Zeitreise

Der Herbst ist da: Düstere Schau startet in Albertina

Ab 19. September zeigt die neue Ausstellung "Gothic Modern", wie sehr die Moderne von mittelalterlicher Kunst geprägt wurde.
Heute Entertainment
18.09.2025, 14:41
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In der Albertina werden ab morgen die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts und die ersten des 20. mit Werken aus dem Mittelalter in Beziehung gesetzt. In der großen Herbst-Schau "Gothic Modern" werden mehr als 200 Bilder von über 50 Künstlern gezeigt. "Sie haben sich nicht neu erfunden ohne jegliche Anbindung an die Vergangenheit", erklärte Albertina-Direktor Ralph Gleis am Donnerstag.

Viele Maler wie Paula Modersohn-Becker, Max Beckmann, Otto Dix, Vincent van Gogh oder Egon Schiele griffen auf Haltungen und Themen zurück, die im Mittelalter eine große Rolle spielten. Es ging um Themen wie Sexualität, Tod oder Glaube – und auch um eine spezielle Ästhetik. Die Modernisten waren oft von der rohen, ausdrucksstarken und unmittelbaren Darstellung des Körpers und des Innenlebens fasziniert. Alte Techniken wie der Holzschnitt oder die Tapisserie wurden ebenfalls wiederentdeckt.

"Es geht um eine gefühlte Parallelität", erklärte Gleis weiter und verwies darauf, dass für die Ausstellung sogar Nationalschätze aus verschiedenen Ländern nach Wien gebracht wurden. Dazu zählen etwa zentrale Werke von Edvard Munch aus Norwegen oder Hauptwerke des Finnen Akseli Gallen-Kallela. Die Schau zeigt, wie breit das 19. Jahrhundert auf die Vergangenheit zurückgeblickt hat. Deshalb werden heute auch Künstler wie Dürer, die eigentlich zur Renaissance gehören, in diesem Zusammenhang mit dem Mittelalter gesehen.

Die jungen Künstler wollten damals aber nicht einfach nachmachen, sondern sich inspirieren lassen und weiterdenken. So wird zum Beispiel bei Van Gogh der Tod rauchend dargestellt, während sich Max Klinger in suizidaler Absicht auf Eisenbahngleise legt. "Man hat das Gefühl einer allgegenwärtigen Sterblichkeit im 20. Jahrhundert oft mit einem Augenzwinkern versehen", so Gleis über einen der Unterschiede zwischen den Epochen.

Natürlich ist die Kunstgeschichte keine Einbahnstraße. "Gothic Modern" zeigt nicht nur, wie die Moderne an die Vergangenheit anschließt, sondern auch, wie modern manche alten Meister wie Hans Holbein, Lukas Cranach oder Hans Baldung Grien wirken. Ihre Werke fügen sich oft nahtlos in die Arbeiten ein, die 500 Jahre später entstanden sind. Modern Gothic eben.

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