Dramatische Schilderung

Schülerin überlebte, weil Amokläufer nachladen musste

Nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz sickern immer mehr schreckliche Details durch. "Heute" berichtet aus der steirischen Landeshauptstadt.
12.06.2025, 16:27
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Auch zwei Tage nach dem Amoklauf, bei dem insgesamt elf Menschen ums Leben kamen – "Heute" berichtete mehrfach –, ist die Stimmung vor dem BORG Dreierschützengasse in Graz weiterhin gespenstisch. Schüler stehen vor Blumen und Kerzen, die von Angehörigen der Opfer vor dem Schulzaun aufgebaut wurden. Einige können ihre Tränen nicht zurückhalten.

Auch Schulsprecher-Stellvertreter Daniel fragt seine Mitschüler, ob er helfen kann, wer Hilfe benötigt – kämpft aber selber mit den Tränen. Er stützt einen Freund, der Blumen gekauft hat, um sie bei den Kerzen hinzulegen. Er bittet um Zurückhaltung. "Wir sind traumatisiert, viele Dinge sind immer noch nicht gesichert. Wir haben Freunde verloren." Gemeinsam mit der Stadt soll eine Blumensammelstelle für die Verletzten im Spital entstehen.

"Heute"-Reporter Christian Tomsits mit Schülern des BORG Dreierschützengasse.
Auer

Eine Schülerin der 7. Klasse schildert "Heute" die dramatischen Momente vom Dienstagmorgen. "Wir waren alleine in der Klasse, hatten keinen Lehrer. Dann haben wir Schüsse gehört", erzählt die 18-Jährige.

"Er hatte da aber keine Munition mehr"

Zuerst hätte sie noch gedacht, es würde sich um eine Spaßwaffe handeln. "Doch dann haben wir Verletzte liegen sehen. Die Bilder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf".

Ihre Freunde seien auf den Gang gegangen und hätten den Schützen gesehen: "Er hatte da aber keine Munition mehr." Dass der Täter nachladen musste (er hatte noch Unmengen Kugeln dabei), rettete ihnen wohl das Leben, gab ihnen Zeit, zur Flucht. Ein Szenario, das auch jetzt noch für Gänsehaut sorgt, birgt es doch die Möglichkeit in sich, dass es durchaus noch schlimmer hätte ausgehen können, so furchtbar das auszusprechen ist.

Drei ihrer Freunde seien beim Amoklauf ums Leben gekommen, erzählt die Schülerin mit tränenerstickter Stimme. Heute sei sie zur Helmut-List-Halle gekommen, um Hilfe beim Kriseninterventionsteam in Anspruch zu nehmen.

"Bisher hatte ich nicht die Kraft", sagt die 18-Jährige.

"Heute"-Chefreporter Christian Tomsits mit einer Schülerin.
Auer

Nach wie vor suchen die Ermittler nach dem Motiv für die furchtbare Bluttat. Bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Amoktäters Artur A. entdeckte die Polizei nicht nur einen Abschiedsbrief, sondern auch ein Video, das er für seine Mutter aufgenommen hatte. Darin kündigte der 21-Jährige die Tat an und gab an, "aus freien Stücken" zu handeln. Ein konkrete Motivlage ließe sich durch die Zeilen jedoch nicht ableiten, so die Ermittler.

Wie "Heute" weiters erfuhr, wurde an der Wohnadresse A.'s auch eine Rohrbombe gefunden – diese war jedoch nicht funktionsfähig.

{title && {title} } ct,dob, {title && {title} } Akt. 12.06.2025, 16:36, 12.06.2025, 16:27
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