Steiermark

Gemeinde "komplett abgesoffen", "es ist alles hin"

Verzweiflung nach den Sintflut-Unwettern in der Steiermark. Die Schäden sind enorm, manche Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.

Roman Palman
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    Das fast völlig überschwemmte Freibad in Leibnitz am Abend des 4. August 2023.
    Das fast völlig überschwemmte Freibad in Leibnitz am Abend des 4. August 2023.
    KEVIN HARKAM / APA / picturedesk.com

    Sintflut-Unwetter haben die Behörden in Teilen der Steiermark gezwungen, Katastrophenalarm auszulösen. Betroffen sind vor allem die Südoststeiermark mit den Gemeinden Mureck, Paldau, Bad Gleichenberg, Gnas und Straden sowie die Bezirke Leibnitz (Leibnitz, Heimschuh, Kitzeck, St. Johann im Saggautal, St. Veit) sowie Deutschlandsberg (Eibiswald, Wies und St.Peter im Sulmtal).

    "Gosdorf ist komplett abgesoffen", schildert Feuerwehrmann Franz Konrad die Situation in dem Ortsteil von Mureck gegenüber der "Kleinen Zeitung". "Ich war dort heute in einem Haus, die Leute sind verzweifelt. 40 Zentimeter stand das Wasser im Schlafzimmer und im Kinderzimmer. Es ist alles hin: Boden, Möbel. Und wenn du eine Küchenlade aufmachst, rinnt auch dort Wasser heraus."

    Menschenrettung mit Hovercraft

    "Bei uns gehen die Schadensmeldungen im Minutentakt ein", berichtet auch Günter Hohenberger. Er ist Leiter der Landeswarnzentrale und wird wegen der vielen Murenabgängen und Hangrutschungen am Sonntag sein Team noch einmal aufstocken. Mehr als einhundert solcher Rutschungen wurden bis Samstagnachmittag registriert.

    Auch bei Leibnitz ist die Sulm über die Ufer getreten und hat Freibad und Sportanlagen (siehe Bildstrecke oben) überschwemmt. Touristen mussten aus ihren Unterkünften evakuiert werden. Während einige durch die Feuerwehr mit Zillen in Sicherheit gebracht wurden, mussten andere zu Fuß aus der Flut heraus waten.

    Die Feuerwehr Kals rückte gar mit ihrem eigenen Hovercraft in Heimschuh zur Unterstützung an und rettete damit von Wassermassen eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern:

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      Die Freiwillige Feuerwehr Kalsdorf rückte mit dem eigenen Hovercraft nach Heimschuh bei Leibnitz aus, um...
      Die Freiwillige Feuerwehr Kalsdorf rückte mit dem eigenen Hovercraft nach Heimschuh bei Leibnitz aus, um...
      FF Kalsdorf

      Wasser stand 1,2 Meter hoch in Betrieb

      "Wir sind Hochwasser gewohnt, aber das Unwetter am Freitag war eine neue Dimension", schildert der Chef der Ölmühle Hartlieb in Heimschuh der "Kleinen Zeitung". Seit vor mehr als 20 Jahren an der Sulm Hochwasserschutz installiert wurde, hatte es nur 2014 ein ähnliches Ereignis gegeben. "Von beiden Seiten sind massive Bäche geflossen und dadurch hatten wir eine Überschwemmung im Betrieb von guten 1,20 Metern. Da drin ist so ziemlich alles kaputt."

      Den finanziellen Schaden schätzt der Betriebschef, "wenn es gut geht", auf mindestens eine halbe Million Euro. Es könnte aber auch doppelt so viel werden. Der einzige Trost: viele Freunde und Nachbarn hätten bereits ihre Hilfe angeboten. "Das ist dann erfreulich, wenn man merkt, da gibt es einen gewissen Rückhalt und man steht nicht ganz alleine da."

      Die Bundesregierung hat unterdessen finanzielle Hilfe aus dem Katastrophenfonds angekündigt. "Die Menschen in den betroffenen Regionen können sich auf uns verlassen", erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Samstag öffentlich. Mehr dazu hier:

      Was der Klimawandel mit dem aktuellen Wetter-Ereignis wirklich zu tun hat, erklärte am Samstag auch GSA-Meteorologe Gerhard Hohenwarter. Er sprach von einer "explosiven Mischung":

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        Auch am Samstag ist die Unwetter-Situation angespannt. 
        Auch am Samstag ist die Unwetter-Situation angespannt.
        GERD EGGENBERGER / APA / picturedesk.com
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          Nach einem Hagel-Unwetter in Reutlingen (D) lagen die Hagelkörner meterhoch in der Innenstadt.
          Nach einem Hagel-Unwetter in Reutlingen (D) lagen die Hagelkörner meterhoch in der Innenstadt.
          extremwetter.tv / Marco Kaschuba