Wetter-Revolution

Google verbessert mit KI Vorhersage von Wirbelstürmen

Bahnbrechende Fortschritte soll es bei der Wetterprognose von Google DeepMind und Google Research geben – warum das die Zukunft sicherer machen wird.
Rene Findenig
19.06.2025, 21:27
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Während Hurrikane, Taifune und andere tropische Zyklone bislang oft überraschend und mit verheerender Wucht Küstenregionen heimsuchten, könnte sich das in Zukunft ändern. Denn mit einem neuen KI-gestützten Modell wollen Google DeepMind und Google Research die Art und Weise revolutionieren, wie wir solche Wetterphänomene vorhersagen – und das mit einer Präzision, wie sie bisher kaum denkbar schien. Das neue Modell ist laut Google kein bloßes Forschungsexperiment für elitäre Wetterlabore. Es könnte schon bald eine lebensrettende Rolle spielen – insbesondere dort, wo Naturgewalten bisher Menschenleben und Städte bedrohten.

Zyklone sind nicht nur spektakuläre Naturereignisse, sondern vor allem eines: tödlich. In den letzten fünf Jahrzehnten forderten sie weltweit Hunderttausende Todesopfer. Die ökonomischen Schäden belaufen sich laut Schätzungen auf sagenhafte 1,4 Billionen US-Dollar. Und dabei ist das eigentliche Problem nicht nur ihre zerstörerische Kraft – sondern ihre Unberechenbarkeit. Denn tropische Wirbelstürme entstehen aus einer komplexen Mischung aus Meereswärme, Windströmungen und atmosphärischen Schwankungen. Schon minimale Veränderungen in den globalen Wettersystemen können völlige Zugänderungen bedeuten.

Google DeepMind greift ins Wettergeschehen ein

Meteorologen standen diesen Prozessen bislang weitgehend ohnmächtig gegenüber. Doch genau hier setzt das neue, experimentelle Modell von Google DeepMind und Google Research an. Mithilfe hochentwickelter künstlicher Intelligenz sollen die Achillesfersen der klassischen Meteorologie gezielt ausgebessert werden. Das KI-System wurde so trainiert, dass es nicht nur die Entstehung und Entwicklung von Zyklonen erkennen kann – sondern auch wahrscheinliche Zugbahn, Intensität und Ausbreitung. Dabei werden mehrere Dimensionen berücksichtigt, wie atmosphärische Dynamik, Ozeantemperatur und Windgeschwindigkeit.

Das Modell ist in der Lage, bis zu 50 mögliche Entwicklungsszenarien für einen Zyklon zu simulieren – und das ganze bis zu zwei Wochen im Voraus, heißt es. Was das Ganze besonders bemerkenswert macht: Das Projekt läuft nicht im stillen Kämmerlein, sondern in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten US-amerikanischen National Hurricane Center (NHC). Gemeinsam wollen die Forscher das Potenzial der Künstlichen Intelligenz im praktischen Krisenmanagement ausloten – etwa bei der Frühwarnung von Gemeinden in Hurrikane-Gefahr oder bei der Planung großflächiger Evakuierungen.

Die neue interaktive Wetter-Webseite

Für alle, die sich nicht nur auf Prognosen verlassen, sondern auch verstehen wollen, wie diese entstehen, bietet Google eine begleitende interaktive Webseite, die das Modell und seine Vorhersagen anschaulich visualisiert. Wetterdaten, Zyklonentwicklungen und potenzielle Szenarien können in Echtzeit betrachtet werden – ein mächtiges Werkzeug nicht nur für Forscher, sondern auch für Behörden, Journalisten und die interessierte Öffentlichkeit. Diese Transparenz ist ein wichtiger Baustein: Sie macht komplexe KI verständlich und fördert das Vertrauen in Technologien, die künftig möglicherweise über Leben und Tod entscheiden.

Besonders spannend: Interne Vergleiche – gestützt durch Analysen des Cooperative Institute for Research in the Atmosphere (CIRA) – zeigen, dass die Vorhersagen des KI-Modells in puncto Zyklon-Zugbahn und -Intensität gleichauf mit oder sogar besser als etablierte physikbasierte Wettermodelle abschneiden. Das ist eine kleine Sensation, denn klassische Modelle basieren auf jahrzehntelanger meteorologischer Erfahrung und komplexer Physik. Dass eine KI diese Modelle übertreffen kann, zeigt nicht nur die rasante Entwicklung in der KI-Forschung – sondern auch, wie tiefgreifend dies unser Verständnis verändern können.

Prognosen bis zu 15 Tage im Voraus

Mit bis zu 15 Tagen Vorlaufzeit eröffnen sich durch das neue Modell ganz neue Dimensionen im Katastrophenschutz. Wo früher Stunden oder Tage blieben, könnten künftig ganze zwei Wochen zur Verfügung stehen, um auf einen drohenden Sturm zu reagieren – eine Ewigkeit in der Krisenplanung. Das bedeutet: Evakuierungspläne können früher greifen, Versorgungsketten stabilisiert, und Schäden durch frühzeitige Sicherungsmaßnahmen minimiert werden. Besonders für ärmere Regionen mit geringer Infrastruktur ist das eine Chance, besser gewappnet zu sein.

Die Ambitionen von Google DeepMind und Google Research enden nicht bei Wirbelstürmen. Die Forschung an KI-gestützten Wettermodellen ist Teil eines größeren Projekts, das langfristig eine globale Frühwarninfrastruktur auf KI-Basis schaffen will – von Dürren über Starkregen bis hin zu Tornados und Schneestürmen. Das Ziel ist klar: Mit KI das Klima besser verstehen und vor allem die Auswirkungen des Klimawandels abfedern. Denn extreme Wetterereignisse nehmen weltweit zu – und klassische Prognosemethoden stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Der Wetterbericht der Zukunft kommt also womöglich nicht mehr von der Wetterfee.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 19.06.2025, 21:27
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