Nach Informationen von fünf anonymen Quellen der Nachrichtenagentur Reuters soll die US-Regierung unter Donald Trump parallel zu Friedensverhandlungen mit Russland über weitreichende Energieabkommen gesprochen haben. Trump soll gehofft haben, dass Zusagen zu Gas- und Ölgeschäften den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Zugeständnissen im Ukraine-Krieg bewegen.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind internationale Investitionen in Russlands Energiesektor wegen westlicher Sanktionen weitgehend blockiert. Laut den Informanten plante das Weiße Haus nach dem Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin am 15. August in Anchorage, Alaska, ein großes Investitionsabkommen öffentlich zu machen. "Das gibt Trump das Gefühl, etwas erreicht zu haben", sagte eine der Quellen.
Im Raum soll gestanden haben, dass der US-Konzern Exxon Mobil nach Russland zurückkehren und wieder am Gasprojekt Sakhalin-1 teilnehmen könnte. Zudem habe Washington signalisiert, Russland könnte amerikanische Technologie anstelle chinesischer nutzen. Putin habe diesen Vorschlägen bislang jedoch nicht zugestimmt.
Die vertraulichen Gespräche sollen bereits Anfang August in Moskau geführt worden sein, als Trumps Sondergesandter Steve Witkoff sowohl Putin als auch dessen Gesandten Kirill Dmitriew traf. Auch in Washington sei das Thema erörtert worden, Trump sei dabei anwesend gewesen. Nach Reuters-Informationen unterzeichnete Putin am Tag des Alaska-Treffens ein Dekret, das Exxon Mobil den Wiedereinstieg in das Sakhalin-1-Projekt ermöglichen könnte. Bedingung sei allerdings, dass ausländische Anteilseigner aktiv auf eine Aufhebung der westlichen Sanktionen hinarbeiten.
Sollten die Angaben zutreffen, könnten die Gespräche stärker auf bilaterale Absprachen zwischen den USA und Russland abzielen als auf klassische Friedensverhandlungen unter Einbindung der EU. Weder Exxon Mobil noch die russischen Energiekonzerne Novatek und Rosneft wollten die Berichte laut Reuters kommentieren. Auch ein Sprecher von Dmitriew habe eine Stellungnahme abgelehnt.
Parallel dazu soll Trump Putin erneut eine Frist von zwei Wochen gesetzt haben, um den Krieg zu beenden. Andernfalls habe er mit weiteren Sanktionen gedroht. Dazu zählen nach Informationen von Reuters auch neue Zölle gegen Indien, einen der wichtigsten Abnehmer russischen Öls. Diese könnten Russlands Exportlage erheblich erschweren.