Niederösterreich

Gagen-Causa rund um Vorstand von WNSC wurde Politikum

Der ehrenamtliche Vorstand des WNSC, Rainer Spenger, soll über rund zwei Jahre Geld kassiert haben. Spengers Rivalen sehen darin einen Skandal.

Rainer Spenger, Vizebürgermeister in Wr. Neustadt und Vorstand des angeschlagenen SC Wr. Neustadt
Rainer Spenger, Vizebürgermeister in Wr. Neustadt und Vorstand des angeschlagenen SC Wr. Neustadt
SPNÖ

Lange ist es her, als Wr. Neustadt mit dem Wr. Neustädter SC, noch eine Traditionsmannschaft hatte: Cupfinale 1965, Europacup gegen Klausenberg, viele Jahre in der zweiten Leistungsstufe, aber auch in der dritten Leistungsstufe, der Regionalliga Ost, sorgte der WNSC in den 90er-Jahren mit Charakterspielern wie Erwin Grill, Toni Reisner, Walter Weninger für Furore und teils gute Besucherzahlen. Bei Derbys gegen Mödling oder St. Pölten waren knapp 2.000 Besucher im damals noch knapp 15.000 Zuschauer fassenden Betonstadion (Anm.: jetzt hat man solche Besucherzahlen nur im Derby gegen Scheiblingkirchen).

Doch just nach 100 Jahren zog der SC Magna Wr. Neustadt aus Oberwaltersdorf mit "Sack und Pack" ins Neustädter Stadion ein, das Stadion wurde verkleinert und adaptiert, fortan wurde Bundesligafußball geboten. Nach einem kurzen Höhenflug, der Eröffnung eines neuen Stadions und dem Rückzug Magnas konnte man sich zwar noch einige Jahre in der Bundesliga und dann zweiten Liga halten, doch mit dem Lizenzentzug samt Protest fand sich der WNSC in der Saison 19/20 in der Regionalliga Ost (RLO) wieder. 

WNSC sperrte 2019 fast zu

Denn im Juli 2019 stand der hochverschuldete Verein vor dem Zusperren, das Duo Dr. Hani Habib und Mag. Dr. Rainer Spenger retteten den Verein vor dem Aus.

In der Liga spielt der Verein sportlich keine große Rolle, wäre sportlich längst abgestiegen, aber konnte sich in den turbulenten Corona-Jahren dennoch in der RLO halten. Denn im Vordergrund stand einfach, die Sanierung der maroden Finanzen. Vorstand Rainer Spenger rannte wie ein Irrer um Sponsorengelder, Hani Habib butterte viel Privatgeld in den Verein. 

40.000 Euro für Ehrenamt

Dabei wurde stets betont, dass SP-Bürgermeister Rainer Spenger die Funktion als Vorstand des WNSC ehrenamtlich ausübe. Doch laut "Kurier" soll Spenger über eine Tochterfirma über zwei Jahre lang monatlich Geld bezogen haben, in Summe 40.000 Euro. Die FP Wr. Neustadt zeigte sich in der Folge "schockiert", die VP Wr. Neustadt "irritiert".

Ein Insider hatte dem "Kurier" brisante Details gesteckt. Auch "Heute" bekam Papiere, die zeigen, dass Rainer Spenger die Zahlungen der "SCM Immobilien Gmbh" auch noch erhalten hatte, als längst Zahlungen an Inkassobüros zu verrichten waren. Laut "Heute"-Infos könnte übrigens der "Aufdecker" oder "Anpatzer" (je nach Sichtweise) aus der eigenen Partei stammen.

Präsident stellt sich vor Vorstand

Präsident Habib stellt sich vor seinen Vorstand: "Ich finde es völlig inakzeptabel, wie hier ein untadeliger Mensch in Misskredit gebracht werden soll, der sich seit dreieinhalb Jahren für den Verein aufopfert, alles für die Rettung und den Fortbestand des SC getan hat und gemeinsam mit mir 2019 Haftungen für Schulden in der Höhe von insgesamt 800.000 Euro übernommen hat - viele schlaflose Nächte inklusive. Die Frage stellt sich schon, warum gerade jetzt? Und: Warum von einer anonymen Person, die schlecht informiert ist und noch dazu in völliger Unkenntnis mit falschen Fakten hantiert?“

Habib, der auch Geschäftsführer der SCM Immobilien GmbH - einer privatwirtschaftlich geführten Tochter des SC - ist, weiter: „Ich kenne Rainer Spenger als geradlinigen, ehrlichen und engagierten Mann, der nichts Unrechtmäßiges getan oder sich auch nur eine Kleinigkeit zuschulden kommen lassen hat, ganz im Gegenteil. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin wurde er Ende 2020 bei der GmbH angestellt, weil wir das Geschäftsfeld Immobilien wiederbeleben wollten, das unter Frank Stronach schon aktiviert war. Ziel und berufliche Aufgabe von Dr. Spenger war es, Projekte zu finden und umzusetzen, die auch die hoch überschuldete GmbH in eine bessere Position bringen, was aufgrund der COVID-Krise und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ein schwieriges, zeitintensives Unterfangen war.“

Spenger habe in weiterer Folge auf eigenen Wunsch sein Anstellungsverhältnis mit Anfang 2022 beendet, als „ich meine Zuwendungen aufgrund geschäftlicher Probleme reduzieren musste. Das war weit vor dem jüngsten Förderbeschluss im Dezember-Gemeinderat.“ Hier einen Zusammenhang herzustellen und einen Skandal zu konstruieren, sei inhaltlich falsch und moralisch verwerflich. Außerdem hatte seine lediglich temporäre angestellte Tätigkeit für die GmbH nichts mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vereinsvorstand zu tun“, so Habib. Das können sowohl der Prokurist der GmbH als auch der Steuerberater bestätigen. Durch Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sei man gläsern und bestens durchleuchtet.

Hani Habib weiter: „Ich habe seit 2019 rund 1,2 Millionen Euro investiert, damit unser Traditionsverein nach dem Zwangsabstieg weiterlebt. Rainer Spenger hat in diesem Zeitraum ebenfalls rund 1 Millionen Euro an Sponsorengelder aufgestellt, was in Zeiten wie diesen ein Kraftakt war. Jeder Fördereuro der Stadt wurde beweisbar ausschließlich für die Bezahlung der Infrastruktur verwendet (Miete, Betriebskosten, Energie).

Faktum sei außerdem: Der SC zahlt alle seine Rechnungen pünktlich und genau, auch jene der Stadt, was in der Vergangenheit nicht immer so war. Und weil auch der Vergleich zu anderen Vereinen bemüht, wird: Kein Verein zahlt in Wiener Neustadt - so wie wir heuer - 300.000 Euro pro Jahr für die Infrastruktur, nächstes Jahr rund 500.000 Euro.

„Was und wer hinter dieser Kampagne gegen Dr. Spenger steckt, werden wir versuchen herauszufinden. Wir haben die Angelegenheit bereits unseren Anwälten zur Prüfung übergeben“, so der WNSC-Präsident abschließend. Auch Rainer Spenger zeigte sich ob der Vorwürfe erbost und zerknirscht, prüfe rechtliche Schritte wegen Rufschädigung.

"Porsche kommt nicht gut"

Ein Wr. Neustädter, der die Szenerie rund um den Verein und Rathaus kennt, meint: "Der Neid ist ein Hund. Es kommt halt nicht gut an, wenn der SP-Vize mit dem Porsche (Anm.: 12 Jahre alt, 250.000 Kilometer hat der Cayenne drauf) vorfährt."

Doppel-Akademiker Rainer Spenger (52) war langjähriger Pressechef unter SP-Bürgermeister Berhard Müller im Rathaus Wr. Neustadt, ist ein Erz-Roter. Der damals 31-jährige Spenger war 2001 von Traude Dierdorf von der Arbeitkammer NÖ ins Wr. Neustädter Rathaus geholt worden. Nach dem Müller-Debakel 2015 ging Spenger zur VKI nach Wien, wurde dort Geschäftsführer. Nach dem roten Wahldebakel wurde Spenger Anfang 2020 SP-Wr. Neustadt-Chef für einen Neuanfang und in der Folge Vizebürgermeister. 

Fakt ist: Die "Causa Gage Vorstand WNSC" wird vermutlich noch bis zur Landtagswahl Ende Jänner ein Thema in der Statutarstadt bleiben.

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