Österreich

Jüngeres Opfer (35) war Caritas-Mitarbeiterin in Wien

Eine der beiden Frauen (37, 35), die am Dienstag Opfer eines mutmaßlichen Doppelmords wurden, war sozial sehr engagiert, arbeitete für die Caritas.

Christian Tomsits
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Trauernde Frauen aus der Community versammelten sich vor dem Wiener Gemeindebau.
Trauernde Frauen aus der Community versammelten sich vor dem Wiener Gemeindebau.
Denise Auer

Die unfassbare Gewalttat im Anna-Boschek-Hof schockiert auch noch am Tag danach. Das ältere der beiden Opfer (37) hinterlässt eine erst vierjährige Tochter, die zur Tatzeit noch im Kindergarten gewesen sein soll. Das Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamts übergeben. Das jüngere Opfer arbeitete für die Caritas als Übersetzerin. Die Trauer der Angehörigen der Toten war montagabends am Tatort riesengroß. Ein dutzend Frauen versammelten sich dort vor der Wohnung, in der die Leichen der beiden Frauen zu dem Zeitpunkt noch lagen und spendeten sich gegenseitig Trost.

Das 35-jährige Opfer, die beste Freundin der Wohnungsmieterin und Mutter, war sozial besonders engagiert. Sie kümmerte sich um unterdrückte Frauen in der Community, setzte sich lautstark gegen Rassismus ein und unterstützte feministische Vereine. Besonders für die dunkelhäutige Wiener Stadt-Politikerin Mireille Ngosso legte sie sich vor der Wien-Wahl 2020 auf Social-Media ins Zeug, unterstützte die "Black Life Matters"-Demonstrationen, nahm auch an der großen Kundgebung mit 50.000 Teilnehmern teil.

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    Mordalarm in Wien-Favoriten: In einer Wohnung wurden zwei tote Frauen entdeckt.
    Mordalarm in Wien-Favoriten: In einer Wohnung wurden zwei tote Frauen entdeckt.
    Denise Auer

    Wie die Wiener Caritas auf "Heute"-Anfrage nun bestätigte, handelte es sich bei der 35-Jährigen um eine Mitarbeiterin in der Organisation. Sie soll Übersetzungen gemacht haben. Bei der Caritas zeigt man sich tief geschockt angesichts des plötzlichen Todes einer Mitarbeiterin. "Das gesamte Team ist tief betroffen und in Trauer ob dieser schrecklichen Bluttat", sagt ein Sprecher der Caritas. "Nachdem unsere Kollegin heute nicht zum Dienst erschienen ist und nicht erreichbar war, haben wir Kontakt zur Polizei aufgenommen und so erfahren, dass es sich bei einem der beiden mutmaßlichen Mordopfer um unsere Kollegin handelt."

    "Das gesamte Team der Caritas ist tief betroffen und in Trauer ob dieser schrecklichen Bluttat.Wir verlieren eine junge und sehr engagierte Kollegin."

    Das mutmaßliche Mordopfer hat seit Beginn des Sommers  bei der Caritas gearbeitet. "Wir verlieren eine junge und sehr engagierte Kollegin. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden ihren Angehörigen." Die Caritas hisste noch am Dienstag die schwarze Fahne an ihrem Bürostandort.

    Die Freundin der Caritas-Mitarbeiterin (37) soll erst vor rund einem Jahr aus Linz nach Wien geflohen sein – wohl vor ihrem Ex-Mann (28), der sie immer wieder volltrunken bedroht haben soll. So auch am Tag der schrecklichen Bluttat. Aus Wien-Floridsdorf eilte ihr offenbar die 35-Jährige Somalierin zur Hilfe. Der mutmaßliche Täter, ein 28-jähriger Somalier, wurde noch am Tatort festgenommen.

    Er soll gegenüber der Polizei gesagt haben, er hätte gerade zwei Frauen getötet.

    Wie "Heute" in Erfahrung bringen konnte, dürfte der Somalier zum Tatzeitpunkt stark alkoholisiert gewesen sein und mit einem Messer auf die Frauen eingestochen haben. Die genauen Hintergründe des mittlerweile 20 und 21 Frauenmordes in Österreich sind bislang Gegenstand von akribischen Ermittlungen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

    Hilfe für Betroffene von Gewalt:
    Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
    Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
    Rat auf Draht: 147
    Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20