Unfassbare Trauer in Graz. Die Schüsse, die Panik, das Blut, Blaulicht und schwerbewaffnete Beamte – nicht nur bei den Überlebenden bleiben Erinnerungen, die sie nie vergessen werden.
Das ganze Land frag sich auch Tage später, wie diese Horror-Tat passieren konnte – und ob sie vielleicht verhindert werden hätte. Fest steht: Wahnsinnige Wut und krankhafte Gewalt- und Rache-Fantasien ließen den introvertierten Online-Gamer Arthur A. (21) am 1. Juni zum eiskalten Killer werden.
Unfassbar tragisch: Seinen Frust ließ der Täter, der sich selber richtete, an Unschuldigen aus. Alle Schüler, die vom Amoklauf betroffen sind, kannten den schmächtigen Schützen als Mitschüler nicht einmal. Und es bleibt selbst ungeklärt, ob die tote Lehrerin den Burschen je unterrichtet hatte.
"Heute" konnte mit einem ehemaligen Mitschüler des Amokschützen sprechen, der von November des Vorjahres bis zum heurigen Jänner über einen AMS-Kurs noch eine Berufsschule im Umland von Graz besuchte.
"Arthur war ruhig und schüchtern. Der Platz neben ihm war am ersten Schultag frei, ich setzte mich zu ihm. Zuerst haben wir wochenlang nichts miteinander gesprochen. Aber nach einer Zeit habe ich mich gut mit ihm verstanden", erinnert sich der 22-Jährige.
Dass dieser zurückhaltende Bursche zu solch einer Tat fähig war, ist für den Schulkollegen weiterhin schwer zu fassen. "Es hätte genauso mich treffen können", meint der Grazer zu "Heute".
Nie im Leben hätte er ihm so etwas Furchtbares zugetraut. "Er erzählte mir oft von seiner Katze, die er sehr liebte, sprach wenig."
Über seine Schulzeit im Gymnasium und mögliches Mobbing unterhielten sich die beiden Sitznachbarn ein einziges Mal. "Da waren ungute Leute", soll der spätere Schütze kryptisch zum Schulkollegen gesagt haben – mehr nicht.
Auch sonst gab Arthur A. selten Details aus seinem Privatleben preis. Die einzigen Hobbys, die er mit seinem damaligen Freund teilte: "PC- oder Fußball spielen draußen – allerdings sagte er, er spiele immer alleine. Da hat er mir leidgetan", so der Lehrling zu "Heute".
Nach der Schule soll der kleingewachsene Bursche mit den zerzausten Haaren immer seine Kopfhörer reingesteckt haben und sei mit gebückter Haltung direkt nach Hause gegangen. Zuletzt sahen sich die beiden jungen Männer am letzten Schultag der Berufsschule am 31. Jänner.
Dass Arthur Monate später zum größten Massenmörder der österreichischen Kriminalgeschichte werden sollte, lässt den Schulfreund erschaudern.