Israel und die USA haben in den vergangenen Tagen eine ausgeklügelte Desinformationskampagne durchgeführt, um den Iran davon zu überzeugen, dass ein militärischer Angriff auf seine Atomanlagen nicht unmittelbar bevorstehe.
Ein hochrangiger israelischer Beamter teilte "Times of Israel" mit, US-Präsident Donald Trump sei nicht nur aktiv an der Täuschungsoperation beteiligt gewesen, sondern habe von der Militäroperation gewusst, als Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vergangenen Montag den Entscheid traf, den Iran anzugreifen.
Die Täuschungskampagne hatte knapp vier Tage vorher begonnen. Netanyahu und Trump telefonierten 40 Minuten lang, in den Medien ließen anonyme Beamte gegenüber dem israelischen Fernsehsender Channel 12 durchsickern, der US-Präsident habe Netanyahu in einem "dramatischen" Gespräch aufgefordert, auf einen Angriff auf iranische Atomanlagen zu verzichten, da die Verhandlungen fortgesetzt würden.
Dabei hieß es, Trump habe sich geweigert, Gespräche über einen Militärschlag zu halten, bis er nicht selbst zu dem Schluss komme, dass die Atomgespräche mit dem Iran gescheitert seien. Nun, das war alles gelogen, teilte das Regierungsmitglied am Freitag mit: Trump und sein Beraterstab hätten öffentlich den Eindruck erweckt, sie lehnten eine Attacke ab, während sie intern jedoch keinerlei Einwände äußerten.
Israel musste Teheran glauben lassen, dass das Weiße Haus über einen möglichen Angriff debattierte. So wurde etwa für Sonntag ein Treffen zwischen dem US-Sondergesandten Steven Witkoff und iranischen Delegierten angesetzt. Die Gespräche sollten dazu dienen, "Israels Position zu klären", hatte Israel angekündigt.
Als Medien sich über das Treffen erkundigten, konnte das Büro des Premierministers nicht einmal die Frage beantworten, wo das angebliche Treffen stattfinden sollte. Inzwischen sei klar, dass das Treffen nie geplant war, schreibt "Times of Israel" weiter.
Am Mittwoch hatte der Mediendienst von Benjamin Netanyahu Reportern mitgeteilt, dass der Premierminister am Wochenende in die Ferien nach Galiläa fahren würde, um am kommenden Dienstag an der Hochzeit seines Sohnes Avner teilzunehmen. Doch die Ankündigung scheint ebenfalls Teil einer Täuschungskampagne gewesen zu sein. Es sollte den Eindruck erwecken, dass keine größeren Militäraktionen unmittelbar bevorstünden, schreibt "Jerusalem Post".
Israel hat solche Desinformationskampagnen bereits in der Vergangenheit angewandt, etwa vor der Operation Gegossenes Blei in Gaza 2008. Der damalige Premierminister Ehud Olmert hatte angekündigt, eine Sitzung des Sicherheitskabinetts einzuberufen, um sich "mit dem Dschihad zu befassen", stattdessen plante Israel einen Überraschungsangriff in Gaza.
Dabei bombardierte das Militär Polizeistationen der Hamas und tötete allein am ersten Tag der Operation über 200 Menschen.