San Dorligo della Vella ist eine 5.600 Seelen-Gemeinde südlich von Triest. Normalerweise gibt es dort nicht viel zu sehen. Doch seit drei Jahren spielt sich hier ein Krimi ab, der seinesgleichen sucht. Die Bewohner der Gemeinde hatten genug. Die Kirchenglocken, die von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr alle Viertelstunde läuteten, sollten verschwinden, 150 Anwohner klagten wegen Lärmbelästigung.
Zwischenzeitlich mussten die Glocken sogar von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt werden. Kurzfristig gab es sogar ein Happy End. Seit April dürfen die Glocken wieder läuten, nach Einschränkungen durch die Staatsanwaltschaft. Doch das letzte Wort ist damit noch nicht gesprochen.
Der damals zuständige Pfarrer Don Keleman Zalar wurde zusammen mit zwei weiteren Priestern wegen "Störung der Ausübung des Berufes und der Ruhezeiten" angeklagt. Er musste sich jedoch nie vor Gericht verantworten, da er sich mit dem Richter auf eine Diversion in Höhe von 510 Euro einigen konnte.
Diversion bedeutet weder ein Schuldeingeständnis noch eine Verurteilung. Im italienischen Strafrecht wird das Verbrechen durch diese Zahlung ausgelöscht, so als hätte es nie stattgefunden. Dies ist unter bestimmten Umständen bei sehr kleinen Delikten möglich, um der Staatskasse einen Prozess zu ersparen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, den nicht jeder im Ort verstanden haben dürfte.
Manche behaupten, er sei verurteilt worden. Ein Vorwurf, den Zalar nicht auf sich sitzen lassen will. Gegenüber der Zeitung "Il Piccollo" sagte Zalar, dass er jeden, der ihn eines Verbrechens beschuldige, wegen Verleumdung verklagen werde.
Generell glaube er, dass die Situation der Kirchenglocken wenig mit ihm zu tun habe. Vielmehr habe es mit jahrelangen Rivalitäten im Dorf zu tun, die über die Glockenfrage hinausgingen. Der Pfarrer ist inzwischen nicht mehr im Dorf, sondern in einer anderen Gemeinde tätig. Es bleibt abzuwarten, ob mit der Diversion Ruhe im Dorf einkehrt oder der Streit in eine neue Runde geht.