Gesundheit

Gedimmtes Licht schützt Schwangere vor dieser Krankheit

Schwangere, die drei Stunden vor dem Schlafengehen das Licht dimmen, haben nachweislich ein geringeres Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.

Sabine Primes
Frauen, die ihre Abende im Hellen verbrachten, hatten ein fünffach höheres Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, als Frauen, die sich am häufigsten bei gedämpftem Licht aufhielten – so das Ergebnis der Studie.
Frauen, die ihre Abende im Hellen verbrachten, hatten ein fünffach höheres Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, als Frauen, die sich am häufigsten bei gedämpftem Licht aufhielten – so das Ergebnis der Studie.
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Werdende Mütter sollten einige Stunden vor dem Schlafengehen das Licht in ihrer Wohnung dimmen und ihre Bildschirme (Computermonitore und Smartphones) ausschalten oder zumindest dimmen, um das Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes zu verringern. Das zeigt eine neue Studie von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago (USA). "Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Lichtexposition vor dem Schlafengehen ein unterschätzter, aber leicht zu verändernder Risikofaktor für Schwangerschaftsdiabetes sein könnte", sagte die Hauptautorin der Studie, Dr. Minjee Kim.

Übersteigt der Blutzucker während der Schwangerschaft bestimmte Werte, sprechen Fachleute von Schwangerschaftsdiabetes. Der Übergang zwischen einem leicht erhöhten Zuckerspiegel im Blut und einem SS-Diabetes ist fließend. Im Laufe der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel, und Zucker wird nach einer Mahlzeit langsamer aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen. Viele schwangere Frauen haben deshalb erhöhte Blutzuckerwerte. Auch natürliche hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft spielen eine Rolle. 
Bei SS-Diabetes nimmt das Risiko für bestimmte Geburtskomplikationen etwas zu, es lässt sich aber meist durch eine Ernährungsumstellung wieder senken. Wird er beobachtet und ernährungstechnisch beachtet, hat er keine Folgen für Mutter und Kind. Kinder von Frauen mit SS-Diabetes sind bei der Geburt im Durchschnitt etwas schwerer. Meist normalisieren sich die Werte nach der Geburt wieder. Dennoch besteht eine Neigung, dass Frauen mit SS-Diabetes später Diabetes-Typ-2 entwickeln.

Schwangerschaftsdiabetes auf dem Vormarsch

Schwangerschaftsdiabetes ist in den USA und weltweit auf dem Vormarsch. Etwa 4,5 Prozent der Erstschwangeren mit einem zwischen 2011 und 2013 geborenen Baby entwickelten einen Schwangerschaftsdiabetes. Im Jahr 2020 lag die Rate bei 7,8 Prozent aller Geburten in den USA. "Das ist alarmierend", sagte Kim. "Es ist bekannt, dass Schwangerschaftsdiabetes die Komplikationen bei der Geburt erhöht. Die Nachkommen haben außerdem ein höheres Risiko für Fettleibigkeit und Bluthochdruck, wenn sie erwachsen sind. Die Daten zeigen, dass Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes erkrankt sind, ein fast zehnmal höheres Risiko haben, einen Typ-2-Diabetes mellitus zu entwickeln, als Frauen, die während der Schwangerschaft keine Probleme mit dem Blutzuckerspiegel hatten", so Kim.

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    Drei Stunden vor dem Schlaf dimmen

    Helles Licht vor dem Schlafengehen kann von hellen Lampen in der Wohnung und von Geräten wie Fernsehern, Computern und Smartphones stammen. "Wir denken nicht darüber nach, wie schädlich es ist, die Umgebung vom Aufwachen bis zum Schlafengehen hell zu halten", sagte Kim. "Aber bevor wir zu Bett gehen, sollte es für einige Stunden ziemlich dunkel sein. Wir brauchen wahrscheinlich nicht so viel Licht für das, was wir abends routinemäßig tun".

    Die Wissenschaftler wissen nicht, welche Quelle des hellen Lichts das Problem verursacht, aber es könnte alles zusammenhängen, so Kim. "Versuchen Sie, das Licht in Ihrer Umgebung in den drei Stunden vor dem Schlafengehen zu reduzieren. Es ist am besten, wenn Sie in dieser Zeit weder Ihren Computer noch Ihr Telefon benutzen. Aber wenn doch, sollten Sie die Bildschirme so dunkel wie möglich halten", so die Wissenschaftlerin und empfahl, die Nachtlichtoption zu nutzen und das blaue Licht auszuschalten.

    Fünffach höheres Risiko

    Die Studie mit 741 Frauen im zweiten Schwangerschaftsdrittel (zwischen der 14. und 27. Schwangerschaftswoche) wurde zwischen 2011 und 2013 an acht klinischen Standorten in den USA durchgeführt. Dabei trugen die Teilnehmerinnen einen Lichtsensor am Handgelenk und führten für sieben Tage ein Schlaftagebuch. Es zeigte sich: Je mehr Zeit die Frauen abends in gedimmter Lichtumgebung verbrachten, desto geringer war ihr Risiko für Schwangerschaftsdiabetes. "Frauen, die ihre Abende im Hellen verbrachten, hatten ein fünffach höheres Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, als Frauen, die sich am häufigsten bei gedämpftem Licht aufhielten", präzisiert Kim.

    Wieso gibt es immer mehr Schwangere mit Diabetes?

    Lichtexposition vor dem Schlafengehen kann zu Fettleibigkeit, Insulinresistenz und erhöhtem Blutdruck führen. Sie erhöht die Herzfrequenz, obwohl sie eigentlich sinken sollte. Die steigende Rate von Schwangerschaftsdiabetes wird teilweise auf den zunehmenden Body-Mass-Index (BMI) und das höhere Alter der Schwangeren zurückgeführt. "Aber selbst wenn man den BMI und das Alter berücksichtigt, nimmt der Schwangerschaftsdiabetes immer noch zu", so Kim. "Wir müssen noch viel beweisen, aber meine persönliche Befürchtung ist, dass das Licht stillschweigend zu diesem Problem beiträgt, ohne dass sich die meisten Menschen des möglichen Schadens bewusst sind. Eine Gewichtsabnahme und sportliche Betätigung verringern ebenfalls das Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken. Das erfordert aber einige Anstrengung. Das Licht abzudrehen ist eine einfache Maßnahme."