Kärnten

"Für zwei Kilometer brauchte man sieben Stunden"

Zorn und Fassungslosigkeit: Behörden-Willkür sorgte dafür, dass in der Nacht auf Sonntag Tausende an der österreichischen Grenze im Stau standen. 

Amra Duric
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Die Urlauber steckten stundenlang im Stau.
Die Urlauber steckten stundenlang im Stau.
Picturedesk

"Um 5.58 Uhr haben wir die Grenze passiert, wir wurden einfach durchgewunken, keine Kontrolle, keine Daten erfasst." Bernhard Neuhoff, Radiomoderator aus Bayern, bebt auf Twitter vor Zorn. 15 (!) Stunden hatte er bei der Einreise von Slowenien nach Kärnten gewartet. Sinnlos!

Behörden fühlen sich nicht zuständig

Szenen einer Behörden-Groteske: Innen- und Verteidigungsministerium, die die Kontrollen durchführen, fühlen sich nicht zuständig. Das Gesundheitsministerium hatte am Samstag eine neue Verordnung erlassen, wonach "Durchreisende aus Risikogebieten" ein Formular vorweisen müssen. In Kärnten interpretierten die Gesundheitsbehörden das so, dass alle Inländer und Ausländer (die durchreisen) gecheckt werden sollen. Das Gesundheitsministerium dachte an Stichproben, die Kärntner hielten alle an.

Bis zu 15 Stunden saßen die Urlauber in ihren Autos fest

Das Unheil war angerichtet: kilometerlanger Stau. Am Karawankentunnel saßen Tausende Reisende bis zu 15 Stunden auf der Autobahn fest, auch weil nur zwei Schalter offen waren (auf der leeren Gegenseite drei). Bei der Einreise über den Loiblpass waren es sieben Stunden. "Stündlich durften nur 50 Autos durch den Karawankentunnel fahren. Für zwei Kilometer brauchte man sieben Stunden", sagt ORF-Reporter Konrad Weixelbraun zu "Heute". "Viele waren mit Kindern unterwegs, den Menschen gingen Wasser und Essen aus. Und es gab weit und breit keine Toiletten."

Sonntagfrüh entschieden die Kärntner Behörden die Kontrollen zu lockern. Gestern war der Stau vor dem Tunnel "nur" noch fünf Kilometer lang. Mittlerweile hat sich Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser für die "Unpässlichkeiten" entschuldigt. Die Schuld für das Chaos sieht er allerdings nicht beim Land Kärnten, sondern beim Gesundheitsministerium.