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Forscher lösen Rätsel um Blut-Gletscher

Heute Redaktion
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Über hundert Jahre lang rätselten Forscher, was es mit den Blutstürzen am Taylor-Gletscher auf sich hat: Nun ist die spektakuläre Antwort gefunden.

Der Taylor-Gletscher in der Antarktis sorgt seit seiner Entdeckung im Jahr 1911 für Aufsehen – mit gleich zwei Ungereimtheiten. So fließt trotz einer Durchschnittstemperatur von minus 17 Grad in regelmäßigen Abständen ein riesiger Strom aus dem Eisriesen heraus, der zudem auch noch blutrot leuchtet.

Woher das Wasser stamm und warum es trotz der eisigen Temperaturen nicht gefriert, war bislang unklar. Ausgeschlossen werden konnte lediglich, dass es sich bei den salzhaltigen "Blood Falls", wie der Strom auch genannt wird, nicht um Schmelzwasser des Gletschers handeln kann.

Blick ins Gletscherinnere

Nun haben Forscher der University of Alaska Fairbanks und des Colorado College in Colorado Springs eine Erklärung gefunden, wie sie im "Journal of Glaciology" berichten.

Mithilfe von Echoortung, bei der Schall- oder Radiowellen in den Untergrund gesendet werden, fand das Team um Jessica Badgley heraus, dass ein verzweigtes Netzwerk von unterirdischen Kanälen das Wasser aus einem im Gletscher eingeschlossenen Salzwassersees zur Austrittsstelle der Blutfälle führt.

Das erklärt jedoch nicht, warum das Wasser der Fälle flüssig ist. Denn eigentlich müsste die Kälte des Gletschers die Kanäle gefrieren lassen. Schließlich senkt der Salzgehalt im darin fliessenden Wasser dessen Gefrierpunkt nur auf minus 7 Grad Celsius. Die Temperaturen des Gletschers liegen jedoch zehn Grad tiefer, bei minus 17 Grad.

Gefrieren sorgt für Wärme

Die Forscher vermuten, dass die Restwärme vom Gletschereis selbst stammt: "Wasser gibt Wärme ab, wenn es gefriert – und das könnte das Eis um die Kanäle herum erwärmen", so Badgeley.

Warum das Salzwasser eine so ungewöhnliche Farbe hat, wurde bereits 2003 herausgefunden. Nachdem Forscher zunächst Algen in Verdacht hatten, belehrte sie ihre Untersuchung eines Besseren. Laut dieser ist nämlich der hohe Eisengehalt im Fließwasser der Grund. Dieser sorgt – wie auch im Blut des Menschen – für die Rotfärbung. (fee)

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