Ein junger Mann, ein dunkles Kapperl tief ins Gesicht gezogen, ein Rucksack in der Hand – so verließ Arthur A. (21) am Morgen des 10. Juni seine Wohnung in Kalsdorf bei Graz. Wenige Stunden später war er tot – und mit ihm zehn unschuldige Menschen.
Der junge Mann galt als Sonderling, einer, der nicht gegrüßt werden wollte, der den Blick stets senkte, um Gesprächen zu entgehen. Obwohl intelligent, blieb er zweimal in der Schule sitzen. Schuld war nie er selbst – sondern Lehrer, die ihn, seiner Meinung nach, ungerecht behandelt haben, und Mitschüler, die ihn ignoriert haben.
Was folgte, ist die Geschichte eines sozialen Abstiegs. Bundesheer-Aufnahme gescheitert, Lehre abgebrochen, beim AMS gemeldet. In seiner Wut flüchtete sich Arthur in eine virtuelle Welt – samt Gewaltspiele.
Schon als Kind sei er "ein bisschen anders" gewesen, erzählt ein früherer Mitschüler gegenüber der "Kronen Zeitung". Traurig, verschlossen, mit niemandem wirklich befreundet. Statt Fußballplatz lieber Bildschirm. Sein Lieblingsspiel: "SimCity" – später dann Shooter-Spiele.
Doch er hatte auch einen Vertrauten. "Arthur und ich waren wie Brüder", so der 22-Jährige zur "Krone". Gemeinsam träumten sie davon, mit ihrem "Sniper-Talent" reich zu werden. Während sein Freund irgendwann absprang, driftete Arthur weiter ab. Seine Mutter bezeichnete ihn laut der Tageszeitung als "kleinen Prinzen".
Spätestens Ende 2024 reifte der mörderische Plan. Acht Stunden täglich trainierte er das Töten – am PC. Dazu Schießübungen im Verein, Bauversuche mit Rohrbomben, Psychotests für einen Waffenschein. Der Sachverständige fiel auf seine gespielte Freundlichkeit herein. Am 5. Juni durfte er völlig legal eine Pistole kaufen.
Nur fünf Tage später, am 10. Juni, schlug er zu. Er betrat seine alte Schule, sperrte sich in eine Toilette, schickte seiner Mutter ein Video. In der Aufnahme bedankte er sich für ihre Fürsorge und bat, für seine Katze zu sorgen.
Dann zog er seine Waffen, setzte ein Headset und eine Schutzbrille auf und rannte los. Sieben Minuten dauerte sein Amoklauf. Als er Sirenen hörte, schloss er sich auf einem WC ein und tötete sich selbst.
"Keiner von uns hat ihn je für einen potenziellen Killer gehalten", sagt sein ehemaliger Kumpel zur "Krone". Dabei hatte Arthur A. seinen Amoklauf akribisch geplant – und zwar schon monatelang.
Auch in WhatsApp-Gruppen ehemaliger Mitschüler tauchte sein Name laut "Krone" bald nach der Tat auf. "Arthur, lebst du eh noch?", schrieb jemand – halb im Spaß. Als sein Bild in den Medien auftauchte, war die Erschütterung groß.
"Wir sind alle zutiefst geschockt", so sein ehemaliger Gamer-Freund – und mit ihm ganz Österreich.