Peinliche Panne

Geschwärzte Epstein-Akten mit wenigen Klicks lesbar

Eigentlich sollten die brisanten Stellen in den Epstein-Files für immer geheim bleiben. Doch genau diese schwarzen Balken werden jetzt zum Bumerang.
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24.12.2025, 11:34
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Immer mehr Dokumente rund um Jeffrey Epstein werden veröffentlicht – und genau durchforstet. Wie "20 Minuten "berichtet, ist aufmerksamen Lesern dabei ein peinlicher Fehler aufgefallen. Der politische Kommentator Brian Krassenstein erklärt auf Tiktok, wie leicht das geht: Einfach den Text aus dem PDF kopieren und in ein neues Dokument einfügen – schon sind teilweise auch die eigentlich zensierten Inhalte sichtbar.

In den Kommentaren im Netz machen sich viele darüber lustig, andere erklären, wie das passieren konnte. Ein Nutzer meint: "Das liegt daran, dass durchsuchbare PDF-Dateien eine unsichtbare Textebene enthalten. Wenn man also ein schwarzes Feld darüberlegt, bleibt die versteckte Ebene davon unberührt." Einige glauben nicht an ein Versehen, wieder andere meinen, man hätte den Trick besser erst dann öffentlich machen sollen, wenn alle Akten freigegeben sind.

400.000 Dollar für junge Models und Schauspielerinnen

Recherchen des "Guardian" und der "New York Times" zeigen: Mehrere dieser eigentlich geschwärzten Epstein-Dokumente lassen sich tatsächlich so entschlüsseln. Darunter ist eine Zivilklage von 2021 auf den Virgin Islands gegen die Testamentsvollstrecker von Epsteins Nachlass. Laut "New York Times" geht aus einem nun lesbaren Abschnitt hervor, dass Darren K. Indyke einen Scheck aus Epsteins Stiftung an einen Einwanderungsanwalt ausgestellt hat, der "an einer oder mehreren Zwangsehen beteiligt war, die unter Epsteins Opfern arrangiert wurden".

Ein weiteres Dokument dreht sich um ein anderes Zivilverfahren gegen Indyke und Richard D. Kahn, den zweiten Testamentsvollstrecker. Wie der "Guardian" berichtet, soll darin beschrieben werden, wie Epstein und seine Vertrauten sexuellen Missbrauch von Kindern ermöglicht haben. In einem geschwärzten Abschnitt steht, Indyke habe zwischen 2015 und 2019 Schecks über mehr als 400.000 Dollar an junge Models und Schauspielerinnen ausgestellt. Ein ehemaliges russisches Model habe über dreieinhalb Jahre hinweg monatlich 8.333 Dollar kassiert – insgesamt also mehr als 380.000 Dollar.

Verbreitung belastender Geschichten und Beweisvernichtung

In einer weiteren Passage heißt es laut dem "Guardian": "Epstein drohte Opfern auch mit Schaden und half dabei, belastende Geschichten über sie zu verbreiten, um ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben, wenn sie versuchten, mit ihren Berichten über Menschenhandel und sexuellen Missbrauch an die Öffentlichkeit zu gehen. Epstein wies zudem einen oder mehrere beteiligte Zeugen aus dem Epstein-Netzwerk an, Beweismittel zu vernichten, die für laufende Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem kriminellen Sexhandel und Missbrauch der Beklagten relevant waren."

Warum die Akten so fehlerhaft geschwärzt wurden, ist derzeit noch unklar. Das US-Justizministerium wollte sich gegenüber der "New York Times" dazu nicht äußern.

Was darf überhaupt geschwärzt werden?

Erst vor kurzem hat Präsident Trump ein Gesetz unterschrieben, das die Freigabe aller Akten zur Epstein-Untersuchung vorschreibt. Laut Gesetz dürfen Dokumente nicht aus Gründen wie "Peinlichkeit, Rufschädigung oder politischer Sensibilität" geschwärzt werden. Ausnahmen gibt es aber, wenn etwa persönliche Daten von Opfern geschützt werden müssen.

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