Mitten im wütenden Taifun "Ragasa" marschierten zwei Frauen mit einem kleinen Buben an die Küste von Ap Lei Chau in Hongkong. Das Wetteramt hatte bereits den höchsten Taifun-Alarm der Stufe 10 ausgerufen. Doch anstatt Schutz zu suchen, zückte eine der Frauen das Handy – die andere hielt das Kind am Arm.
In einem viralen Video ist zu sehen, wie die drei plötzlich von einer meterhohen Welle vollständig weggeschwemmt werden. Sie krachte über die Schutzmauer, schleuderte sie auf den Gehsteig hinter eine Absperrung. In Panik versuchten sie, sich wieder aufzurappeln – wie durch ein Wunder blieben sie unverletzt.
Die Polizei nahm beide Frauen fest – eine stammt aus Indien, die andere aus Sri Lanka. Bei der Inderin soll es sich um die Mutter des Kindes handeln. Ermittelt wird wegen Gefährdung eines Kindes und grober Fahrlässigkeit. Wohin das Kind gebracht wurde, wird nicht erwähnt. Üblicherweise wird es in solchen Fällen vorübergehend in einer Betreuungseinrichtung untergebracht.
Das Netz reagierte heftig. Die Kommentare reichten von "verantwortungslos" bis "lebensgefährlicher Leichtsinn". Viele User machten ihrem Ärger Luft: "Wenn etwas passiert wäre, müssten wieder Rettungskräfte ihr Leben riskieren – für ein Selfie."
Ein weiteres dramatisches Video aus Hongkong zeigt, wie gewaltige Sturmfluten in die Lobby des Fullerton Ocean Park Hotels eindringen: Glastüren zerbersten unter dem Ansturm der Wellen, und Wasser strömt unaufhaltsam ins Innere. Glücklicherweise seien weder Gäste noch Personal verletzt worden, das Haus könne den Betrieb aber mit Einschränkungen weiterführen, gab das Hotel bekannt.
Schon einen Tag zuvor hatte es in Chai Wan fast eine Tragödie gegeben: Eine Frau (38) und ihr Sohn (5) wurden beim Wellen-Schauen von einer Flut mitgerissen. Der Vater sprang hinterher, alle drei mussten schwer verletzt ins Spital.
Die Behörden hatten mehrfach gewarnt: Sturmfluten und "Killerwellen" seien lebensgefährlich. Doch manche riskieren für ein paar Sekunden Aufmerksamkeit auf Social Media ihr Leben – und das anderer.
Ragasa gilt als einer der stärksten tropischen Wirbelstürme des Jahres 2025. In Taiwan bestätigte man zuletzt 14 Tote, nachdem zuvor mehr als 30 Personen als vermisst galten. Auf den Philippinen sollen ebenfalls Todesfälle verzeichnet worden sein, dort vor allem entlang der Küstenregionen und bei Sturmfluten. Der Sturm durchquerte nördliche Regionen von Luzon und zog dann weiter in Richtung China und Hongkong.
Als Ragasa auf Hongkong traf, verhängten die Behörden den Taifun‑Alarm Stufe10 – die höchste Warnstufe – und stellten fast alle Flugverbindungen für rund 36 Stunden ein. Das Unwetter richtete erhebliche Schäden an: mehr als 100 Verletzte wurden gemeldet.
In der südchinesischen Provinz Guangdong traf "Ragasa" am Mittwoch in der Stadt Yangjiang schließlich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 145 Stundenkilometern erneut auf Land, wie die chinesische Meteorologiebehörde mitteilte. In der Provinz waren laut laut BBC bis Dienstagabend 370.000 Menschen evakuiert worden.