Bluttat wird verherrlicht

Was seit Amoklauf passiert, macht Polizei fassungslos

Die Zahl der Trittbrettfahrer und Gewaltverherrlichung nach dem Grazer Amoklauf schockiert selbst hochrangige Ermittler. Jetzt reagiert die Polizei.
Newsdesk Heute
17.06.2025, 22:04
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Eine Woche nach dem Amoklauf in Graz gaben die Ermittler im Beisein von Innenminister Gerhard Karner einen Einblick in den aktuellen Informationsstand. Dabei enthüllten sie auch eine erschreckende Entwicklung, die selbst die erfahrenen Top-Polizisten zutiefst schockiert.

Seit der Bluttat mit zehn unschuldigen Todesopfern sind unzählige Trittbrettfahrer in Erscheinung getreten. Sie wollen durch Drohungen, Falschbehauptungen oder unpassenden Aussage noch mehr Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung schüren und ergötzen sich an der Aufmerksamkeit, die sie dadurch bekommen.

Landespolizeidirektor Steiermark Gerald Ortner
Screenshot ORF

Die Polizei reagiert auf jede dieser Drohungen, als wäre es ein Ernstfall. Alleine in der Steiermark gab es in dieser Woche 30 Trittbrettfahrer-Einsätze an Schulen, enthüllte Landespolizeidirektor Gerald Ortner: "Das bindet Polizeikräfte und verursacht hohe Kosten." Dem stemmt sich die Exekutive jetzt mit aller Kraft entgegen: In jedem einzelnen Fall wird gegen den Urheber ermittelt und ihnen nach Ausforschung der gesamte Einsatz in Rechnung gestellt.

"Lassen Sie sich nicht verunsichern"

Erst am Montag wurde nach einer Droh-Mail gegen eine Schule in Guntramsdorf, Niederösterreich, ein 19-Jähriger ausgeforscht und festgenommen. Über ihn wurde sogar die Untersuchungshaft verhängt.

Für Innenminister Gerhard Karner (VP) ist das die deutliche Sprache, die es hier braucht: "Das ist kein Lausbubenstreich, kein Kavaliersdelikt und schon gar kein Spiel. Das muss allen ins Bewusstsein eingeprägt werden."

Auch will die Polizei den Trittbrettfahrern keine Plattform für ihre zweifelhaften fünf Minuten Ruhm mehr bieten, will deshalb nicht mehr über jeden einzelnen Fall berichten. Die Exekutive bittet dafür um Verständnis.

"Es geht uns nicht darum, dass wir gewisse Informationen zurückhalten oder nicht mit der Bevölkerung teilen möchten [...]. Ich kann nur appellieren: Lassen Sie sich nicht verunsichern und vertrauen Sie auf unsere polizeiliche Arbeit", so ein Sprecher der LPD Steiermark am Montag.

Erschreckende Mordlust

Völlig geschockt zeigten sich die Polizisten aber von den vielen Social-Media-Beiträgen mit Verherrlichung des Amoklaufs und ähnlicher Gewalttaten. "Derartiges Verhalten ist nicht nur moralisch abzulehnen, sondern stellt auch eine Straftat dar, die mit mehrjähriger Haftstrafen", warnt Landespolizeidirektor Ortner.

"Es ist erschreckend, welche Gutheißungen stattfinden. Die Anzahl ist, das erlaube ich mir nach 30 Jahren im Polizeidienst, einfach nur erschreckend", fügte auch der Leiter der Ermittlungsgruppe, Michael Lohnegger, hinzu. Jeder einzelne dieser Beiträge wird vom Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) nachverfolgt.

Leiter der Ermittlungsgruppe Brigadier Michael Lohnegger (r.) neben Innenminister Gerhard Karner.
Screenshot ORF

Auch die Verfasser außerhalb unserer Landesgrenzen sollen zur Rechenschaft gezogen werden. "Mit Sekunde 1 des Amoklaufs" hätten Ermittlungsbehörden aus aller Welt ihm persönlich ihre Unterstützung angeboten, betonte der Chefkriminalist am Dienstag.

Er spricht von einem beunruhigenden Phänomen mit globaler Dimension. Die Community, die wie der Graz-Killer im Internet Schulamokläufe verherrlicht, sei "erschreckend groß". Einziger Lichtblick: In Österreich und Europa ist sie weniger verankert als auf anderen Kontinenten.

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