Coronavirus

Geheimakte Impfbetrug: Managerin sogar selbst ungeimpft

Im Krimi um den mutmaßlichen Impf-Betrug im Austria Center gibt es die erste Selbstanzeige: Ein Einsatzleiter packte bei der Polizei umfassend aus.

Clemens Oistric
Teilen
Das Austria Center Vienna - <em>"Heute"</em> deckte den Impf-Betrug auf - jetzt wird ermittelt.
Das Austria Center Vienna - "Heute" deckte den Impf-Betrug auf - jetzt wird ermittelt.
apa/picturedesk/ Fotomontage

Die "Heute"-Enthüllung über Impfpass-Fälschungen in Österreichs größter Impfstraße sorgt landesweit für Entsetzen. Wie berichtet, packte eine Mitarbeiterin über mutmaßlich kriminelle Machenschaften im Austria Center (ACV) aus und brachte so den Stein ins Rollen. Sie erzählte: Impfgegner sollen gegen Geld (die Rede ist von 150 bis 200 Euro) als Immunisierte ins EDV-System eingetragen worden sein – ohne jedoch je ein Covid-19-Vakzin verabreicht bekommen zu haben. Mehrere Mitarbeiter diverser Stationen im ACV sollen beteiligt gewesen sein. Der Samariterbund bestätigte, dass zwischen 30 und 100 falsche Pässe ausgestellt worden sein dürften.

Kronzeuge packte bei Polizei aus

"Heute" erfuhr nun: Auch die Polizei ermittelt in der delikaten Causa auf Hochtouren; es liegt bereits eine Selbstanzeige vor. Ein mittlerweile fristlos entlassener Einsatzleiter des Samariterbundes erleichterte sein Gewissen vor den Ermittlern.

Der Verdächtige (33) soll einer ungeimpften Impfmanagerin (!) des Austria Center zum Zertifikat verholfen haben.

Vor den Ermittlern gab der Mann zu: "Meine Arbeitskollegin kam zum wiederholten Male mit dem Ansuchen zu mir, dass ich ihr zu einem Impfpass verhelfe. Sie wollte sich jedoch offensichtlich nie impfen lassen und hatte zuvor immer wieder bei mir diesbezüglich angefragt. Ich habe die ersten Male abgelehnt, mich jedoch beim dritten Mal überreden lassen."

Impfmanagerin (33) seit März ungeimpft

Die Eintragung erfolgte auf einem Spezial-Laptop. Wer sie getätigt hat, konnte nachträglich angeblich nicht mehr eruiert werden. Der Samariterbund hat beide Mitarbeiter daher fristlos gekündigt – der Kronzeuge flog am 9.12. raus. Auf die Spur war man seiner 33-jährigen Kollegin, der Impfmanagerin, übrigens gekommen, da zwischen der Eintragung der ersten Impfung im PC-System und dem vermeintlichen Impfdatum eine Zeitspanne von einem Monat lag. Sie soll seit März 2021 ungeimpft in dem hochsensiblen Bereich tätig gewesen sein – und mehrmalige Aufforderungen ihrer Vorgesetzten, sich selbst impfen zu lassen, eiskalt ignoriert haben.

Der geschasste Einsatzleiter betonte bei seiner Einvernahme jedoch: "Ich habe keine zweite Impfung gefaked oder eingetragen – und auch nicht, wie von ihr behauptet, die Zweitimpfung verabreicht."

Ermittlungen wegen Urkundenfälschung

Dieser Fall ist freilich nur einer von bis zu 100 alleine im Austria Center. Am 11. Dezember wurde zudem gegen eine 26-jährige Mitarbeiterin Anzeige erstattet. Sie soll gefälschte Impfeintragungen von Personen im Register vorgenommen haben, die nicht einmal persönlich im ACV anwesend waren. Es laufen Ermittlungen wegen Urkundenfälschung zum Nachteil der MA 15. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.