Politik

Geld in Straches Tasche? Spur führt auf Semmering

Heute Redaktion
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Der freigelassene frühere Sicherheitsmann von Ex-FP-Chef Strache, Oliver R., soll brisante Fotos besitzen. Darauf zu sehen: mit Kleidung und Geldbündeln gefüllte Sporttaschen.

Laut einer bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft eingegangenen anonymen Anzeige soll Strache diese "Kleidungsteile" bei anderen Anlässen selbst getragen haben. Somit wäre auch das Geld eindeutig ihm zuordenbar. Strache selbst stritt freilich am Mittwoch ab, Sporttaschen mit Geld in seinem Auto transportiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat dennoch die Fährte aufgenommen.

Denn die Herkunft des Geldes dürfte in der Ukraine liegen und mit dem Vorwurf des Mandatskaufs für einen FPÖ-Mann in Zusammenhang stehen. Ukrainische Oligarchen, die auch den Kauf des Hotel Panhans am Semmering (Niederösterreich) finanziert haben, wollten als Vertreter ihrer Interessen Thomas S. in den Nationalrat hieven, was schließlich mit Hilfe der FPÖ gelang. Dieser Vorgang ist an sich nicht strafbar.

Peter Pilz (Liste Jetzt ) bringt dennoch eine Finanzstrafanzeige ein, um die Verwendung des Geldes zu klären. Laut "Heute"-Infos sollen mehrere Millionen auf einem Bauernhof zwischengelagert worden und dann – mutmaßlich in Sporttaschen – zur FPÖ gewandert sein. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Leibwächter von Strache dürfte sogar nach Ibiza

Eine stundenlange "Lebensbeichte" bewahrte Heinz-Christian Straches ehemaligen Bodyguard vor der Zelle. Im Verhör packte er so umfassend aus, dass die Staatsanwaltschaft Wien keinen U-Haft-Antrag stellte. Als karenzierter Wega-Beamter weiß Oliver R. (49) recht präzise, was Ermittler wollen. Und er kennt auch die Konsequenzen, wenn sie nicht zu hören bekommen, was sie wollen. Ausgestattet mit diesem (und viel Strache-)Wissen "legte er nieder", wie es im Kriminaljargon heißt. Bedeutet was?

Das wird Strache alles vorgeworfen

Was stimmt, was ist in der Spesen-Affäre nicht bestätigt:

Spesenkonto: Bis zu 10.000 Euro pro Monat hatte Strache zur Verfügung, bestätigt die FPÖ. Falsche Belege Über das Spesenkonto soll Strache auch private Kosten abgerechnet haben. Die Wiener FPÖ prüft. Strache dementiert.
Auto: Die Partei stellte Strache einen Mercedes GLE Coupé zur Verfügung. Billigstes Modell: 82.480 Euro. Teuerstes (ohne Sonderausstattung): 168.520 Euro.
Mietzuschuss: Für das Haus in Klosterneuburg erhielt Strache 2.500 Euro pro Monat. Die FPÖ bestätigt. Diese Zahlungen werden jetzt eingestellt.
Geldtaschen: In Sporttaschen soll Strache laut Anzeige mehrfach Geld aus Russland und der Ukraine erhalten haben.
Gehalt für Philippa: Straches Frau soll ein FP-Gehalt von 11.000 Euro monatlich kassieren. Sie dementiert das.

Montag, 23.30 Uhr, führten Beamte den langjährigen Chauffeur und Leibwächter von Heinz-Christian Strache ab. Er gilt als festgenommen, nicht verhaftet. 48 Stunden hat die Polizei ab da Zeit, bis der Verdächtige einem Richter vorgeführt werden muss. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen jenen Mann, der seit 2005 an der Seite des Ex-FP-Chefs war (ab 2011 mit dem Titel "Sicherheitsreferent") wegen des Verdachts der Beitragstäterschaft zur Untreue und wegen des Verdachts der Erpressung. "Heute" berichtete.

Dienstag und Mittwoch: Oliver R., der aus Enttäuschung über Strache, der ihn nach einer Erkrankung fallen ließ, belastendes Material (Spesenbelege, kompromittierende Fotos) zu sammeln begonnen hatte, erkennt den Ernst der Lage und fängt bei den Fahndern zu plaudern an. Stundenlang. Intensiv. Er nennt Details und Hintermänner, legt Beweise vor.

Mittwochnachmittag ist klar: Verdunkelungs- (wegen des Geständnisses) und Tatbegehungsgefahr (mangels Job bei Strache) sind nicht gegeben. Der Staatsanwalt stellt keinen Antrag auf Untersuchungshaft. Oliver R. darf heimgehen. Er gilt in Medien als enthaftet, obwohl er nie in Haft saß und nicht einmal seinen Pass abgeben musste. Der 49-Jährige dürfte also sogar nach Ibiza reisen.