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Puppen mit Penis! Wiener Eltern basteln an Anzeige

Glattauer vergibt Noten. Heute: Puppen mit Vulva und Penis erregen besorgte Eltern, die auch männliche Lehrer allein in Klassen nicht mehr wollen.

Niki Glattauer
Kindergarten: Puppen mit "Spatzi" stören manche Eltern - sie überlegen eine Anzeige wegen "Sexualisierung"
Kindergarten: Puppen mit "Spatzi" stören manche Eltern - sie überlegen eine Anzeige wegen "Sexualisierung"
Getty Images (Symbolfoto)

„Besorgte Eltern“ gegen Puppen mit Penis

„Ich mag ,besorgte Eltern‘ nicht.“ Damit hatte mich die frühere Direktorin und Grand Dame unter Österreichs Bildungsexpertinnen, Christa Koenne, vor einigen Jahren irritiert. Inzwischen weiß ich, was sie meint.

Aktuelles Beispiel: Nach einem Zeitungsbericht über einen Wiener Privat-Kindergarten mit „geschlechtersensibler Pädagogik“ lassen „besorgte Eltern“ – primär solche, deren Kinder „eh woanders“ hingehen - in den Social Media die Wogen hochgehen. Steine des Anstoßes: Alle Puppen dort haben Vulva bzw. Penis; auch (!) Buben spielen Kochen und Nähen; Feuerwehrkostüme gibt’s auch (!) in rosa. Wie ich höre, basteln „besorgte Eltern“ jetzt an einer Anzeige wegen „Sexualisierung“.

Beispiel Nummer 2: Letzte Woche wurde die Direktorin einer Volksschule in NÖ von „besorgten Eltern“ gebeten, männliche Lehrer künftig nur noch an der Seite einer Lehrerin in die Klasse zu lassen. Ohne Anlass. Ohne Verdacht. Vorbeugend…! Ehrlich, solche Eltern mag ich auch nicht.  

Note: Unbefriedigend

Erstmals weniger als 8% Volksschullehrer

Ich hatte als Volksschulkind einen waschechten Volksschullehrer, also einen Mann. Er hieß Ernst Slavik, lehrte uns Favoritner Fratzen Rechnen, Schreiben & Lesen, und er schickte uns jede Ferien Ansichtskarten aus einem fernen exotischen Land namens Dolomiten ;-). Lehrer Slavik war unser Held, vor allem für Scheidungs-Buben wie mich... Heuer, mehr als ein halbes Jahrhundert später, wird der Anteil der Lehrer in Österreichs Volksschulen erstmals auf unter 8% sinken. Im Burgenland, wo an der PPH im 1. Semester für das VS-Lehramt gerade noch zwei Männer sitzen, haben sie aus lauter Not den November zum „Boys Month“ gemacht: Bis 30. mögen am Lehrberuf interessierte Oberstufenschüler bitte, bitte auch Volksschulluft schnuppern! Nebenbei erfahre ich (siehe o.): An einer großen VS in NÖ haben die zwei letzten Lehrer um Kündigungsformulare gebeten. Sie seien es leid, bei „besorgten Eltern“ ständig in Generalverdacht zu stehen. Tja.

Note: Unbefriedigend

Check it out! Deutsch mit den Wiener Linien

Eine lustige Hausübung übermittelte mir Leser G., Vater eines Gymnasiasten, 13, in Wien. Aufgabe: „Erkläre den Text und erstelle eine deutschsprachige Version davon!“ Darunter ein Text, der laut Nachfrage des Vaters aus einem Gutschein-Heft der Wiener Linien stamme, das dem Lehrer als Öffi-Besitzer zugeschickt worden sei. Hier der Text: „Kommen Sie in die Rhythms Bar & Kitchen und genießen Sie unser 3-Gang „Japas Menu Surprise“ oder einen Sundowner in unserer Rooftop Bar mariatrink Drinks & View mit einem eigens gemixten Signature Drink von unserem Master Mixer. Check it out! Wien ist anders“. Der Vater augenzwinkernd: „Ich gratuliere dem Lehrer zu seinem Humor und frage mich, wann aus den guten alten Verkehrsbetrieben die Vienna Lines geworden sein werden, damit Wien endgültig anders ist.“

Note: C (improvement needed)

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du HIER >>

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