Krypto-Rekordjagd

"Wer Bitcoin lange hält, fährt bis jetzt gut"

Der Bitcoin bricht Rekord um Rekord. Doch noch immer hält nur eine Minderheit Kryptowährungen. Der Krypto-Experte Pascal Hügli ordnet ein.
18.06.2025, 23:00
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Ein Bitcoin ist knapp unter 100.000 Euro wert, im Alltag ist die Kryptowährung aber kaum spürbar. Haben Kryptowährungen ein Imageproblem? "20 Minuten" hat beim Schweizer Krypto-Experten Pascal Hügli nachgefragt. Hügli arbeitet als Krypto-Investment-Manager bei der Schweizer Privatbank Maerki Baumann.

Tiefe Adaption, aber Junge kaufen Bitcoin

Herr Hügli, laut einer HSLU-Studie besitzen elf Prozent der Schweizer Bevölkerung Kryptowährungen. Warum sind es nicht mehr?

Schweizer sind generell vorsichtig, wenn es darum geht, ihr Geld zu investieren. Das sieht man auch beim Aktienbesitz, der in der Schweiz viel tiefer ist als etwa in den USA. Apps wie Robinhood, mit denen man einfach Aktien und Kryptos kaufen kann, sind hier noch wenig verbreitet.

Haben Kryptowährungen ein Imageproblem?

Der Kauf von Kryptowährungen gilt immer noch als komplex, obwohl es heute viele einfache Lösungen dafür gibt. Dazu kommt, dass die Medien oft nur bei Hacks und großen Kursbewegungen berichten. So gehen viele positive News aus der Kryptobranche unter.

29 Prozent der Generation Z in der Schweiz hat laut Bitpanda schon Kryptos gekauft. Ist Bitcoin bei den Jungen im Aufwind?

Ja, die Jungen sind in einer digitalisierten Welt aufgewachsen und sehr offen für Bitcoin. Auch die Aussicht auf hohe Gewinne mit Kryptowährungen scheint junge Menschen anzuziehen. Das kann auch gefährlich sein.

Warum? Was raten Sie jungen Menschen, die Bitcoin kaufen wollen?

Lasst euch von der Volatilität nicht abschrecken und denkt langfristig! Wer Bitcoin lange hält, fährt bis jetzt gut und kann der Inflation entgegenwirken. Bitcoin ist ein Sparvehikel mit langem Zeithorizont. Ähnlich wie eine Immobilie, die man kauft und dann nicht mehr so schnell hergibt.

Nur jede zehnte Frau in der Schweiz interessiert sich für Bitcoin. Sind Kryptowährungen bloß etwas für Männer?

In der Kryptobranche sind tatsächlich viel mehr Männer als Frauen aktiv, die Community bemängelt das auch. Aber Kryptowährungen sind für alle – auch für Frauen. Wer sich emanzipieren und seine Finanzen in die eigene Hand nehmen will, sollte sich mit Bitcoin beschäftigen.

Emanzipation über Bitcoin?

Mit Kryptowährungen gewinnt man die Freiheit über seine Finanzen zurück. Man kann sie eigenverantwortlich speichern und ist nicht von Finanzinstituten abhängig. In Ländern mit schwachen Währungen gibt es schon Shops, die Preise in Stablecoins anschreiben, um sich vor der Inflation und vor autoritären Regimes zu schützen.

Meme-Coins, Scams und extrem riskante Trades

Keine Krypto-App wächst schneller als die Meme-Coin-Börse Pump Fun, obwohl eine Analyse zeigt, dass 98,6 Prozent aller Tokens auf Pump Fun Betrug sind. Ist das nicht erbärmlich für die Kryptobranche?

Der Hype um Pump Fun ist auch für mich nur schwer nachvollziehbar. Laut Studien verliert ein Großteil der Anleger auf der Plattform Geld. Pump Fun ist ein großes Meme-Coin-Kasino und sehr riskant. Ich rate davon ab.

Nun will Pump Fun angeblich einen Token lancieren und eine Milliarde US-Dollar einnehmen. Ist diese hohe Bewertung gerechtfertigt?

Das entscheidet der Markt. Ripple ist 130 Milliarden Dollar wert, ist das gerechtfertigt? Die kaufen Firmen zusammen, etwa die Westschweizer Metaco für 250 Millionen. Gelingt es Ripple, so ein eigenes Ökosystem aufzubauen, ist die hohe Bewertung vielleicht plötzlich gerechtfertigt.

"The Bitcoin Enlightenment" – neues Buch von Pascal Hügli

Als Pascal Hügli sein erstes Buch über Bitcoin ("Ignorieren auf eigene Gefahr", 2019) veröffentlichte, war ein Bitcoin rund 10.000 Dollar wert. Nun ist sein zweites Bitcoin-Buch ("The Bitcoin Enlightenment") erschienen, das er gemeinsam mit Daniel Jungen und dem mexikanischen Milliardär Ricardo Salinas verfasst hat.

Aktuell ist das Buch auf Amazon auf Englisch verfügbar. Übersetzungen auf Spanisch und Deutsch sind in Arbeit, weitere Sprachen folgen.

Der Krypto-Trader James Wynn sorgt gerade für Aufsehen. Er war 100 Millionen Dollar im Plus und verlor alles in einer Woche. Auf Social Media ist er nun ein Star. Was sagen Sie dazu?

James Wynn setzte auf extrem riskante Hebel-Trades, dann ging es schief. Verlierst du so einen Trade, ist dein Geld weg. Mit Finfluencern bin ich generell vorsichtig. Die meisten machen nur mit Referral-Links Geld und nicht mit Trading. Auch von Copy Trading rate ich ab.

Was sind Hebel-Trades, Referral-Links und Copy Trading?

Hebel-Trades: Bei Hebel-Trades leiht dir die Kryptobörse Geld. So kannst du mit mehr Kapital handeln, als du eigentlich hast. Beispiel: Setzt du 100 Euro auf Bitcoin mit 10-facher Hebelwirkung, handelst du mit 1.000 Euro. So sind mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne möglich. Der Hebel wirkt aber auch nach unten: Fällt der Kurs um zehn Prozent, verlierst du den ganzen Einsatz.

Referral-Links: Influencer schließen oft Partnerschaften und stellen dann Referral-Links online. Klickst du auf einen solchen Link und kaufst etwas auf der Website, erhält der Influencer eine Provision.

Copy Trading: Mit Copy Trading kannst du die Trades von anderen Tradern in Echtzeit automatisch kopieren.

Bitcoin dominiert, aber was ist mit Altcoins?

Rund 64 Prozent aller Kryptogelder stecken in Bitcoin, dabei gibt es zehntausende von Altcoins. Warum ist Bitcoin so dominant?

Wer neu in den Kryptomarkt einsteigt, kauft meist zuerst Bitcoin. Die größte Kryptowährung gilt im Vergleich zu den Altcoins als sicherer Wert.

Viele Altcoins verlieren gegenüber Bitcoin an Wert, Ethereum fiel in einem Jahr um über 50 Prozent. Was ist los mit den Altcoins?

Das hat auch mit den Bitcoin-ETFs zu tun, die es großen Investoren und Kleinanlegern ermöglichen, einfach in Bitcoin zu investieren. Außer Ethereum hat kein anderer Altcoin einen ETF. Und es gibt heute über 120 Bitcoin-Treasury-Firmen, die Bitcoin gezielt aufkaufen und in ihre Bilanz aufnehmen.

2017 und 2021 war das noch anders, da liefen Altcoins besser als Bitcoin. Wann kommt die nächste Altseason?

Altseasons wie in diesen beiden Jahren wird es wohl nie mehr geben. 2017 gab es noch viel weniger Altcoins, heute sind es zig Millionen. 2021 war ein Corona-Jahr, die Märkte spielten verrückt. Aber Ethereum läuft seit Mai wieder besser als Bitcoin. Geht das so weiter, ist eine neue Altseason möglich.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 18.06.2025, 23:00
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