Mit seiner Mama, seinen älteren Brüdern und einer Katze lebte Arthur A. in einem beschaulichen Vorort von Graz. Nichts deutete bei dem schüchternen, zurückgezogenen jungen Mann darauf hin, dass er unvorstellbares Leid über die steirische Hauptstadt bringen könnte.
Geboren wurde der Sohn einer Steirerin und eines aus Armenien stammenden Vaters in der Oststeiermark. Bis vor sieben Jahren besuchte er dort eine Informatik-Schwerpunktklasse in einer Neuen Mittelschule (NMS). Nach der Übersiedelung – seit der Trennung lebte der Vater nicht mehr im gemeinsamen Haushalt – besuchte Arthur A. erst (bis 2019) eine Wirtschaftsfachschule. Wechselte dann ins Oberstufen-Realgymnasium.
Im BORG Dreierschützengasse, an dem er am Dienstag seinen fürchterlichen Amoklauf mit zehn Todesopfern verübte, besuchte er den Fachbereich für Informations- und Kommunikationstechnologie, war kein guter Schüler und musste wiederholen, ehe er schließlich 2022 ohne Abschluss von der Schule abging.
Es folgten Versuche, durch staatliche Job-Programme am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Vergeblich. Zuletzt hatte Arthur A. 2024 einen AMS-Kurs besucht und in seinem Frust offenbar immer gewalttätigere Gedanken gefasst.
Bei einer Hausdurchsuchung an seiner letzten Meldeadresse wenige Kilometer außerhalb von Graz stellten Sprengstoffexperten der Polizei Dienstagnachmittag eine nicht funktionsfähige Rohrbombe ("Heute" berichtete) sowie offenbar verworfene Pläne für einen Sprengstoffanschlag sicher.
Seine Glock-Pistole und eine Schrotflinte, mit der er zehn Menschen getötet hat, hat Arthur A. legal besessen. Neben den neun getöteten Schülern im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, ist auch eine Lehrerin, die kurz vor der Pensionierung stand, im Krankenhaus ihren schweren Schussverletzungen erlegen.
Bei den sieben Mädchen und drei Burschen handelt es sich – bis auf einen polnischen Staatsangehörigen – um österreichische Staatsbürger. Arthur A. richtete sich wenige Wochen vor seinem 22. Geburtstag in einer Toilette selbst. Insgesamt kamen beim Amoklauf am 10. Juni 2025 in Graz somit elf Menschen ums Leben. Die weiteren elf verletzten Personen sind nach aktuellem Informationsstand außer Lebensgefahr. Bei ihnen handelt es sich um Verletzte im Alter von 15 bis 26 Jahren. Sie stammen aus Österreich, Rumänien und dem Iran.
Doch warum wurde Arthur A., dieser unscheinbare Bursch, zum Massenmörder? Er sei als Schüler gemobbt worden, wurde anfangs kolportiert. Ermittler sagen nun: Sichergestellte Abschiedsbriefe und ein Video an seine Mutter lassen kaum Rückschlüsse auf ein mögliches Motiv zu. Er habe "aus eigenen Überlegungen" gehandelt. Bei Mama und Brüdern entschuldigte er sich für seine fürchterliche Tat. Die geschockte Mutter sah den Clip 24 Minuten, nachdem ihr Bub ihn ihr aufs Handy geschickt hatte, alarmierte sofort die Polizei – doch da war es bereits zu spät...
Die meisten Schüler, die vom Amoklauf von Graz betroffen sind, kannten Arthur A. nicht einmal. Doch "Heute" konnte mit dem letzten Sitznachbarn des Amokschützen sprechen, der von November des Vorjahres bis zum heurigen Jänner noch eine Berufsschule im Umland von Graz besuchte.
"Er war ruhig und schüchtern. Zuerst haben wir wochenlang nichts miteinander gesprochen. Aber nach einer Zeit habe ich mich trotzdem gut mit ihm verstanden", erinnert sich der Lehrling. Dass der zurückhaltende Bursche zu solch einer Tat fähig war, macht auch ihn völlig fassungslos. "Es hätte genauso mich treffen können", so der Grazer.