fragen erst jetzt, angesichts des aufkommenden Weltraumtourismus, auftauchen, erklären die Autorinnen und Autoren des Papers damit, dass private Raumfahrerinnen und Raumfahrer ein anderer Typ Mensch sein dürften als Astronautinnen und Astronauten. Sie dürften risikofreudiger sein und gerne Neues ausprobieren. "Es ist unrealistisch anzunehmen, dass alle Teilnehmer am Weltraumtourismus auf sexuelle Aktivitäten verzichten werden", heißt es in der Studie.

Bei den professionellen All-Bereisenden hätte es zu dem eine Reihe Zugangsbeschränkungen gegeben: etwa den Auswahlprozess und die Aufgaben, die es im Weltraum für sie zu erledigen gilt. All das falle bei Weltraumtouristen weg. Cullen und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter betrachten ihre Arbeit als Anregung für eine öffentliche Diskussion. Schließlich ist das Thema Fortpflanzung auch ein wichtiger Faktor, wenn es um die mögliche künftige Besiedlung von Mond oder Mars geht.

Ist Sex im Weltall überhaupt möglich?

Unklar ist allerdings, ob Sex im All überhaupt möglich ist. Offiziell hat es noch nie welchen gegeben. Anderslautende Gerüchte wurden jeweils abgestritten. Entsprechend gibt es nur Mutmaßungen und theoretische Modelle. Laut diesen ist es nicht beziehungsweise nur mit Unterstützung weiterer Personen oder Hilfsmitteln möglich, wie einst Hans Guido Mutke, Gynäkologe und Mitbegründer der deutschen Luft- und Raumfahrtmedizin, erklärte.

Gemäß Mutke ist das größte Problem, dem sich zwei Liebende im Weltall stellen müssen, ist das Prinzip des Rückstoßes. Im schwerelosen Raum führen gegensätzlich ausgeführte Bewegungen dazu, dass die beteiligten Körper voneinander wegfliegen – was den Koitus erschwert.

Auch der deutsche Astrophysiker Harald Lesch hat sich schon mit dem Thema Sex im All befasst. Er hält zumindest penetrativen Sex im Weltraum so gut wie für unmöglich. Denn die Schwerelosigkeit im Weltraum schafft ein sogenanntes Kräftegleichgewicht. Dieses schliesse auch Körperflüssigkeiten mit ein. Doch gerade das männliche Geschlechtsteil bedürfe einer gewissen "Veränderung" – sprich Versteifung – die durch den schwerelosen Ausgleich nicht entstehen kann.

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