Die zweitgrößte Stadt Österreichs ist kommunistisch, KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr wird wohl nächste Bürgermeisterin der steirischen Landeshauptstadt. Viele fragen sich: Was macht die dunkelrote Elke anders? Ihr Wahlerfolg in Graz (fast 30 Prozent) hat teils persönliche Gründe.
Nach telefonischer Vereinbarung wird jeder Bürger zu einem persönlichen Gespräch geladen. Kahr macht auch Hausbesuche.
Die Partei der Ex-Wohnbaustadträtin betreibt seit über 20 Jahren einen Notrufdienst für Mieter in Not – völlig kostenlos.
Kahr und ihre steirischen Genossen spenden den Großteil ihrer Gage an den KPÖ-Sozialfonds – alles, was über 1.950 netto Euro hinausgeht.
2,5 Millionen Euro konnten auf diese Weise bisher gesammelt werden. Unterstützung erhalten Grazer mit Geldsorgen, egal ob's um Reparaturen im Haushalt, eine neue Lesebrille, Mietrückstände oder finanzielle Unterstützung während der Ausbildungszeit geht.
Neben einer Bibliothek, in der jeder gratis Marx und Lenin studieren kann, unterhält die KPÖ einen Bildungsverein im Volkshaus Graz. Regelmäßig gibt's dort auch einen Flohmarkt, auf dem man bei Kaffee und Kuchen kostengünstig Gebrauchtes erwerben kann.
Die Mur-Kommunisten helfen dabei, die richtige Behörde zu finden. Ein Sozialratgeber listet mehr als 650 Beratungs- und Wohltätigkeitsstellen.
Auf der Homepage der KPÖ Graz findet sich der Link zu einem Blog mit Rezepttipps. Unter "Erdäpfelsalat": "Wo Erdäpfelsalat dazupasst, passt immer auch Bier. Nur Kinder müssen Wasser oder Cola trinken. Mit Mund und Nase am Bierschaum nippen und stippen verkürzt für die Kinder die Wartezeit auf die Biertrinkerlaubnis."
Sogar der "Washington Post" war Kahrs Triumph eine Story wert
Es begann unspektakulär: Nach dem Gang ins Wahllokal wollte Elke Kahr zu Hause Wäsche waschen. Da ahnte die 59-Jährige noch nicht, dass ihr der Tag den größten Erfolg ihrer Karriere bescheren würde. Kurz nach 17 Uhr stand fest: erster Platz für die KPÖ, Anspruch auf den Bürgermeistersessel! Ausgelassen verlief die Wahlfeier im Grazer Volkshaus: Es gab rote Erdbeertorte, rote Kampflieder, sogar rote Bengalos. Eine kurze Nacht wurde es für die Siegerin: Sie empfing am Montag um acht Uhr schon wieder GrazerInnen zum persönlichen Gespräch im Büro.