"Wegen Herkunft diskriminiert"

Gewalt, Sex-Belästigung – Asylbewerber (18) packt aus

Ein junger Asylbewerber schildert gegenüber "20 Minuten" mehrere Vorfälle von Gewalt und sexueller Belästigung in Asylzentren.
20 Minuten
27.08.2025, 11:15
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"Da war ein Mann, etwa 35 Jahre alt, der mich fragte, ob ich schon eine Freundin hatte, ob ich Sex hatte. Dann sagte er, er möge mich, er liebe mich, er wolle mit mir zusammen sein", erzählt ein junger Asylbewerber* 20 Minuten. "Er fasste mich am Arm und am Gesicht an. Ein anderer wollte mit mir zusammen duschen." Immer wieder erlebte der junge Mann solche Situationen in Asylzentren.

Der 18-Jährige ist nach langer Flucht in die Schweiz gekommen, um Asyl zu beantragen, erzählt er 20 Minuten. In seinem Heimatland sei er verfolgt worden. Grundsätzlich fühle er sich in der Schweiz sicher, aber in den Asylunterkünften habe er oft schlechte Erfahrungen gemacht.

"Wurde wegen meiner Herkunft von anderen Asylbewerbern diskriminiert"

"Nicht alle Bewohner von Asylzentren sind schlecht", betont der junge Mann. Aber er sagt auch: Viele hätten eigentlich gar kein Anrecht auf Asyl, sondern wollen einfach nur ein besseres Leben. Das sei verständlich, aber manche würden auch Gewalt, Drogen und Respektlosigkeit mitbringen. "Sie werfen ein schlechtes Licht auf alle Asylbewerber." Nach seinen persönlichen Erfahrungen sind dabei Asylbewerber aus dem islamisch geprägten Raum überrepräsentiert, etwa aus Nordafrika.

"Wegen meiner Herkunft gab es auch rassistische Bemerkungen, Provokationen und sogar körperliche Angriffe durch andere Asylbewerber." Der junge Mann berichtet von Gewalt, Drohungen und sexuellen Übergriffen durch andere Bewohner der Asylunterkünfte, zeigt 20 Minuten Videos von einigen Vorfällen auf seinem Handy. Die Szenen zeigen etwa wüste Beschimpfungen sowie Handgreiflichkeiten unter Bewohnern im Asylheim und gegen ihn. Er habe sich an die Migrationsbehörde gewendet und die Lage geschildert. "Sie wollen mir helfen, eine Lösung zu finden."

2021 hat SEM neue Maßnahmen eingeführt

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) veröffentlicht jedes Jahr Zahlen zu sicherheitsrelevanten Vorfällen in den Bundesasylzentren. Daraus wird ersichtlich, wie sich die Situation entwickelt hat und wie sie aktuell aussieht. Eine Grafik zeigt: Seit 2021 ist es ruhiger geworden. 2021 wurden laut dem SEM neue Maßnahmen eingeführt, um Gewalt und Konflikte zu verhindern.

"Kulturelle Unterschiede führen zu Spannungen"

"Unter anderem können kulturelle Unterschiede zu Spannungen unter den Asylsuchenden führen", teilt das SEM auf Anfrage von 20 Minuten mit. Das SEM trage diesem Umstand Rechnung, indem auf die Zusammensetzung der Gruppen in den Bundesasylzentren geachtet werde.

"Es liegt auch auf der Hand, dass viele Asylsuchende durch ihre Flucht oder andere Erfahrungen psychisch belastet sind." Jede asylsuchende Person ist obligatorisch krankenversichert, was den Zugang zu notwendiger Behandlung gewährleiste. "Zudem werden psychosoziale Beratungen angeboten. Personell ist das SEM gut aufgestellt."

"Personen mit Problemen können Belastung sein"

Anders sieht das die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH): "Mehrere Berichte zeigen, dass der Schutz besonders gefährdeter Asylsuchender, insbesondere von Frauen und LBTQI+-Personen, unzureichend ist", teilt sie auf Anfrage von 20 Minuten mit.

Personen mit gravierenden Problemen können andere Asylsuchende und das Betreuungspersonal sehr belasten. Deshalb müsse die medizinische Betreuung psychische Anliegen stärker berücksichtigen.

Flüchtlingshilfe fordert Prävention

Bei sehr aggressiven Personen helfen oft gezielte Prävention oder psychiatrische Betreuung. Besonders bei Suchtproblemen habe sich eine Kombination aus medizinischer Versorgung und Suchtsprechstunden in den BAZ bewährt.

Um die Sicherheit zu verbessern, fordert die SFH mehr Unterbringungsalternativen außerhalb der großen Bundesasylzentren. So könnten vor allem Vulnerabilitätsfaktoren wie Geschlecht, Alter oder sexuelle Orientierung mehr berücksichtigt werden.

* Name der Redaktion bekannt

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