Der Amokläufer von Graz besuchte seit drei Monaten den örtlichen Schützenverein, hat dort vermutlich mit seiner Pistole trainiert. Dort sei er drei Monate vor der Tat zum ersten Mal aufgetaucht, wie ein Mitglied des Vereins gegenüber dem "Profil" erzählt. "Einen empathieloseren Menschen habe ich mein Leben lang noch nicht erlebt. Er war wie von einem anderen Stern", erinnerte sich der Mann vom Schützenverein. Als er vom Amoklauf hörte, musste er sofort an den jungen Mann denken, wie er gegenüber dem Medium erklärt.
Für einen Waffenschein müssen Anwärter belegen, dass sie im Umgang mit der Waffe geschult sind. Der jetzige Attentäter kam mehrmals pro Woche zum Schützenverein, der offenbar auf halbem Wege zwischen Wohnort des Attentäters und des Tatorts liegt. Er absolvierte alle Stufen der Waffenscheinprüfung. "Einmal hat er gefragt, ob er mit einer Schrotflinte schießen darf. Er habe eine daheim", erklärte das Vereinsmitglied. Schrotflinte ist im Verein jedoch nicht erlaubt. Stattdessen schoss der junge Mann mit einer Glock- und Ruger-Pistole.
Der Täter öffnete bei seinem Amoklauf Türen zu Klassenzimmern der Grazer BORG, indem er mit einer Schrotflinte auf sie schoss. Das stellten Einsatzkräfte fest, als sie um 10.08 Uhr – acht Minuten nach dem ersten Notruf – am Dienstag in der Schule ankamen. Auch ein Lehrer berichtet gegenüber "Heute" davon. Paul Nitsche, ein evangelischer Religionslehrer, sagt, er habe zum Zeitpunkt des Amoklaufs keinen Unterricht gegeben und wollte nicht im Schulhaus warten. "Dann hab ich mich halt entschieden nicht zu warten, bis der bei der Tür hereinkommt, sondern über den Gang ins Stiegenhaus abzuhauen", erzählte er.
Dann habe er kurz gesehen, wie der Täter versucht habe, ein Schloss aufzuschießen. "Ich habe mir gedacht 'Das passiert jetzt nicht wirklich'. Dieser Moment immer wieder nachzudenken, ob das wirklich ist, oder nicht, das wird mich noch eine Weile begleiten, obwohl ich nicht in Gefahr war", so Nitsche. Nach dem tödlichen Amoklauf mit elf Toten (darunter der Täter) und elf Verletzten sind mittlerweile alle Verletzten in stabilem Zustand. Das teilte der Krankenhausbetreiber Kages am Mittwoch mit. Neun der Verletzten würden noch auf Intensivstationen in mehreren Krankenhäusern betreut, hieß es.
Der Amokläufer Arthur A. soll ein Video, das er für seine Mutter aufgenommen habe, ihr anschließend geschickt haben. Diese öffnete die Nachricht 24 Minuten später und alarmierte sofort die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihr Sohn jedoch bereits zehn Menschen an seiner ehemaligen Schule getötet. In der Grazer Dreierschützengasse lief bereits ein Großeinsatz mit rund 300 Polizisten. Wie "Heute" aus Ermittlerkreisen erfuhr, wurde an der Wohnadresse des Jugendlichen auch eine Rohrbombe gefunden – diese war jedoch nicht funktionsfähig.
Bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Amoktäters entdeckte die Polizei nicht nur einen Abschiedsbrief, sondern auch das Video, das er für seine Mutter aufgenommen hatte. Er kündigte darin die Tat an und gab an, "aus freien Stücken" zu handeln. Beim Täter, der sich nach der Tat selbst erschossen hatte, handelt es sich um einen 21-Jährigen, der in der Vergangenheit das Gymnasium zwar besucht, aber nicht abgeschlossen hatte. Die Langwaffe und die Faustfeuerwaffe habe der Mann legal mittels eines Waffenbesitzscheines erworben. Er war vor der Tat nicht polizeibekannt.