Politik

Frauen sollen in Branchen gehen, "wo gutes Geld da ist"

Am Weltfrauentag sprach Bundesministerin Susanne Raab (VP) mit "Heute" über Gehaltsunterschiede, Männer und die Frauenquote.

Amra Duric
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Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im <em>"Heute"</em>-Studio
Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im "Heute"-Studio
Sabine Hertel

"Wir sind schon Schritte in die richtige Richtung gegangen. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen hat sich in den letzten zwei Jahren reduziert. Von etwa 20 Prozent auf etwa 13 Prozent, aber es sind halt noch immer 13 Prozent. Das Ziel muss sein, dass es ganz kontinuierlich sinkt", erklärte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) am Weltfrauentag im Interview mit "Heute".

"Wir müssen in der Kinderbetreuung ansetzen. Besonders für die unter Dreijährigen. Da gibt es noch wenig Plätze."

Neben den finanziellen Ungleichheiten mussten Frauen durch die Pandemie mit dem Rückfall in klassische Rollenbilder kämpfen. Neben Homeoffice blieb die Kinderbetreuung meist an der Frau hängen. "Wir müssen in der Kinderbetreuung ansetzen. Besonders für die unter Dreijährigen. Da gibt es noch wenig Plätze. Es ist ganz wichtig für Frauen, die arbeiten wollen, dass eine qualitätsvolle Kinderbetreuung zur Verfügung steht und nicht die Kinderbetreuungseinrichtung zu Mittag zumacht", so Raab.

"Ich persönlich bin immer für Transparenz"

Auch den Anteil von Mädchen und Frauen in MINT-Berufen will die Bundesministerin fördern. "Wir sehen, dass ganz viele Mädchen sich für ein klassisches Berufsbild entscheiden, wo vielleicht nicht ganz so viele Chancen sind, wie wenn ich zum Beispiel in die Technik gehe." Mit der neu gegründeten Initiative LEA soll dies umgesetzt werden. "Es ist mein Zugang als Frauenministerin Mädchen und Frauen zu stärken, damit sie in Zukunftsbranchen gehen, wo auch gutes Geld da ist. Das sage ich bewusst so, weil ich glaube, dass die finanzielle Unabhängigkeit bei Frauen die Grundlage für die Selbstbestimmung ist."

"Es gibt wichtige Bereiche unserer Gesellschaft, wie die Pflege und die Bildung, die sehr weiblich sind. Es wäre klug, wenn man bei den Gehaltsverhandlungen der Sozialpartner auch die weibliche Perspektive mitbedenkt."

Weniger "gutes Geld", dafür aber umso mehr Frauen gibt es in den Branchen Pflege und Bildung. Seit Jahren wird in diesen eine Anhebung der Gehälter gefordert. "Es gibt wichtige Bereiche unserer Gesellschaft, wie die Pflege und die Bildung, die sehr weiblich sind. Es wäre klug, wenn man bei den Gehaltsverhandlungen der Sozialpartner auch die weibliche Perspektive mitbedenkt", erklärt Raab. 

Angesichts des Einkommensunterschieds zwischen Männern und Frauen fordert die SPÖ unter anderem volle Transparenz bei Löhnen und Vermögen. Ein Punkt, den die Frauenministerin für "gut und richtig" hält. "Ich persönlich bin immer für Transparenz. Wir haben im Regierungsprogramm vereinbart, dass man sich ansieht und auch prüft, wie man diese Transparenz auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugänglich macht."

"Für mich ist die Quote nicht das absolute Allheilmittel"

Weniger gut hingegen findet Raab die Diskussion um die Frauenquote. "Ich habe immer gesagt: Für mich ist die Quote nicht das absolute Allheilmittel. Seit ich Frauenpolitik verfolge, wird Frauenpolitik auf diese Quotenfrage fast schon reduziert. Wir haben die Quote in börsennotierten Unternehmen und Aufsichtsräten. Das ist gut und richtig so. Ich möchte nur davor warnen, dass sich alles auf diese Frage zuspitzt. Ich glaube für 4,5 Millionen Frauen in Österreich ist es besonderes wichtig, dass wir uns beispielsweise auf die Kinderbetreuung konzentrieren und sie in ihrem alltäglichen Leben unterstützen. Das braucht einen Maßnahmenmix"

"Ich glaube für 4,5 Millionen Frauen in Österreich ist es besonderes wichtig, dass wir uns beispielsweise auf die Kinderbetreuung konzentrieren und sie in ihrem alltäglichen Leben unterstützen."

Um den Maßnahmenmix auch umsetzen zu können braucht es laut der Frauenministerin die Politik, Unternehmen, aber auch die Männer. "Es braucht die Männer ganz zentral an unserer Seite, die mit uns für die Gleichberechtigung ihrer Partnerinnen und ihrer Kinder kämpfen müssen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

"Mein Leben hat sich völlig verändert seit ich Mutter geworden bin"

Was der Politikerin der Frauentag persönlich bedeutet: "Mein Leben hat sich völlig verändert seit ich Mutter geworden bin. Seitdem brauche ich ganz andere Dinge, als ich als alleinstehende junge Frau gebraucht habe. Meine Mutter, die in der Pension ist, braucht wieder ganz was anderes. Genauso kann man den Frauentag für sich selbst definieren. Für mich als Frauenministerin ist es ein Tag, der mich immer an meinen Auftrag erinnert. Nämlich hart an der Sache zu arbeiten, im Dienste der Frauen."

"Mein Leben hat sich völlig verändert seit ich Mutter geworden bin. Seitdem brauche ich ganz andere Dinge, als ich als alleinstehende junge Frau gebraucht habe."

Wann dieselben Fragen, die am Frauentag Jahr für Jahr wieder aufkommen, nicht mehr gestellt werden müssen? "Ich glaube es braucht in der Frauenpolitik einen langen Atem. Immer wieder darauf hinweisen, wo gibt es Ungerechtigkeiten, wo müssen wir uns verbessern und wo braucht es neue Maßnahmen. Das ist auch eine Stärke der Frauenorganisationen und der Frauenpolitik. Diesen Atem dürfen wir nicht verlieren. Ich hoffe dennoch, dass es bei gewissen Themen gelingt einen massiven Schritt nach vorne zu kommen," betont Raab. Spüren werden diesen, so die Ministerin, aber vielleicht erst ihre Kinder. 

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