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"Ghost of Tsushima Director's Cut" im Test: Grandios!

Wie kann ein grandioses Game noch besser werden? Sony und Sucker Punch zeigen es perfekt mit "Ghost of Tsushima Director's Cut" vor. Atemberaubend!

Rene Findenig
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    Wie will man ein grandioses Game noch besser machen? Schließlich begeisterte "Ghost of Tsushima" mit einer atemberaubend schönen Spielwelt, ...
    Wie will man ein grandioses Game noch besser machen? Schließlich begeisterte "Ghost of Tsushima" mit einer atemberaubend schönen Spielwelt, ...
    Sony PlayStation

    Lange wusste man nicht, was man vom Samurai-Abenteuer "Ghost of Tsushima" für die PlayStation 4 halten sollte, doch als es erschien, überschlugen sich die Jubelmeldungen. Der Titel war in jeglicher Hinsicht nah an der Perfektion und wohl der krönende Abschluss der PS4-Ära. Und das zeigte sich auch in den Millionen-Verkäufen des Games. Kein Wunder also, dass es nun eine neue Erweiterung und gleichzeitig auch gleich einen "Director's Cut" für die neue PlayStation 5 gibt.

    Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie will man ein grandioses Game noch besser machen? Schließlich begeisterte "Ghost of Tsushima" mit einer atemberaubend schönen Spielwelt, toll inszenierten Gefechten, einem smarten Skill-System und einer Story, die so gut wie alles andere im Action-Genre in den Schatten stellte. Doch es funktioniert! Und dazu setzt uns Sucker Punch nach der nervenzerfetzenden Schlacht von Jin Sakai gegen die Mongolen auf Tsushima auf der Insel Iki ab.

    Gekentert, gefangen, vergiftet

    Geografisch liegt Iki nur wenige Kilometer von der Insel Tsushima entfernt, spielerisch muss man für deren Besuch allerdings nicht das Hauptspiel beendet haben. Zwar kann man bereits kurz nach dem Abschluss des ersten Kapitels des Hauptteils Iki besuchen, dann aber fehlt den Spielern einiges an nötigem (und spannendem!) Hintergrundwissen rund um die bösen Absichten eines gefährlichen Mongolen-Stamms auf der Insel, die uns die Erweiterung liefert.

    Wer glaubt, Super-Samurai Jin hat auf Iki auch nach dem Abschluss der Hauptstory leichtes Spiel, der irrt. Schon von Beginn an läuft es für unseren Helden nämlich gar nicht rund: Statt still und heimlich Mongolen zu meucheln kentert Jin mit seinem Boot bei der Überfahrt, wird gefangen genommen und von den Stammes-Anführerin vergiftet. In letzter Sekunde kann er durch den Plünderer Tenzo fliehen und sich auf die wieder perfekt inszenierte Jagd auf die Invasoren machen. Und bei der passt sich die Stärke der Gegner automatisch an unsere Helden-Stufe an.

    Kämpfen, schießen, Katzen streicheln

    Wieder sind die Qualität der Grafik, des Gameplays und der Erzählung extrem hoch und stehen jener des Hauptspiels um nichts nach. Spielerisch wartet aber nicht wieder ein 50-stündiges Abenteuer, sondern eine rund sieben- bis achtstündige Hauptmission und weitere zehn Stunden an Erkundungen sowie Nebenmissionen. Die wird man wieder gern in Angriff nehmen, denn auch sie sind stilvoll umgesetzt und nicht reine Beschäftigungsaufgaben, um den Titel unnötig zu strecken.

    Da die Erweiterung eine Reise in die Vergangenheit ist, erfahren wir zudem mehr Details aus der tragischen Geschichte unseres Helden, zudem gibt es wieder Anekdoten aus der japanischen Geschichte und jede Menge neue Minispiele sowie Herausforderungen. Ernst geht es etwa bei Bogenschieß-Bewerben zu, nicht so ernst nehmen sich Flöten-Minispiele für Katzen, die man dann auch streicheln darf. Und: Unser Pferd erhielt ein Upgrade und kann nun Gegner überrennen, die man dann auch gleich vom Sattel aus ohne abzusteigen liquidiert. Wenn man es denn gefunden hat, denn starten muss man auf Iki ohne sein Ross. 

    Auch abseits von Iki wird alles besser

    Auch die Umsetzung der Spielwelt und der Figuren ist wieder gewaltig gut. So gibt es nun Schamanen in den Banditen-Lagern, die Meuchel-Abenteuer und Stealth-Ausflüge kniffliger machen. Zudem sind die Inselbewohner selbst uns auch nicht gut gestimmt. Könnte übrigens daran liegen, dass der Vater der Spielfigur die Insel ursprünglich erobern wollte und von den Bewohnern getötet wurde. Damit ergibt sich ein noch bedrohlicheres Bild, denn wir müssen ständig auf der Hut sein und können fast niemandem auf der Insel wirklich trauen.

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    Der "Director's Cut" für PlayStation 5 bringt aber noch einige zusätzliche Features mit, die das Abenteuer auch im Hauptspiel noch besser machen. Dazu zählen blitzschnelle Ladezeiten sowie 4K-Grafik mit superflüssigen 60 Bildern pro Sekunde und 3D-Audio. Auch an den neuen DualSense-Controller wurde gedacht: Regen und Wind lassen sich ebenso detaillierter durch das haptische Feedback des Gamepads erfühlen wie Schwerter, die auf Rüstungen treffen oder durch sie hindurchgleiten. Und auch unser Pferd kann nun mit einer Rüstung versehen werden, und durch einen zeitgleichen Patch können auch Anzeige-und Controller-Elemente angepasst werden.

    Das kann sich wahrlich sehen lassen

    Grafisch ist der "Director's Cut" eine Offenbarung. Besonders Iki mit seinen Dörfern, bunten Wiesenlandschaften und der lebhaften Tierwelt kann sich wahrlich sehen lassen. Dazu kommt ein düsterer Anstrich: Durch das Gift in unseren Adern geschehen immer wieder unheilvolle Szenen, die sich wie Wahnvorstellungen anfühlen und in denen sich das Bild dunkler färbt, während wir von Krähen umkreist werden. Diese Szenen stehen im krassen Kontrast zu einer der schönsten Spielwelten überhaupt mit saftigen Dschungel-Arealen, schönen Strand-Abschnitten und nebelverhangenen Bergspitzen.

    Mit dabei im "Director's Cut" sind natürlich auch der Multiplayer-Modus "Legends" (die einen ganz neuen, großen Modus spenidert bekommt) und ein vierter Schwierigkeitsgrad. Neu ist dagegen die Möglichkeit, Gegner nun im Kampf speziell anvisieren zu können. Dies ist auch einer der wenigen kleinen Kritikpunkte am Game, die geblieben sind. Zwar ist die Funktion selbst lobenswert, gerade bei der Begegnung mit mehreren Feinden lässt aber das Visier oft auf den falschen Feind springen und in den schnellen Kämpfen, in denen es um blitzschnelle Reaktionen geht, wird das Visier oft zum Hindernis.

    Ein grandioses Spiel, noch grandioser

    Neue Minispiele mit süßen Tierchen, ein gewaltiges neues Abenteuer, ein leicht düsterer Anstrich und eine sehenswerte Umgebung: "Ghost of Tsushima" macht auf gut noch besser und liefert mit der Insel Iki eine Erweiterung ab, die fast als eigenständiges Spiel durchgehen könnte. Zudem ist die Handlung wieder dermaßen perfekt geschrieben und inszeniert, dass man auch nach Tagen noch nicht genug vom Action-Abenteuer bekommen kann. Vor allem die Hintergründe unseres Game-Helden und die Motive sowie Persönlichkeiten der vorkommenden Spielfiguren sind allerhöchste Klasse.

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    Dazu kommen mit dem "Director's Cut" noch weitere Schmankerl für Besitzer einer PlayStation 5. Die 4K/60fps-Umsetzung macht das Samurai-Abenteuer noch flüssiger, de detailliertere Darstellung wird im Fotomodus beinahe zur Sucht und das neue Feedback des DualSense-Controllers ist spürbar ein Meilenstein. Wer "Ghost of Tsushima" bereits zocken durfte, sollte sich schleunig nach Iki aufmachen. Und wer das Game bisher noch gar nicht ausprobiert hat, sollte das schleunigst nachholen. "Ghost of Tsushima Director's Cut" ist eine Wucht und noch grandioser als das Original.