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Frau verliert nach Probetag bei Möbelhaus das AMS-Geld

Anfang Oktober wollte Lena eine neue Stelle in einem Möbelhaus antreten. Sie unterschrieb zwar den Dienstvertrag nicht, verlor trotzdem ihr AMS-Geld.

Natalia Anders
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Lena ist verzweifelt: Ihr wurde das AMS-Geld gestrichen.
Lena ist verzweifelt: Ihr wurde das AMS-Geld gestrichen.
Privat / Symbolbild

Die arbeitslose Lena* (25, Name von die "Heute"-Redaktion geändert) freute sich auf ihren neuen Job im Customer Support bei Ikea. Am 4. Oktober sollte sie ihre neue Stelle antreten. Sie wartete gespannt auf ihren Dienstvertrag und soll einige Wochen vor Arbeitsbeginn einen Vorvertrag zugeschickt bekommen haben. Dieser fasste die wichtigsten Vereinbarungen in ihrer neuen Stelle zusammen. Beim Durchlesen fiel ihr allerdings auf, dass sie mit einigen Klauseln nicht einverstanden war.

"Das Gehalt war viel niedriger als ich erwartet hatte. Außerdem sollte ich auch an Feiertagen arbeiten", erzählt Lena gegenüber "Heute". Eigenen Angaben zufolge unterschrieb sie aus genau diesem Grund den Vorvertrag nicht und wartete stattdessen auf ihren endgültigen Arbeitsvertrag. Dieser sei in der Nacht vor ihrem ersten Tag bei Ikea eingelangt. Doch auch in diesem Schriftstück waren die selben Punkte enthalten, mit denen sie bereits zuvor unzufrieden gewesen war. 

25-Jährige lebt am Existenzminimum 

Um nichts dem Zufall zu überlassen, beschloss die 25-Jährige, ihren ersten Probetag dennoch anzutreten. Ihr Plan: Sie wollte die kritischen Vertragspunkte mit ihrer zukünftigen Teamleiterin besprechen. Doch die Verhandlungen verliefen im Sand. Die Niederösterreicherin fasste schließlich den Entschluss, das Dienstverhältnis mit Ikea nicht einzugehen.

Einige Tage später bekam die 25-Jährige eine schockierende Nachricht vom AMS: Das Möbelhaus hätte beim Arbeitsmarktservice gemeldet, dass Lena den Arbeitsvertrag unterschrieben und das Dienstverhältnis noch in der Probezeit abgebrochen hätte. Daraufhin strich ihr das AMS für acht Wochen das Arbeitslosengeld.

In der Zwischenzeit setzte sich die besorgte Niederösterreicherin mit dem AMS ins Verbindung und konnte eine kulante Lösung finden. Statt zwei Monaten, bekommt sie jetzt nur mehr einen Monat lang kein Arbeitslosengeld. "Es ist so oder so existenzbedrohend für mich", ärgert sich Lena im Talk mit "Heute"

"Können den Fall nicht nachvollziehen"

"Heute" fragte bei Ikea nach und wollte in Erfahrung bringen, was es mit Lenas Fall auf sich hat. Dort sah man die Causa naturgemäß anders. Laut eines Pressesprechers hätte Lena die Verträge sehr wohl unterschrieben. Nach zwei Probetagen hätte sie jedoch beschlossen den Job abzulehnen. "Wir können das Ganze schwer nachvollziehen", so ein Sprecher des schwedischen Möbelhauses gegenüber "Heute".

AK: "Man braucht oft keinen schriftlichen Vertrag"

Laut der Arbeiterkammer Wien braucht es oftmals gar keinen schriftlich unterschriebenen Dienstvertrag, um für einen Arbeitgeber legal zu arbeiten. Aus AMS-Akten ist ersichtlich, dass Lena zwei Tage lang im schwedischen Möbelhaus arbeitete. "Während dieser Zeit kann es sein, dass sie zu einer 'schlüssigen Zustimmung' mit ihrem Arbeitgeber kam und in der Probezeit das Dienstverhältnis aufgelöst wurde", so der AK-Sprecher.

In Lenas Falls ist es also völlig irrelevant, ob sie nun den Vertrag unterschrieben hat, oder nicht. Fakt ist: Wer über eine längere Zusammenarbeit spricht und zum Probetag erscheint, willigt auch den Arbeitsbedingungen ein. AK-Jurist Philipp Brokes erklärt gegenüber "Heute": "Es gilt das, was anhand des Verhaltens des Arbeitnehmers der wahrscheinlichste Wille war." 

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