Wahnsinnstat in Graz

Alarm um Punkt 10 Uhr – das Protokoll des Amoklaufs

In Graz erschoss ein 21-Jähriger an einem Gymnasium zehn Menschen, tötete sich danach selbst. Das Motiv des Amoklaufs war wohl Mobbing.
David Huemer
10.06.2025, 20:01

Ein Amoklauf am BORG in der Grazer Dreierschützengasse sorgt landesweit für Entsetzen. Um Punkt zehn Uhr gingen am Dienstag in der Landeswarnzentrale mehrere Notrufe ein. Anrufer berichteten über Schüsse und Schreie am Grazer Gymnasium. Mit einer Schrotflinte und einer Pistole soll ein 21-Jähriger in zwei Klassenräumen das Feuer eröffnet haben. Neben Schülern soll der Mann aus dem Bezirk Graz-Umgebung auch Lehrer ins Visier genommen haben. Der Tatverdächtige dürfte die betroffene Schule in der Vergangenheit selbst besucht, jedoch nicht abgeschlossen haben.

Sofort eilten mehrere Polizeistreifen zum Einsatzort. Wenige Minuten darauf trafen auch Kräfte der Spezialeinheit Cobra am Gelände der Bildungseinrichtung ein. Der Nahbereich der Einsatzörtlichkeit wurde umgehend abgeriegelt. Schwer bewaffnete Polizisten suchten das Gebäude akribisch ab. In einer Toilettenanlage wurde kurz darauf der mutmaßliche Schütze leblos aufgefunden. Er soll sich nach seiner Wahnsinnstat mit einer Waffe selbst gerichtet haben.

Einsatzkräfte entdeckten immer mehr Opfer

Ein Großaufgebot eintreffender Rettungskräfte begann daraufhin umgehend mit der Versorgung aller Opfer. Für neun Menschen, sechs weibliche und drei männliche Personen, kam jedoch jede Hilfe zu spät, sie erlitten bei dem Angriff tödliche Verletzungen und verstarben noch vor Ort. Ob es sich bei den Todesopfern ausschließlich um Schüler oder auch Lehrkräfte handelt, ist bisher nicht bekannt.

Am Nachmittag ist schließlich eine Frau im Spital ihren schweren Verletzungen erlegen. Ärzte hatten in einer Notoperation vergeblich um das Leben der Erwachsenen gekämpft.

Ein weiterer Mensch schwebt laut derzeitigen Erkenntnissen in akuter Lebensgefahr. Zehn weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt und ebenfalls in Spitäler eingeliefert.

Wohnort von Schützen gestürmt

17 Minuten nach der Alarmierung konnte die Cobra das Gebäude vollständig sichern. Gegen 11:30 Uhr konnte die Polizei schließlich endgültig Entwarnung geben. Seitens der Exekutive hieß es, dass die "Lage gesichert sei" und von "keiner weiteren Gefahr" ausgegangen werden müsse. Kräfte der Kriminalpolizei nahmen daraufhin die Tatortarbeit auf. Neben einer umfassenden Spurensicherung finden auch zahlreiche Befragungen und Vernehmungen statt.

Auch der Wohnort des mutmaßlichen Schützen, der bisher nicht polizeilich in Erscheinung getreten war, wurde von Einsatzkräften durchsucht. Laut "Heute"-Informationen wurde dort ein Abschiedsbrief entdeckt.

Alle evakuierten Schüler und Lehrkräfte wurden in der Zwischenzeit mit Bussen in die nahegelegene Helmut List Halle gebracht. Dort werden sie nun psychologisch betreut, um die schockierenden Bilder zu verarbeiten.

Motiv weiterhin unklar

Über das mögliche Tatmotiv machte die Polizei bisher keine Angaben. Laut Medienberichten soll der Steirer aus Rache gehandelt haben. Demnach soll er sich während seiner Schulzeit als Mobbingopfer gesehen haben – das gab er offenbar auch in seinem Abschiedsbrief an. Weitere Ermittlungen sollen nun Aufschluss über den Auslöser der Tat geben.

{title && {title} } dav, {title && {title} } Akt. 10.06.2025, 20:49, 10.06.2025, 20:01