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Gesundheitsexperte warnt vor "Angstmacherei" im Herbst

Der Gesundheitsexperte Martin Sprenger sprach im Interview mit Ö1 über die Corona-Lage im Herbst und übte Kritik an der Regierung.

Heute Redaktion
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Martin Sprenger hält einen zweiten Lockdown nicht für nötig.
Martin Sprenger hält einen zweiten Lockdown nicht für nötig.
picturedesk.com

Am Samstag war der Gesundheitswissenschaftler und Public-Health-Experte Martin Sprenger in der Ö1-Sendung "Im Journal zu Gast" zu hören. Im Interview prädierte er gegen "Angstmachere", prophezeite aber "ein Chaos", wenn im Herbst die Schule wieder ganz normal starten sollte. Warum das? Es werde große Verunsicherung geben, weil "die jüngeren Kinder die typischen Infekte bekommen". Und das, obwohl Kinder und Jugendliche durch das Coronavirus weniger gefährdet seien als durch typische Erkältungsviren. Dennoch: Kindergärten und Volksschulen sollen nach Sprengers Ansicht normal öffnen, für höhere Schulen sei das angedachte Ampelsystem "gar nicht so schlecht".

In Richtung Bundeskanzler Sebastian Kürz meinte der Experte, dass dieser im Frühjahr "vollkommen unnötig diese Ängste eskaliert" hatte. Er erinnerte an die Drohung, dass es 100.000 Tote in Österreich geben könnte. "Und diese sind jetzt in den Köpfen vieler Menschen." Die Politik setze zu viel auf Angst. Stattdessen solle sie sich eher auf die positiven Entwicklungen konzentrieren. Man werde gut durch den Winter kommen.

Kritik an der Politik

"Ich hoffe, die Politik hält Abstand vor unnötigem Aktionismus und unnötiger Angstmacherei." Ab Oktober würden laut Sprenger die viralen Infekte ansteigen, der Höhepunkt werde im Jänner und Februar 2021 erreicht. Ein Teil dieser Infektionen werde das Coronavirus ausmachen. "Zur Überforderung der Krankenversorgung wird es mit hundertprozentiger Sicherheit nicht kommen."

Sprenger kritisierte, dass der Verlust an gesunden Lebensjahren aufdgrund der fehlenden Versorgung von anderen Krankheiten während des Lockdowns größer sei als der Schaden durch das Coronavirus: "Mich wundert es, dass wir so viel Schaden in Kauf nehmen für die Minimierung eines Gesundheitsrisikos." Ein zweiter Lockdown würde die Schäden erneut vergrößern.