Spiele-Test

"Yakuza 0 Director's Cut" – Prequel-Epos in neuem Glanz

Ein Klassiker der Moderne betritt neues Terrain: "Yakuza 0" glänzt im "Director's Cut" auf Nintendo Switch 2 und hat sogar einiges Neues zu erzählen.
Rene Findenig
18.06.2025, 18:53
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Seit seiner ursprünglichen Veröffentlichung im Jahr 2015 hat sich "Yakuza 0" als einer der besten Serienableger der beliebten Yakuza-Reihe etabliert. Das Spiel, das die Ursprünge zweier der bekanntesten Charaktere des Sega-Kosmos – Kazuma Kiryu und Goro Majima – beleuchtet, wurde bereits auf mehreren Plattformen veröffentlicht. Doch mit der zeitexklusiven "Director's Cut"-Version für die Nintendo Switch 2 erhält das Gangster-Epos eine umfassende Frischzellenkur, die nicht nur technischer Natur ist, sondern auch inhaltlich und spielerisch neue Maßstäbe setzt. Diese Version macht das Spiel nicht einfach mobil, sondern katapultiert es in ein neues Qualitätsniveau – sowohl optisch als auch haptisch und sogar erzählerisch.

"Yakuza 0" spielt in Japan Ende der 1980er Jahre – zur Blütezeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. In Kamurocho (Tokio) und Sotenbori (Osaka), zwei fiktiven Stadtteilen basierend auf realen Vorbildern, entfaltet sich ein dicht gewobenes Netz aus Machtgier, Intrigen und persönlichen Schicksalen. Kazuma Kiryu, damals noch ein einfacher Schuldeneintreiber, wird in ein Mordkomplott verwickelt. Gleichzeitig kämpft Goro Majima, der unter Hausarrest steht, darum, wieder in die Yakuza aufgenommen zu werden. Beide Geschichten verweben sich geschickt und geben tiefe Einblicke in Moral, Ehre und Loyalität – Themen, die die Reihe seit jeher definieren. Im "Director's Cut" darf man sich über nie zuvor gesehenen Filmszenen freuen.

Überarbeitete Kämpfe und neue Controllerfunktionen

Technisch wurde der "Director’s Cut" speziell für die Fähigkeiten der brandneuen Switch 2 optimiert. Auflösung, Framerate, Texturen und Effekte wurden überarbeitet und an das neue Hardware-Potenzial der Hybridkonsole angepasst. Während frühere Konsolenversionen mit 30 Bildern pro Sekunde arbeiteten, läuft die Switch 2-Version konstant mit 60 FPS. Das Ergebnis: deutlich flüssigeres Gameplay, stabilere Darstellung in Actionszenen und kürzere Reaktionszeiten bei Eingaben – besonders in Kämpfen oder QTEs. Im Docked-Modus wird die Auflösung auf 1.080p hochskaliert, im Handheld-Modus bleibt sie bei 900p, jedoch mit einem exzellenten OLED-Display, das Farben und Kontraste besonders eindrucksvoll darstellt.

Vor allem Nachtszenen mit Neonlichtern profitieren von dem tieferen Schwarz und der verbesserten Lichtverteilung des Displays der Nintendo Switch 2. Das Kampfsystem in "Yakuza 0" basiert auf verschiedenen Stilrichtungen, die Kiryu und Majima situativ wechseln können. Die Switch 2-Version bringt hier spürbare Verbesserungen. Durch optimierte Eingabelatenzen und die neuen adaptiven Trigger fühlt sich jede Attacke gewichtiger und direkter an. Der neue HD-Rumble-Effekt wurde gezielt integriert, um Schläge und Treffer der beiden verschiedenen Protagonisten authentischer zu vermitteln. Besonders eindrucksvoll: Der Einsatz von Finishing-Moves, die nun nicht nur visuell imposanter, sondern auch haptisch intensiver ausfallen.

Ladezeiten? Fast nicht mehr vorhanden

Darüber hinaus lässt sich optional die Gyrosensorik der Switch 2 nutzen, etwa bei Zielaktionen mit Wurfobjekten oder beim Steuern von Lichtquellen in dunklen Räumen. Dieses Feature ist zwar nicht zwingend notwendig, stellt jedoch eine moderne Ergänzung dar, die sich harmonisch in das Spielgeschehen einfügt. Einer der auffälligsten Unterschiede zur Originalfassung sind die stark reduzierten Ladezeiten. Während man auf der PS4 oder PC teils zehn bis 15 Sekunden auf den Übergang zwischen Zwischensequenz, Kampf oder Spielabschnitt warten musste, reduziert sich dies auf der Switch 2 auf wenige Augenblicke. Schnellreisen zwischen den Stadtteilen, das Betreten von Läden oder Wechseln in Minispiele erfolgt nun fast nahtlos.

Das Spiel fühlt sich dadurch deutlich dynamischer und moderner an. Neben technischen Verbesserungen bietet die "Director's Cut"-Version auch zusätzliche Inhalte. Darunter befinden sich kleinere Nebenmissionen, sogenannte "Substories", die erstmals in westlichen Versionen enthalten sind. Eine besonders skurrile neue Mission schickt Majima etwa undercover in eine Tanzschule, um einem verschwundenen Schüler auf die Spur zu kommen – inklusive neuem Minispiel im Rhythmus-Stil. Ebenso hinzugefügt wurden weitere Zwischensequenzen, die optionale Hintergrundgeschichten zu wiederkehrenden Nebencharakteren liefern. Wer das Universum von "Yakuza" liebt, bekommt hier zusätzlichen, liebevollen Fanservice serviert.

Benutzerfreundlichkeit auf dem nächsten Level

Das neu gestaltete Menüsystem von "Yakuza 0" ist eine der subtilsten, aber effektivsten Neuerungen des "Director’s Cuts" für Nintendo Switch 2. Erstmals gibt es eine integrierte Missionsverfolgung mit Karte, Fortschrittsbalken und Erinnerungshilfen. Wer länger pausiert, wird per Tooltip an offene Aufgaben erinnert. Auch das Inventarsystem wurde ein klein wenig überarbeitet – mit einer verbesserten Sortierfunktion und Schnellzugriff auf Heilitems. Ein weiteres Highlight ist das optionale Auto-Save-Feature, das sich in fünf Slots rotierend abspeichert. Das minimiert den Frust bei Game Over und ist vor allem für Spieler unterwegs ein Segen, da jederzeit ohne Verlust der Spielfortschritte pausiert werden kann.

"Yakuza 0" ist berühmt-berüchtigt für seine Vielzahl an Minigames – von Bowling, Karaoke, Billiard bis zu originalgetreuen Sega-Arcade-Klassikern wie "Out Run", "Space Harrier" und "Virtua Fighter 2". Die Switch 2-Version glänzt hier mit einer deutlich verringerten Input-Latenz, Touchscreen-Support in den Menüs und einer neuen CRT-Rahmen-Option für echtes Retro-Flair. Neu dabei sind zwei exklusive Minispiele: "Karaoke Pro", ein rhythmusbasiertes Musikspiel mit erweiterten Liedern, sowie "Disco Fever X", eine moderne Neuinterpretation des alten "Dance Battle"-Minigames mit Online-Rangliste. Beide nutzen die technischen Möglichkeiten der Switch 2 optimal – von adaptiven Triggern über HD-Rumble bis zur Gyrosteuerung für Spezialaktionen.

Ein audiovisuelles Update mit Tiefgang

Nie zuvor konnte ein vollwertiges "Yakuza"-Spiel in dieser Qualität mobil gespielt werden. Die Switch 2-Version ist eine Offenbarung für Pendler, Couch-Gamer und Nachtspieler gleichermaßen. Mit einer Akkulaufzeit der Switch 2 von über sechs Stunden im Handheld-Modus und der Möglichkeit, das Game jederzeit zu speichern, ist "Yakuza 0 Director’s Cut" der perfekte Begleiter für unterwegs. Dank der Portabilität und der flüssigen Darstellung wirkt das Spielerlebnis besonders intensiv. Es entsteht eine Nähe zu den Charakteren, die man so auf einem Fernseher nur schwer replizieren kann. Momente, in denen Majima melancholisch auf Osakas Skyline blickt, wirken auf dem OLED-Display der Switch 2 beinahe poetisch.

Nicht nur das Bild wurde verbessert – auch der Sound wurde überarbeitet. Die japanischen Originalstimmen wurden in höherer Bitrate eingebunden, und Soundeffekte wie Schritte, Kämpfe oder Stadtgeräusche erklingen klarer denn je. Besonders mit Kopfhörern entsteht ein immersives Klangbild, das die Atmosphäre der beiden Metropolen hervorragend transportiert. Die neue Option, zwischen klassischer und moderner Übersetzung zu wählen, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Die klassische Version bleibt näher am japanischen Original, während die moderne Fassung lokaler angepasst ist und humorvolle Wortspiele oder Redewendungen authentischer ins Englische (oder Deutsche) überträgt.

"Yakuza 0 Director's Cut" – Prequel-Epos in neuem Glanz

"Yakuza 0 Director’s Cut" auf Nintendo Switch 2 ist nicht nur eine technische Aufwertung, sondern eine liebevolle und durchdachte Neuerfindung eines modernen Klassikers. Es kombiniert erzählerische Tiefe, rasant inszenierte Kämpfe und eine bizarre Welt voller Minispiele mit einem technischen Fundament, das auf der Switch 2 brillanter denn je wirkt. Die zahlreichen Neuerungen – von neuen Nebenmissionen über verbesserte Steuerung bis zur nahezu perfekten Portabilität – machen diese Version zur ultimativen Variante von "Yakuza 0". Wer bisher einen Bogen um die Serie gemacht hat, findet hier den idealen Einstieg. Und für Fans ist der Director’s Cut ohnehin ein Pflichtkauf.

Mit "Yakuza 0 Director’s Cut" hat Sega eindrucksvoll bewiesen, dass echte Klassiker nicht nur altern, sondern durch behutsame Modernisierung regelrecht neu geboren werden können – besonders, wenn man sie überallhin mitnehmen kann. Mit "Yakuza 0 Director's Cut" feiert ein echter Klassiker der modernen Videospielgeschichte seinen fulminanten Einstand auf Nintendos neuem Handheld-Hybriden – der Switch 2. Natürlich bleibt das Spiel ein Kind seiner Zeit: Wer nichts mit ausufernden Zwischensequenzen, japanischer Popkultur und einer Mischung aus Drama, Gewalt und Slapstick anfangen kann, wird hier kaum bekehrt. Doch alle anderen erwartet ein wuchtiges Epos mit zwei charismatischen Helden in ihrer besten Form.

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