Klimaschutz

Forscherin: Bäume pflanzen, sonst explodiert das Klima

Eine Wissenschaftlerin aus Wien zeigt anhand des Radionuklids Beryllium-7, wie beängstigend der Klimawandel voranschreitet.

Sandra Kartik
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Forscherin Lucrezia Terzi
Forscherin Lucrezia Terzi
zVg/istock

In der Woche, in der starke Frauen auf Instagram ganz besonders im Fokus stehen, sorgt auch eine Wiener Forscherin mit italienischen Wurzeln für Aufsehen in der Wissenschaft: Anhand des Radionuklids Beryllium-7 zeigt die Geophysikerin Dr. Lucrezia Terzi-Böhm, wie rasch die Erderwärmung voranschreitet. Das radioaktive Isotop mit einer relativ kurzen Halbwertszeit von 53 Tagen eignet sich sehr gut als Indikator für die Erderwärmung, da die Teilchen großen Luftbewegungen folgen, was man gut studieren kann.

In "Heute" erklärt Terzi-Böhm: "Beryllium-7 funktioniert wie eine Glühbirne, die sich bewegt. Man kann die Effekte der Erderwärmung durch die Daten, die wir nun zur Verfügung gestellt bekommen haben, anders sehen, als bisher." Konkret geht es dabei um die Nordhemisphäre, also Europa, Amerika und China, bzw. alle Länder, die zwischen 30. und 60. Breitengrad liegen. "Hier ist der CO2-Effekt viermal stärker, als in anderen Regionen. Hohe Temperaturen in den mittleren Breiten kollidieren mit Temperaturunterschied am Äquator und verlangsamen die gesamte Zirkulation."

"Wir brauchen Wald zur Kühlung"

Für die Forscherin sind Wälder, gerade in Österreich, deshalb von allergrößter Bedeutung: "Jeder sollte einen Baum pflanzen. Es geht in unseren Breitengraden, anders als in den Tropen, nicht in erster Linie darum, den CO2-Austoß zu verringen. Wir brauchen den Wald, um die Temperatur zu kühlen", sagt sie eindringlich.

Der Grund für das häufig zu warme Wetter, das laut Terzi-Böhm "heuer in Österreich vor allem im Frühling spürbar war, mehr als im Sommer", spielt sich in der Grenzschicht über der Troposphäre ab, wo das Wetter zu Hause ist.

Erderwärmung drückt "Wetterdach" nach oben und sorgt für Unwetter

Das "Dach" über der Troposphäre, die sogenannte Tropopause, liegt abhängig vom Breitengrad zwischen sieben und 17 Kilometern. In Mitteleuropa befindet sich die Troposphäre bei etwa acht Kilometern, was uns ein relativ mildes Wetter beschert. Durch die Erderwärmung wird die Tropopause jedoch kontinuierlich nach oben gedrückt, wodurch sich die Energie zwischen Boden und Dach erhöht. "Durch das Aufblähen der Tropopause und die langsamere Luftzirkulation kommt es häufiger zu Gewittern und Wetterextremen", so die Erkenntnis der Geophysikerin.

Anhand der von Terzi-Böhm und Gerhard Wotawa von der Forschungsstelle ZAMG untersuchten Daten, zeigt sich nun, dass Beryllium-7 "ein hervorragendes Messinstrument ist. Durch das Radionuklid lassen sich globale Aussagen über den Klimawandel treffen und konkrete Vorhersagen machen." Durch das ständige Ansteigen der Tropopause in den letzten zehn Jahren zeigt sich nun erneut, dass es um unser Klima nicht gut bestellt ist. Die Erderwärmung müsse vor allem in den mittleren Breiten massiv gestoppt werden, um den Temperaturunterschied zu den Tropen und der atmosphärischen Luftzirkulation aufrechtzuerhalten. "Wenn es in Österreich um zwei Grad wärmer wird, hätte das viel heftige Auswirkungen, als etwa in südlichen Breitengraden."

Für Physiker Werner Gruber ist Beryllium-7 von größter Bedeutung.<br>
Für Physiker Werner Gruber ist Beryllium-7 von größter Bedeutung.
Helmut Graf

"Wetter und Klima besser vorhersagen"

Für Star-Physiker Werner Gruber ist die Forschung von Terzi-Böhm von größter Bedeutung: "Beryllium-7 ist ein harmloses radioaktives Isotop, das als Marker für klassische Meteorologie und Klimavorhersage genutzt werden kann. Wetter und Klima können dadurch genauer vorhergesagt werden." Der Wissenschaftler erklärt den Hintergrund vereinfacht: "Das große Problem in der Meteorologie und Klimaforschung ist: Wie bewegt sich Luft in der Atmosphäre? Man kann die Feuchtigkeit messen, sprich sich die Wolken anschauen. Mit Beryllium-7 werden nun erstmals Luftströmungen und deren Veränderungen gut messbar."

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