Niederösterreich

Gemüseeintopf mit Rindfleisch und Supperl für Fritzl

Der berühmteste Häftling Österreichs schiebt in seiner Einzelzelle des Traktes 2 in Stein eine ruhige Kugel. Am Mittwoch gab es Eintopf mit Fleisch. 

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Fritzl an einem seiner letzten Prozesstage. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, sitzt jetzt in Stein.
Fritzl an einem seiner letzten Prozesstage. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, sitzt jetzt in Stein.
REUTERS

Im Trakt 2 der Justizanstalt Stein (Krems) ist an einer Türe einer Einzelzelle der Name Josef Mayrhoff. Hinter der Türe ist das Staatskosten-Reich von Österreichs berühmtesten Häftling: Josef Fritzl (87). In einer Abteilung eines Maßnahmenvollzuges sind rund 20 Häftlinge (Anm.: es gibt drei Maßnahmenabteilungen im Trakt 2; und eine im Trakt 1).

Der Inzest-Vater ist derzeit wieder vermehrt in den Schlagzeilen des heimischen Blätterwaldes und Onlineforen. Denn: Österreichs berühmtester Häftling könnte bald im Normalvollzug des Häfens Stein und 2023 sogar in Freiheit sein.

Fritzl keine Gefahr mehr

Nach einem Ergänzungsgutachten hob ein Richtersenat den Maßnahmenvollzug für geistig abnorme Straftäter bedingt auf. Allerdings ist der Beschluss nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft legte Einspruch ein, somit wanderte der Akt zum Oberlandesgericht Wien weiter – alles dazu hier.

Aufgrund des Ergänzungsgutachtens wurde Fritzl vom Drei-Richter-Senat nicht mehr gefährlich und geistig abnorm eingestuft. Josef Fritzl, der 2009 zu einer lebenslangen Haft am Landesgericht Sankt Pölten verurteilt worden war, lebte sich am berüchtigten "Felsen" in Krems-Stein gut ein. Mittlerweile hat sich Fritzl in Stein bestens integriert, die schwierige Anfangszeit (Anm.: Vergewaltiger und Kinderschänder haben schweren Stand) ist lange her. Er genießt den Luxus einer Einzelzelle, allerdings eben im Maßnahmenvollzug.

"Fazi" Fritzl

Der seit knapp zwei Wochen 87-Jährige hat einen Fernseher mit zahlreichen Kanälen (den er aber selbst bezahlen musste) und einen Job als "Fazi". Als Hausarbeiter war er somit für die Reinigung, kleinere Arbeiten im Gebäude, Verteilung von Wäsche, Post, Paketen und Mahlzeitenzustellung für Gefangene zuständig.

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    19. März 2009: Fritzl an einem seiner letzten Prozesstage.
    19. März 2009: Fritzl an einem seiner letzten Prozesstage.
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    Da Josef Fritzl mittlerweile 87 Jahre alt ist und an Demenz leidet, arbeitet er indes kaum mehr. Er darf eine Stunde am Tag einen Spaziergang im Gefängnishof machen. Ausgänge hat Fritzl gar keine, nur Ausführungen zu Behördenwegen oder zum Arzt – stets in Begleitung von Beamten.

    Tägliche Dusche

    Fritzl stehen am Tag mindestens zwei Stunden Freizeit zu (Tischtennis, Kochen in kleiner Küche), er benötigt kaum bis keine Medikamente. Fritzl darf täglich duschen, sich bis 20 Uhr auf der Abteilung völlig frei bewegen – erst am Abend ist Einschluss.

    Einmal pro Woche hat Fritzl Psychotherapie, er hat einen eigenen Sozialarbeiter und Psychologen. "Er geht nicht mehr sehr oft aus seiner Zelle raus, lebt zurückgezogen, er will einfach und verständlicherweise seine Ruhe haben. Er lässt andere aber auch in Ruhe", berichtet ein Beamter.

    Schweinfilet und Gemüseeintopf

    Verköstigt wird der Häftling von der Häfenküche, wo Insassen kochen. Die Küche in Stein ist getrennt in Beamten- und Insassenküche. Die Großküche besteht aus mehreren Abteilungen mit Insassen als Köchen bzw. Hilfskräften: "Kratz" (hier wird Gemüse zerkleinert und gesäubert – "abgekratzt" –, Erdäpfel geschält, Käse und Wurst geschnitten sowie andere Hilfstätigkeiten erledigt), "Suppinger" (hier wird die Suppe zubereitet), "Kessler" (Hauptspeise), Abwasch, Vegi- und Ritualküche.

    Es gibt am "Felsen" mehrere Essensvarianten: Normalkost, Vegi-Kost, Schonkost und Ritualkost. Justizwachebeamte, Therapeuten, Ärzte und das restliche Personal durften am Mittwoch Schweinsfilet im Speckmantel schlemmen, für Vegetarier gab es Gemüsefleckerl. Josef Fritzl und die restlichen "Haflinger" bekamen vom "Fazi" ein Rindsupperl, einen Gemüseeintopf mit Rindfleisch und Obst als Mittagsessen serviert.

    Am Abend gibt es für Fritzl, bis auf einen Tag in der Woche, stets kalte Kost: Wurstaufstriche, Gabelbissen, Fischdosen, Hartkäse, Butter, Eckerlkäse, Leberwurst. Besuch bekommt der Inzest-Vater kaum bis gar nicht.

    Freiheit im nächsten Jahr?

    Rückblick: Der Inzestfall des damals 74-Jährigen in Amstetten ging in die österreichische Kriminalgeschichte ein und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Er soll seine Tochter über 20 Jahre in einem Kellerverlies gefangen gehalten haben, vergewaltigte sie vielfach und zeugte mit ihr sieben Kinder. Drei Kinder waren ebenfalls in der Kellerwohnung gefangen. 2009 wurde Fritzl in St. Pölten zu lebenslanger Haft plus Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Aber: Er galt als zurechnungsfähig (§21 Absatz 2). 

    Schon am 21. September 2021 hatte das Landesgericht Krems Fritzl in den Normalvollzug überstellen wollen. Das OLG Wien hob diese Entscheidung am 8. November 2021 aus verfahrensrechtlichen Gründen auf und trug dem Landesgericht Krems die neuerliche Entscheidung auf. Diese neuerliche Entscheidung liegt nun vor. Das teilte der Sprecher des Oberlandesgerichts, Reinhard Hinger, auch dem "ORF NÖ" mit.

    Und wenn jetzt alles für Josef Fritzl optimal läuft, könnte er tatsächlich mit 89 Jahren im Jahr 2023 bedingt freigelassen werden.

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      Josef F. beim Prozess in St. Pölten im Jahr 2009
      Josef F. beim Prozess in St. Pölten im Jahr 2009
      APA