Schock in der St. Galler Gemeinde Vilters. Das Dorf am Fuße des Pizols mit gut 7000 Einwohnern wird seit Tagen von einem Asylsuchenden eingeschüchtert, der Frauen ungefragt seinen Penis zeigt und masturbiert. "Mir ist das am Samstag selber passiert", erzählt eine 50-jährige Einwohnerin, die anonym bleiben möchte. "Der Mann lief an mir vorbei und ließ plötzlich die Hose runter." Mehrfach habe der Mann die Straßenseite gewechselt, um verschiedene Frauen zu belästigen.
Ähnliches erlebte eine andere Frau am Montagabend: "Der Mann belästigte eine 14-Jährige, rannte ihr nach und machte eindeutige Gesten. Ob er auch da seinen Penis ausgepackt hat, weiß ich nicht mit Sicherheit. Ich habe sofort Anzeige erstattet, als ich davon erfahren habe, und bin los, um den Täter zu suchen und zur Rede zu stellen." Die Männer aus dem Asylzentrum hielten sich oft bei einem Weiher auf. "Bisher haben sie auch noch nie Probleme gemacht, aber so etwas geht gar nicht", sind sich die Frauen einig.
Besonders alarmierend sei, dass der Mann sich oft in der Nähe eines Spielplatzes aufhält. Bei einem Augenschein vor Ort treffen 20-Minuten-Reporterinnen dort Marco (43) an, der mit seinen Kindern unterwegs ist. "Ich habe von den Vorfällen gehört. Wir sind nun vorsichtiger und schauen, dass die Kinder nicht alleine unterwegs sind." Unter Nachbarn informiere man sich gegenseitig und unterstütze einander.
Eine der Betroffenen warnt Bekannte seit Kurzem auch über ihren Whatsapp-Status. "Hier gehen viele junge Frauen joggen. Wenn jeweils ein Mann dabei ist, passiert nichts, aber sobald der Mann eine Frau alleine sieht, packt er seinen Penis aus und fängt an zu masturbieren."
Die Polizei habe den Mann am Montagabend aufgegriffen und zurück ins kantonale Nothilfe- und Ausreisezentrum Sonnenberg gefahren, berichten die Frauen. "Doch bereits am Dienstag war er wieder im Dorf." Mehrere Anrufe bei der Polizei, Anzeigen und auch Reklamationen bei der Gemeinde seien bisher im Sand verlaufen: "Weder werden wir darüber informiert, welche Maßnahmen ergriffen werden, noch wird der Mann daran gehindert, immer wieder hier aufzutauchen und sich zu entblößen. Wir sehen deshalb keine andere Möglichkeit, als über unsere eigenen Kanäle und die Medien andere Frauen zu warnen."
Gemeinderatsschreiberin Désirée Guntli bestätigt gegenüber 20 Minuten, dass Meldungen eingegangen seien. "Uns ist ein Fall bekannt, die Polizei ist bereits involviert." Sie bedauere die Ereignisse, da der Mann aber im kantonalen Ausschaffungszentrum untergebracht sei, liege die Verantwortung primär beim Kanton und der Zentrumsleitung. Diese habe bestätigt, dass interne Maßnahmen umgesetzt worden seien. "Mit dem Betroffenen wurden unter anderem mehrere Gespräche geführt, er wird eng betreut." Auf Gemeindeebene bestehe daher momentan kein akuter Grund zur Besorgnis – man vertraue den Fachstellen. "Wir bleiben aber weiter im Austausch."
Die Kantonspolizei St. Gallen bestätigt auf Anfrage, am Montagabend kurz nach 19 Uhr die Meldung erhalten zu haben, dass ein Mann in Vilters SG in aller Öffentlichkeit sexuelle Handlungen an sich vorgenommen habe. "Die Polizei ist darauf ausgerückt und konnte nach kurzer Zeit einen 27-jährigen Asylbewerber aus Algerien festnehmen", sagt Polizeisprecher Florian Schneider.
Mehrere Personen, die sich vom Vorfall belästigt fühlten, im Alter von 14, 39 und 54 Jahren, haben darauf Anzeige erstattet. "Einen Tag später wurde der Mann von einer der Anzeigestellerinnen erneut in Vilters gesehen, woraufhin die Polizei ausrückte und den Mann vor Ort antreffen konnte. Nach einer Personenkontrolle wurde ihm eine Wegweisung erteilt", so Schneider. "Diese gilt vorerst für 24 Stunden. Sollte sich der Mann nicht daran halten, kann die Wegweisung verlängert werden", sagt Polizeisprecher Florian Schneider. Der 27-Jährige habe die Wegweisung problemlos akzeptiert.
Zugeknöpft geben sich die Verantwortlichen des Asylzentrums. Es liefen polizeiliche Abklärungen und interne Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden, mehr könne man zur Sache nicht sagen, für Fragen müssten sich Medienschaffende an die Kantonspolizei wenden, heißt es da auf Anfrage lediglich.
Für die Betroffenen ist diese Zurückhaltung unverständlich: "Es kann doch nicht sein, dass dieser Typ einfach jeden Tag wieder hier auftauchen und Frauen belästigen kann", sagen sie.