"Alles ist kaputt"

Amok-Überlebender rührt zu Tränen: "17 Minuten und ..."

"17 Minuten und nichts war mehr wie es war" – Louis (16) hat den Amoklauf in Graz überlebt. Er verarbeitet das Trauma in Form berührender Poesie.
Newsdesk Heute
16.06.2025, 21:40
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Vor nicht einmal einer Woche hat Arthur A. mit seinem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse die Leben von zehn unschuldigen Menschen ausgelöscht.

Vieles ist an jenem Tag zerbrochen, der Schock sitzt bei den überlebenden Kindern, Lehrern und ihren Angehörigen immer noch tief.

Der 16-jährige Louis verarbeitet die 17 Minuten Horror durch Poesie. Der künstlerisch begabte Schüler hat das Unbeschreibliche in Form eines emotionalen Gedichts zu Papier gebracht. Der Sender Puls24 veröffentlichte seinen Text Montagnacht.

Der Amoklauf-Überlebende will damit das Erlebte mit der Welt teilen und reinen Tisch machen: "[Ich] hab so viele Fake News bekommen, da musste ich was machen. Ich bin auch so froh, dass wir es heil raus geschafft haben", schreibt Louis auf TikTok.

Seine Worte bewegen: "Es hat nur 17 Minuten gebraucht und es hat uns alle verändert. Alles ist so leer jeder will reden aber es gibt einfach keine Antwort. Also ist man still und die Gedanken essen einen auf. Du redest einem aus der Seele", kommentiert eine Userin. Eine andere: "Danke, dass du das aus unserer Sicht geteilt hast. Bin so froh dass es uns gut geht und dass wir da heil rausgekommen sind."

"Alles wird gut. Irgendwann vielleicht"

Louis' berührendes Gedicht über den Amok-Horror in voller Länge:

Der Tag begann wie jeder Tag,
Englisch, ein Referat, ganz normal.
Dann plötzlich ein Knall, ich hielt inne.
Ein Schuss? Nein, das kann nicht sein.

Doch da war noch ein Knall, und Schreie,
Menschen rennen, das Chaos wächst.
Wir kippen die Tische, drücken uns fest,
Ganz hinten im Raum, die Angst ist echt.

Die Lehrerin schließt die Tür, verriegelt,
Wir halten uns fest, die Tränen fließen.
Eine ruft die Polizei, ihre Hände zittern,
Ich denke nur: "Sind das unsere letzten Minuten?"

Mehr Schüsse, Schreie, dann plötzlich Stille,
Diese Stille... sie fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
Sirenen heulen, Schritte draußen,
Hoffnung mischt sich mit blanker Angst.

Die Polizei kommt, bricht Türen auf,
Unsere Tür... wir dürfen hinaus.
"Alles gut bei euch?", fragt eine Frau,
Aber alles ist kaputt, nichts fühlt sich gut an.

"Nehmt, was ihr braucht, geht mit erhobenen Händen."
Wir gehen, sehen Blut überall.
Zerbrochene Türen, zerbrochene Leben,
Und in meinem Kopf nur: "Das kann nicht echt sein."

In der Halle warten wir, so viele fehlen,
Was ist mit meinen Freunden? Wo sind sie?
Dann kommt die Nachricht: Der Rest wurde getroffen
Meine Klasse, meine Freunde, sie sind nicht mehr hier.

Die Angst bleibt, die Stille schreit,
Ich wiederhole: "Alles wird gut. Irgendwann vielleicht."

17 Minuten und nichts war mehr wie es war

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 16.06.2025, 22:09, 16.06.2025, 21:40