Welt

Giulia wohnt als einzige Frau bei 10 Häftlingen

Giulia Manca verbrachte Ferien auf der Insel Pianosa, Italien. Zehn Häftlinge arbeiten dort im einzigen Hotel. Jetzt ist sie die Verwalterin.

Carolin Rothmüller
Die Italienerin Giulia Manca hat sich 2011 entschieden, nach Pianosa zu ziehen.
Die Italienerin Giulia Manca hat sich 2011 entschieden, nach Pianosa zu ziehen.
Facebook/giulia.manca.520

Vor einigen Jahren hat Giulia Manca einen besonderen Job angenommen: Sie verwaltet das einzige Hotel auf der italienischen Insel Pianosa im Mittelmeer. Dass sie dabei tagtäglich mit zehn Häftlingen zu tun hat, stört sie nicht. Im Gegenteil: "Ich habe keine Angst. Ich fühle mich hier sicherer als in der Stadt, mit all den Verrückten da draußen. Da weiß man ja nie, mit wem man zusammenstößt."

Alcatraz Italiens

Die Insel Pianosa ist nicht irgendeine Insel, oft wird sie auch "das Alcatraz Italiens" oder "Teufelsinsel" genannt. Denn diese zehn Quadratkilometer kleine Insel fungiert als Gefängnis. Die verurteilten Verbrecher – darunter auch Mörder – arbeiten in der einzigen Unterkunft, die elf Zimmer für Touristen anbietet. Die Häftlinge arbeiten im Hotel Milena als Köche, Gärtner, Kellner, Strandreiniger und Tellerwäscher. Giulia Manca ist deren Chefin. Überwacht werden die Häftlinge zusätzlich durch einen Gefängniswärter.

Zweite Chance

Dem US-Sender CNN erzählt die Frau, wie sie überhaupt zu dieser Stelle kam. "Ich verbrachte 2011 meine Ferien hier und war begeistert. Ich wollte nicht mehr nach Hause." Doch noch mehr faszinierte Manca das Rehabilitationsprojekt, durch das die Straftäter "eine zweite Chance im Leben bekommen", wie sie erklärt. Vom damaligen Hotelmanager erfuhr die gelernte Reiseagentin, dass die Unterkunft in finanziellen Schwierigkeiten steckte und vielleicht schließen müsse. Das hätte bedeutet, dass die Häftlinge zurück in ein gewöhnliches Gefängnis auf dem Festland hätten verlegt werden müssen.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas tun musste, um ihnen zu helfen. Sonst hätten sie keine Chance mehr gehabt, neu anzufangen und einen Beruf zu erlernen, der ihnen nach ihrer Entlassung helfen könnte", sagt die Italienerin. Und so zog sie – entgegen den Ratschlägen ihrer Familie und ihrer Freunde – nach Pianosa. Heute schreibt das Hotel wieder schwarze Zahlen: Inzwischen ist es zu einem beliebten Veranstaltungsort für Hochzeiten und Geburtstagspartys geworden.

Gegenseitiger Respekt

Mit den Insassen habe sie in zwölf Jahren nie ein Problem gehabt, versichert Manca. Zwar habe sie es manchmal mit Schwerverbrechern zu tun – "keiner ist hier, weil er nur einen Blumenstrauß klaute", sagt sie – doch das Geheimnis ihres Erfolgs liege darin, dass sie klare Grenzen ziehe. Ihre Beziehung zu den Mitarbeitenden ist "von gegenseitigem Respekt geprägt", erklärt Manca. Dies sei ihr gelungen, indem sie "ein Gleichgewicht zwischen Distanz und autoritärer, aber offener Haltung" fand.

Die Bilanz des Projekts ist äußerst positiv: Von den Hunderten Straftätern, die im Laufe der Jahre am "Pianosa-Modell" teilgenommen haben und mittlerweile frei kamen, sind nur 0,01 Prozent rückfällig geworden.

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