Am Dienstag, dem 10. Juni 2025, kehrte Arthur A. (21) an jenen Ort zurück, der für ihn zum Symbol seines persönlichen Scheiterns geworden war: das BORG in der Dreierschützengasse, ein Gymnasium in Graz. Um 9.43 Uhr betrat er das Gebäude, verschanzte sich auf einer Toilette – und startete Minuten später ein brutales Massaker.
Mit Pistole und abgesägtem Gewehr bewaffnet, stürmte er zwei Klassenzimmer. In nur sieben Minuten erschoss er neun Schüler und eine Lehrerin, elf weitere Personen wurden schwer verletzt. Als die Polizei eintraf, beging der Täter Suizid.
Arthur galt als Einzelgänger. "Er war halt ein bisschen anders", sagt ein ehemaliger Schulkollege zur "Kronen Zeitung". Weniger gesprächig, weniger lustig, weniger kontaktfreudig. Er habe kaum Freunde gehabt, lieber allein vor dem Computer gesessen. Zunächst waren es Aufbau-Spiele wie "SimCity", später dann Ego-Shooter.
Dort erschuf der junge Mann Avatare, die ihm selbst ähnelten – und verwandelte sich in der virtuellen Welt vom Kämpfer zum Killer. Einen einzigen Freund hatte er. "Arthur und ich waren wie Brüder", erinnert sich der Kumpel im Gespräch mit der Tageszeitung. Nächtelang hätten sie am Bildschirm Feinde beseitigt. "Und ja, wir waren oft die Sieger."
Der gemeinsame Traum: Als professionelle PC-Sniper Geld verdienen. Laut Aussage seines früheren Freundes wollten die beiden "bis zu 50.000 Euro monatlich verdienen." Doch während Arthur von seiner Mutter mit Hochleistungs-Hardware ausgestattet wurde, verweigerten die Eltern seines Kumpels teure Geräte.
Im Jahr 2018 zog Arthur mit seiner Mutter dann von der Oststeiermark nach Kalsdorf bei Graz – in der Hoffnung auf einen Neustart an einer IT-orientierten Schule. Doch der Plan scheiterte. Arthur blieb Außenseiter, blieb erfolglos – trotz hoher Intelligenz. Zweimal blieb er sitzen, fühlte sich von Lehrern und Mitschülern ungerecht behandelt. "Er meinte, das sei ihm egal", sagt sein Freund der "Krone". "Ich spürte, dass das nicht so war."
Was danach folgte, war ein Absturz ins Dunkel. Nach einem gescheiterten Bundesheer-Test, einer abgebrochenen Lehre und Arbeitslosigkeit meldete sich Arthur Anfang 2025 beim AMS. Zur selben Zeit begann er laut Ermittlungen mit der minutiösen Planung des Anschlags.
Er trainierte täglich mit Ego-Shootern, trat einem Schützenverein bei, sah Videos über School-Shootings und bewunderte Täter. Er versuchte sogar, eine Rohrbombe zu bauen – ohne Erfolg. Parallel bereitete er sich auf die waffenrechtliche Untersuchung vor – und täuschte den Gutachter erfolgreich. Am 5. Juni kaufte er legal eine Pistole und Munition.
Am Tag der Tat verschickte er ein Video an seine Mutter, bedankte sich für ihre Fürsorge und bat: "Bitte kümmer dich um meine Katze." Dann zog er los. Aus Unterlagen geht hervor, dass er noch mehr Menschen töten wollte. Das Massaker hätte noch größere Ausmaße annehmen können.
Nach Bekanntwerden der Tat tauchte Arthurs Name laut "Krone" in einer WhatsApp-Gruppe ehemaliger Mitschüler auf. "Handelt es sich vielleicht um unseren Arthur?", schrieb einer. Andere witzelten: "Arthur, lebst du eh noch?" – ohne zu wissen, dass er sich nach dem Amoklauf selbst gerichtet hatte.
"Wir waren alle zutiefst geschockt", sagt Arthurs Freund in der "Krone". "Keiner von uns hat ihn je für einen potenziellen Killer gehalten."